Sonntag, 25. August 2013

Das Geheimnis von Helmburg-Teil 16

"Tja",meinte Voss,"Jemand hat dem Doctor Pfefferminzpralinen geschickt,die isst er gern.Nach der Aufschrift und nach dem was er mir eben gesagt hat,ein Dankeschön einer Patientin.Ja,er macht aus seiner Vorliebe Nascherei kein Hehl,ich erinnere mich,auf seinem Schreibtisch eine kleine Schachtel gesehen zu haben,aber man hält sowas ja nicht für wichtig.

Jedenfalls hat er Selma zuerst eine angeboten und als er selber eine nehmen wollte ,lag sie mit verzerrtem Gesicht und sich windend am Boden.Wenn nicht ein Arzt zugegen gewesen wäre,wäre sie jetzt wohl tot."
"Das ist verrückt",sagte ich nachdenklich,während der Komissar die Schachtel einem Kriminaltechniker übergab."Bis eben war er noch Hauptverdächtiger,aber jetzt sind wir wohl wieder am Anfang,das heißt...er weiß auf jedenfall genug über die Medikamentenversuche und ich glaube nicht ,das er sie abgebrochen hat,denn nur so bekommt alles einen Sinn."

"Ja nur jetzt ist nicht gerade der Moment für ein weiteres Verhör,er ist ziemlich fertig."
"Im Gegenteil",widersprach ich,"Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt,denn ich denke er hat jetzt Angst.Wenn es so ist,wie wir denken,kann er auch zwei und Zwei zusammenzählen und ihm wird klar sein,das es wohl nicht der letzte Anschlag auf ihn sein wird.Das gibt uns die Möglichkeit ihn unter Druck zu setzen."
*
"Unfug,"rief Möller aufgebracht,"Das ist nicht wahr,sie irren sich"
"Und warum hätte man sie sonst umbringen sollen?",entgegnete Komissar Voss
"Und kommen sie mir nicht mit der Ausrede einer Verwechslung,das können sie ihrem Friseur erzählen.Ich warne sie,wir können sie nur schützen,wenn sie jetzt reinen Tisch machen!"

Möller ging einige Minuten im Büro auf und ab,dann setzte er sich an seinen Schreibtisch,seufzte tief und begann:
"Also gut,ich werde alles sagen.Als mir mitgeteilt wurde,das meine Versuche nicht mehr unterstützt wurden und sofort beendet werden sollten,war ich am Boden zerstört.Ich war von meinen Forschungen überzeugt und wollte nicht einfach aufgeben.Ich führte sie im Geheimen weiter."
"Mit Hilfe von Selma",warf ich ein.
"Ja,genau,sie ging mir zur Hand .Wir machten Fortschritte und ich wagte es das Medikament an einem Menschen auszuprobieren.An Lydia Braun.Sie müssen wissen ,das sie auch ein Herzleiden hatte,nicht schlimm,ein paar Tabletten reichten,aber ich glaubte ,nach meiner Behandlung brauchte sie auch die nicht mehr."

"Aber es ging schief",ergänzte ich,denn ich begann zu verstehen"Sie starb daran,und um das zu vertuschen,täuschten sie Selbstmord vor.Das erklärt,warum ihr Tod nicht recht in die Reihe der Morde passen wollte ,er gehörte gar nicht dazu,denn es war kein Mord,es war,im weitesten Sinne ein Unfall,für den sie sich werden verantworten müssen"

Er nickte
"Natürlich,aber mit den Morden habe ich nichts zu tun,das müssen sie mir glauben."
"Das wollen wir gerne",meinte Voss"Aber sie müssen schon zugeben,das sie ein gutes Motiv haben.Einzig der Anschlag auf sie passt nicht ins Bild,obwohl sie auch nicht der Erste wären,der mit einem fingierten Anschlag von sich ablenken will.Aber wie dem auch sei,ich halte sie nicht für einen Mörder.Trotzdem möchte ich sie bitten,aufzuschreiben,wo sie die letzten Tage waren."
"Das werde ich",antwortete der Arzt.
*
 "Nun",meinte ich,da hätten wir einen unserer Todesfälle bereits aufgeklärt".
Wir sassen zur Lagebesprechung in meinem Zimmer,weil wir dort am ungestörtesten waren,Lily sass bei uns
"Der arme Doktor Möller,aber er ist bestimmt kein schlechter Mensch",sagte sie
"Nein",meinte ihr Bruder,"das ist er sicher nicht,aber er hat einen schweren Fehler gemacht,und jetzt müssen wir dafür sorgen,das dieser Fehler nicht tödlich wird."

Sein Handy klingelte,er wandte sich von uns ab ,sprach ein paar Minuten,legte auf und wandte sich uns wider zu:"Nun,Kollege Hansen,was halten sie von einem kleinen Ausflug nach unten ins Dorf?Katja Block ist aus dem Koma aufgewacht.wenn sie wollen ,können sie mich zu ihr begleiten."
Fortsetzung demnächst hier im Blog

Sonntag, 11. August 2013

Goldfieber in Ostfriesland-oder-Das Vermächtnis des Heinrich Klüterboom-Teil 16

Wir lagen also gerade in Sansibar vor Anker.Damals war die Insel noch unter britischer Herrschaft,aber es lebten hier,und vor allem im Hafen Menschen aller Nationalitäten und Rassen,Schwarze ,Araber,Inder,Chinesen und Europäer.Es war ein Schmelztiegel damals und die Lokale und Casinos gut besucht.

Ich ging über den Basar im Hafen und kam dabei zu einem Händler,der Antiquitäten und Souveniers verkaufte.An seinem Stand sah ich etwas,das mir sofort gefiel:Ein wunderschönes ,altes Schiffsmodell.Als ich näher herantrat,stockte mir der Atem.Ein ähnliches Modell hatten wir zuhause gehabt(genau genommen wurde dadurch meine Leidenschaft für Schiffsmodelle geweckt.).Es war die "Cayenne",auf der Frans-Ubbo nach Amerika ausgewandert war.

Es war klar,das ich dieses Modell haben mußte und nach zähen Verhandlungen mit dem arabischen Händler bekam ich es schließlich.
Als ich stolz damit auf die Wilhelmintje kam und in meine Kajüte kam,vergass ich in meiner Euphorie,auf die Stufe zu achten.Ich blieb hängen und stolperte.Das Schiff fiel mir aus der Hand,Krachte auf den Boden und zerschellte.
Ich ärgerte mich natürlich zuerst fürchterlich,aber dann entdeckte ich zwischen den Teilen des kaputten Schiffes etwas,das meine Unachtsamkeit zum Glücksfall machte:Eine Handvoll Schriftrollen.Als ich sie entrollte ,stellte ich zu meiner Überraschung fest,das sie von Frans Ubbo von Klüterboom geschrieben wurden waren.

Aus ihnen entnahm ich ,das Frans tatsächlich von Piraten überfallen worden war,der Überfall aber abgeschlagen werden konnte,allerdings unter schweren Opfern an Männern und in Form eines stark beschädigten Schiffes.
Sie kamen noch bis zu einer kleinen Insel,irgendwo im Pazifik.Dort lief das irreparabel beschädigte Schiff auf Grund und mußte aufgegeben werden.

Von Klüterboom ließ seine Schätze,und einen ganz besondern,vom Schiff auf die Insel bringen und dort in einer Höhle einlagern,in der Absicht es später wieder  abzuholen.Dann bauten er und die verbliebenen Seeleute aus Wrackteilen der Cayenne und einem ihrer Segel eine Schaluppe ,die gerade Platz für die Menschen hatte .-Sie nahmen das nur das Nötigste mit, um durchzukommen.Als erfahrener Seemann hatte Frans kein Problem,die Längen-und Breitengrade,an der die Insel lag,mit Hilfe der Gestirne zu berechnen, und all dies zeichnete er auf.

Die Fahrt mit der Schaluppe ging lange gut ,dann gerieten sie in einen Sturm,wurden abgetrieben und kamen nach Wochen auf Sansibar an.Kurz vor der Insel sank die Schaluppe schließlich und sie mußten den Rest schwimmen.

Völlig entkräftet am Strand liegend,wurden sie von Ordensbrüdern eines naheliegenden Klosters gefunden und gesund gepflegt.Hier baute Klüterboom sein Modell und versteckte die Schriftrollen darin,damit sein Geheimnis gewahrt blieb.

Mit seinen Gedanken war bei seiner Frau und seinem Sohn und wollte nur in die Heimat zurück.Er hatte sogar schon eine Schiffspassage gebucht.Jedoch,wie aus seinen letzten Aufzeichnungen zu ersehen ,Erkrankte er schwer,zumal die lange Zeit mit der Schaluppe auf See,im Sturm und das Schwimmen ans Ufer seine Gesundheit so stark angegriffen hatte ,das er anfällig für Krankheiten war.

Nachforschungen auf der Insel ergaben schließlich,das er am 15.August 1697 an Malaria hier gestorben war.Auf einem alten verwitterten Friedhof,hinter den Ruinen eines kleinen Klosters,fand ich schließlich auch sein Grab,geschmückt von einem schlichten Steinkreuz.

Bei den Schriftrollen war auch eine kleine Seekarte mit Präzisen Längen und Breitenangaben der Insel und Ortsbezeichnungen die zur Höhle führten.Nachdem meine Mannschaft bereit war den Umweg zu machen,Waren hatten wir geladen und wir lagen gut im Zeitplan,fuhren wir hin.

Die Höhle fanden wir,dank der präzisen Angaben schnell,fanden den Schatz und luden ihn auf´s Schiff(genau genommen mußten wir noch ein zweites Mal kommen ,um alles zu holen).Auch den besonderen Schatz.

Welch ein Stolz erfüllte mich ,endlich diese Generationen übergreifende Aufgabe erfüllt zu haben.Natürlich bekam auch die Mannschaft ihren Anteil(Wenn das der Reeder gewußt hätte,aber wir hatten nachts mit einem Beiboot diese besondere Fracht gelöscht,glücklicherweise war auch der Zoll damals nicht,was er heute ist.)
.
Tja ,und so bin ich damals an meine Reichtümer gekommen und der größte Schatz der Familie Klüterboom war wieder zu ihr zurück gekehrt und die Stunde,da er aus der Vergangenheit hervortritt und seine Aufgabe erfüllt, ist bald gekommen. 



Fortsetzung folgt auf diesem Blog

Samstag, 10. August 2013

Das Geheimnis von Helmburg-Teil 15

6.

Mein Kopf war voller Gedanken.Kombinierte man das ,was ich belauscht hatte und was Selma mir erzählt hatte,so ergab sich daraus ein eindeutiges Mordmotiv,nämlich,die illegale Weiterführung  der Medikamentenversuche.In diesem Fall war Dr.Möller unser Hauptverdächtiger,aber irgendwie schien das zu einfach.Und eine Sache bekam ich nicht eingeordnet.:Das Motiv für die Morde an Hausmeister Harting und Frau Kläring war klar,sie wurden offenkundig zum Schweigen gebracht,ebenso Agnes und Schwester Inge,aber Lydia Braun,warum mußte die sterben?Hatte sie auch etwas gesehen?oder belauscht wie ich ,oder gab es einen anderen Grund?Ging dieser Mord vielleicht sogar auf ein anderes Konto?

Nun,nach dem Mittagessen wollte Dr.Möller sowieso nach mir schauen,dakönnte ich ihm ein paar Fragen stellen.Ich beschloß bis dahin zu warten.
Nicht lange nachdem ich auf mein Zimmer zurückgekehrt war,kam der Arzt.Er untersuchte mich,maß Blutdruck,hörte Herz und Lunge ab,die üblichen Routineuntersuchungen,und bat,das ich Morgen Früh zum EKG kommen sollte.

Ich erzählte ,wie nebenbei,das ich mit Selma gesprochen hatte
"Selma?,ja die ist sowas wie der gute Geist der Klinik,kümmert sich um alles und ist für alle da.Ich wäre ziemlich hilflos ohne sie."
"Sie hat ihnen auch bei den Forschungen für ihr Medikament geholfen?"
"Ja,sie war dabei eine große Hilfe und hat sehr für das Projekt gekämpft,aber vergeblich."
"Und das Projekt ist gestoppt?"
"Selbstverständlich,da findet gar nichts mehr statt"
"Könnte sie jemand ohne ihr Wissen fort geführt haben?"
"Unmöglich,wie kommen sie darauf?"

Ich erzählte ihm von dem Gespräch,das ich belauscht hatte und glaubte zu sehen,wie sein Gesicht blass wurde.
"Ach Unfug,da müssen sie sich verhört haben."
"Sind sie sicher?"
"Ganz sicher"

Davon war ich nicht überzeugt.
"Können sie mir was über diese Lydia Braun sagen?"
"Danach hat mich Voss auch schon gefragt,aber da kann ich ihnen nicht weiterhelfen,,sie war ja wegen eines Nervenzusammenbruchs hier,daher war sie Dr.Hirschs Patientin ."
"Nun,dann danke ich ihnen"
Der Doctor verabschiedete sich und ging..

Ich wollte mir sowieso die Füsse vertreten,da konnte ich Doch Dr.Hirsch aufsuchen.
Die Psychatrische Station war eine Etage unter meiner. Dr.Hirsch war ein mittelgroßer Mann,Mitte 40 mit halblangem angegrauten Haar,einem runden,weich geschnitten Gesicht und einer Brille mit kleinen viereckigen Gläsern.

Glücklicherweise hatte er gerade Zeit und war bereit mich zu empfangen.Aufmerksam hörte er meinem Bericht über die Mordserie,die natürlich auch ihm nicht verborgen geblieben war.
"Ich wollte mit ihnen über Lydia Braun sprechen",sagte ich
"Lydia Braun,ja,die arme Frau,hatte so gute Fortschritte gemacht,hier sogar einen Mann kennen gelernt und dann das.Ich dachte schon an einen Rückfall,der dann zum Suizid geführt hat,aber das sie ermordet wurde,entsetzlich."
"Ja,was können sie mir denn über sie sagen?"
"Nun,sie kam aus Hannover,hatte wohl so eine Art Burnout.Ich hatte mehrere Sitzungen mit ihr,ordnete ihr an,keinen Gedanken an ihren Alltag zu verschwenden,sonder davon auszugehen,das jetzt ein anderes Leben begann.Nun im Grunde war es auch so.Diese Liebesaffaire war natürlich ein Glücksfall."
"Ja,mit diesem Richard...Garms. Wie ist der eigentlich?"

"Ein liebenswürdiger,gemütlicher Mensch,aber sie können ihn sich selbst ansehen,er ist ja Wirt unten im Dorf."
"Richtig,Danke,werde ich noch tun,Ja danke für ihre Zeit",sagte ich und erhob mich.
"Keine Ursache"entgegnete Hirsch.
Wir verabschiedeten uns und ich ging hinunter.Gegen einen Ausflug ins Dorf war ja eigentlich nichts einzuwenden.

Als ich runter in die Halle kam herrschte dort Aufruhr.Ich sah mich um,was los war,und da kam plötzlich Lily aus der Richtung des Bürotraktes und fiel mir in die Arme."Hey,was ist denn los?,fragte ich"Selma Es ist,...also,man hat einen Mordanschlag auf Dr.Möller unternommen,mit Gift,aber Selma hat´s erwischt,sie ist...,da kommt sie!"

Jetzt erst sah ich den Krankenwagen vor dem Haupteingang und vom Bürotrakt her kamen mehrere Sanitäter mit einer Trage,auf der,mit aschfahlem Gesicht,Selma Blank lag.Hinter ihnen gingen Polizeibeamte und Komissar Voss,der eine Pralinenschachtel trug.Wir gingen zu ihm.

Fortsetzung demnächst auf diesem Blog 

Samstag, 3. August 2013

Der Bremer Stadtkater-Timmy und der Käpt´n

Vorbemerkung:

Dies ist eine erste abgeschlossene Kurzgeschichte um den Bremer Stadtkater Timmy.Ich hoffe ihr mögt sie.Es wird noch mehr davon geben,aber auch andere Kurzgeschichten.So,und nun  geht´s los:


Flirrende Sommerhitze lag über der Bremer Innenstadt,und so auch über den verwinkelten Dächern der schönen mittelalterlichen Häuser des Schnoorviertels.Vor langer Zeit war der Schnoor das Kapitäns-und Schifferviertel Bremens gewesen.Zu jenen Zeiten lag der Hafen von Bremen noch an der Tiefer,und zwar anstatt der gleichnamigen Strasse,und in einem Nebenarm der Weser,der Balge,die dort war,wo heute Strassenbahnen und Busse an der Domsheide halten.Zur Erinnerung heisst die Strasse heute Balgebrückstrasse.
Aber genug der Heimatkunde,wir wollen jetzt zum Helden unserer Geschichte kommen(wenn man ihn denn so nennen kann).
Der war im Moment noch ein kleines schwarzes Bündel,das auf dem Dach,eines der Häuser lag,sich die Sonne auf den Pelz brennen lies und vor sich hin döste.Es handelte sich bei diesem Bündel um eine Katze ,genau gesagt ,einen Kater,der auf den Namen Timmy hörte(wenn er hörte).Seit er denken konnte,hatte er hier im Schnoor gelebt .Seit er denken konnte-das waren knapp zwei Jahre,Menschenjahre wohlgemerkt.Damals hatten ihn seine "Zweibeinigen Dosenöffner",ein mittelaltriges Händlerehepaar,namerns Günther und Elise,als Junges hierher gebracht,und Emma,die alte Katze der beiden ,hatte ihn an Jungen statt angenommen und ihn groß gezogen.
Emma war gütig,warmherzig ,klug und weise,rotbraun getigert mt einem braunem Tupfer auf der weissen Nase.
Aus dem Jungen war so ein stattlicher, jugendlicher Kater im besten Flegelalter geworden,der nun also auf dem Dach lag und den Nachmittag verdöste und verschlief.Gelegentlich warf er einen Blick auf das rege Treiben in den engen Gassen des Schnoor unter ihm.
Da liefen viele zweibeinige Dosenöffner (Katzenbezeichnung für Menschen)herum,große,kleine,die umhertollten und schrien,wie Timmy inzwischen wusste,die älteren Jungen der Zweibeiner(die Jüngeren waren rosig,hatten keine Haare und wurden in rollenden Körbchen umher geschoben),dicke,dünne ,solche mit heller und mit dunkler Haut(was ihn nicht wunderte ,schließlich gab es ja auch schwarze und weisse Katzen)durch den Schnoor und bewunderten die alten Häuser ,die schönen kleinen Läden darin und die kleinen Plätze hier im Viertel.
Offen gesagt,verstand Timmy nicht ganz,warum man um ein paar alte Häuser und Läden so ein Gewese machte,die Speicher und Dachböden mit den Mäusen waren da viel interessanter,aber er war eben auch kein Zweibeiner.Besonders schräg fand er jene mit den fahlgelben Gesichtern,die bei jeder sich bietenden Gelegenheit, einen kleinen Kasten vor die schmalen,mandelförmigen Augen hielten und wenige Minuten später verzückt hineinsahen.Was immer darin war,mußte sie sehr glücklich machen.
Ein Kater hat natürlich dafür wenig Sinn,dennoch war es interessant,das Leben da unten zu betrachten.Er drehte müde den Kopf,und blickte über die umliegenden Dächer,wo er zwischen Grün jenes große Wasser sehen konnte ,das die Zweibeiner Weser nannten,und das sich wie ein gigantisches Band durch die Stadt schlängelte.Timmy war mit Emma schon schon dort gewesen und seitdem interessierte ihn,wohin sich dieses Band schlängelte.,denn wenn man ihm nachsah,verschwand es fern am Horizont,aber es war doch nicht wirklich weg.Sinnend sah er dem Band nach,und da fiel ihm plötzlich ein:Wieso hab eigentlich Emma noch nicht danach gefragt?Sollte ich mal tun,aber erst nach dem Nickerchen.Und so legte den Kopf wieder auf die Vorderpfoten und döste ein.
Als er erwachte,begann die Sonne bereits rotglühend unterzugehen.Die beste Zeit für unternehmungslustige junge Kater!Er gähnte herzhaft,und reckte und streckte seine Glieder,dann trippelte er zu dem Dachfenster,das im Sommer immer offen stand und durch das  er immer auf das Dach kletterte,schlüpfte hindurch und hüpfte behende auf die große Holztruhe,die darunter stand.Dann,nach einem weiteren Hüpfer von der Kiste,durchquerte er den Dachboden und schlüpfte unter der Gittertür durch,die den Raum zwar für Zweibeiner verschloß,für einen gelenkigen ,kleinen Kater,aber kein ernsthaftes Hindernis war.Er lief die Treppen,des ,um diese Zeit leeren, Treppenhauses, hinunter,schoß aus der Tür hinaus und in den Hinterhof.Dort,unter einer alten Eiche saß Emma bei der Fellpflege.
Timmy lief zu ihr hin und rief:"Du Emma,sag mal..."Na",unterbrach sie ihn"willst du nicht auch ersteinmal Fellpflege machen?""Wie?..."Ach stimmt,da war ja noch was"Oh ,natürlich"Und Timmy begann begann sich sorgsam ,das Fell zu lecken."Du sag mal...",leck,leck ",...sag mal,diese Weser...",leck..."wohin...",leck,leck,"...fließt sie eigentlich?"leck.
Emma hielt inne,betrachtete ihn scharf und sagte:"Hmm,das weiß ich auch nicht so genau..."Nanu,dachte Timmy,es gibt etwas ,das Emma nicht weiß?Er war es gewohnt,das sie alles wusste."...aber ich kenne jemanden,der weiss es bestimmt.Was meinst du,sollen wir ihn mal besuchen,Ich glaube ,er ist um diese Zeit noch wach."
Natürlich wollte Timmy ihn besuchen,und so liefen sie los,die enge Gasse entlang und zwischen den Häusern hindurch,auf die Strasse,die Tiefer genannt wurde .Zwar war um diese Zeit nicht mehr viel Verkehr,dieser lärmenden ,stinkenden ,rollenden Kisten,die wie Emma sagte,von den Zweibeinern Autos  genannt wurden,aber dennoch ,beschlossen sie ,bei jenen dreifarbigen Leuchtstangen die Strasse zu überqueren,an denen es auch die Zweibeiner taten.
Zielsicher lief Emma den Weg hinunter zum Wasser und hielt sich Rechts,wo es unter einer Brücke durchging,den Weg am Wasser entlang.Links war eine große Mauer,rechts waren Holzwege,an denen große Hausähnliche Gebilde auf vorne spitz zulaufenden Schüsseln auf dem Waser schwammen,und ,wie Timmy schnell sah,Zweibeiner auf dem Wasser beförderten.An diesem Treiben vorbei,ging es bis zu einer zweiten Brücke,und dort war eine Nische,in die sie hinein schlüpften.
Sie wurde teilweise beleuchtet,weil von oben das Licht einer Laterne hineinschien und Tagsüber wohl die Sonne.Es lagen ein paar Fleischknochen umher,doch ansonsten war es sauber.
Den größten Teil der Nische ,nahm eine große Kiste ein,die schon bessere Tage erlebt hatte.Ihr Holz war ausgeblichen und wurmstichig und auf allen Seiten prangten Aufkleber mit Namen,wie:Sidney,Shanghai,Sansibar,Rio,San Francisco und andere.Die Kiste lag so auf der Seite,das der Deckel ihnen zugewandt war.In diesem Deckel befand sich ein Loch,das so groß war,das Timmy zweimal Platz darin gehabt hätte.
Aus diesem Loch rief eine Stimme:"Wer is dor",und durch das Loch schob sich nun der Kopf eines-Hundes!Genau gesagt war es ein Beagle,der ,so fand Timmy,ähnlich wie seine Behausung schon bessere Tage erlebt hatte.Sein Fell war ein Wenig zerzaust und hier und da fehlte auch ein kleines Büschel.Eines der Schlappohren,hatte eine große Kerbe und über dem linken Auge ,zog sich eine Narbe bis in die Augenhöhle,wodurch deren oberer Teil leicht gespalten wurde.Und doch konnte man seine Haltung würdevoll nennen und die Augen zeigten einen Ausdruck jugendlicher Frische und blickten Wach,aber freundlich auf die beiden Besucher.
"Ach moin Emma,häst dich jo auch lang nech mehr sehn lassen.Und wen brings miär dor mit?"
"Hallo Käpt´n,ja ,bin lange nicht mehr aus dem Schnoor heraus gekommen.Dies ist Timmy,er ist ...sozusagen mein Ziehsohn.Ja,und Timmy,das ist der Käpt´n." "So,so",meinte der so vorgestellte"ischa gediegen,biss´aufoinmal Mudder geworden,und ganz ohne Zutun eines Kaders,obber,nur deswegen biss´jo nech hier odär?""Nun ja,wo du Recht hast,hast du Recht.Weisst du,Timmy ist ja noch jung und unerfahren und er hat eine Frage,die du mit Sicherheit beantworten kannst."Während sie das sagte,blickte der Hund von ihr zu dem kleinen,schwarzen Kater mit den gelblich grünen Augen."Er möchte gern wissen,wohin dieses Wasser fliesst,das sie Weser nennen.""Oh",lachte der Beagle und machte es sich bequem"das ist alles?,Nun ,es fliesst einem,noch viel größerem,Wossär zu,das die Zweiboiner das Meer nennen.""Und ist es sehr groß?",fragte Timmy"So groß,das du wochenläng darauf fohrn kannst,und die ganze Zeit ringsrum nuär Wasser siehst,bissas nächste Land kommt.""Gibt es denn noch andere Länder als Bremen?""Muhahaha",lachte der Hund"Und ob.Sogar sehr viele.Biss wohl noch nech weit gekommen woa?"""Eigentlich nicht viel über den Schnoor hinaus,so bis an die Weser",mußte Timmy ein wenig zerknirscht zugeben."Weiss,warum sie mich Käpt´n nennen?...ach kommt doch moa mit ans Wossär" Und er stand auf und schlüpfte aus der Nische heraus auf die Uferpromenade und stieg das Steinufer hinunter.Emma und Timmy folgten ihm.
Hier,auf den Steinen am Ufer,liessen sie sich nieder und der Beagle erzählte:"Ech bin frühär,da wor ich noch so jung wie du,naja,n´böschn älter als du vielleicht,ja dor bin ich übers Meer gefohrn,mit einer diesär Schüsseln,die die Zweiboiner Schiffe nennen"Dabei blickte er sehnsüchtig auf das Wasser, und einen ,grad vorbeifahrenden ,Binnenfrachter."Moin Herrchen war Kapitän,müsst ihr wissen, und  nahm mich immär mit auf große Fahrt.""Mit sowas da?"fragte Timmy und zeigte auf das Binnenschiff."Nee,Nee,soin Schiff war´n paar Nummern größer.Solche Schiffe findest du da,wo das große Wossär anfängt.hier aufm dem Fluß fohrn die nech.""Und wieso wohnst du jetzt hier?"
Der Hund sah abwesend auf das Wasser und beobachtete die ,in der rotglühenden Abendsonne glitzernden, Wellen ."Als mein Herrchen starb,steckten mich seine Verwandten in die Kiste und brachten mich hieär runtär.Ich höärte noch wie sagten,>Mist,die haben uns noch gefehlt,dann lassen wir sie hier stehen,anstatt sie reinzuwerfen.< Dann Krächte es und die Kiste stand.Sie wollten mich wohl nicht mehr haben.Es war nicht leicht sie in die Nische zu bekommen und dorbei kam dos Loch in den Deckel,und sie so rein,wie sie jetzt steht.Nu ja,und so leb´ich jetzt hier.Immerhin,ech bin am wossär und Fudder finde ich auch immer,man is joa einfallsreich."
Nun wurde auch Timmy´s Stimmung etwas Melancholisch und er blickte ebenfalls aufs Wasser.
Es war Emma,die das Schweigen brach."Seht mal da",sagte sie und wies mit der Pfote schräg nach hinten.Da am Ufer,das ist doch auch ein Schiff,nicht wahr?""Noin,Rudärboot nennen sie es",meinte der Käpt´n,offenkundig froh wieder über Schiffe reden zu dürfen.
Dort,kurz vor der Brücke am Ufer,lag in der Tat ein kleines Ruderboot,vertäut an einem ,im Wasser stehenden Pfahl,der ziemlich morsch wirkte,und schaukelte im Rythmus der Wellen.Aber nicht nur der Pfahl,auch das Boot machte nicht mehr den frischesten Eindruck.
"Timmy,hast du es auch ges...Timmy!"Emma stockte.Natürlich hatte Timmy das Boot auch gesehen und war sofort hinunter gelaufen,um es zu erkunden.Mit einem Satz war er  hinein gesprungen und beschnupperte ausgiebig dieses Boot.Das Holz roch nach Wasser , Moder  und Teer,diesen Geruch nach Teer kannte er von Günthers Ausbesserungsarbeiten am Dach."Timmy,komm da raus!",rief Emma "Ja,komm raus",unterstützte sie der Käpt´n"Das Ding sieht ziemlich Morsch aus,das kann gefährlich werden!" Timmy drehte sich zu ihnen und rief :"In Ordnung,einen moment n..."Krach!,Ein größeres Schiff war eben vorbeigefahren und hatte größere Wellen ausgelöst,.Eine besonders große Welle war unter das Boot gefahren,hatte es aus dem Wasser gehoben und gegen das Ufer geschleudert,und wieder zurück ins Wasser .Dabei wurde Timmy wild durchs Boot geschleudert und prallte mehrmals gegen eine Wand.Ein paar Sekunden blieb er benommen liegen,dann schüttelte er sich,ging zur dem Ufer zugewandten Seite des Bootes ,hüpfte auf die Sitzbank und lukte über den Rand.Und erschrak.Als das Boot auf das Ufer geschleudert wurde ,mußte es gegen den ,sowieso schon morschen, Pfahl getrieben worden sein und ihn zerbrochen haben.So trieb das Boot nun auf dem Wasser und trieb vom Ufer ab.Timmy Angst steigerte sich noch,als er bei einem Blick nach hinten feststellte,das, das Boot bei dem Stoß offenbar auch noch Leck geschlagen war und sich langsam mit Wasser füllte.
"Timmy,Timmy",schrie Emma vom Ufer aus "Spring raus und schwimm ans Ufär .Jetzt geht es noch",rief der Käpt´n..Beide folgten am Ufer dem Boot"Ins Wasser springen?",rief Timmy starr vor Schrecken,aber ich kann doch gar nicht schwimmen."Dich ans Ufer paddeln wirst du doch noch können!" ,Timmy wusste nicht was schlimmer war.Mit dem Boot weiter abzutreiben und irgentwann unterzu gehen oder ins Wasser zu springen und zu schwimmen.gut,nass würde es in beiden Fällen werden.
Währenddessen liefen Hund und Katze am Ufer entlang und sahen angstvoll dem treibenden Boot nach."Vielleicht sollten wir die Zweibeiner auf uns aufmerksam machen",schlug Emma verzweifelt vor und lief zu einigen Passanten denen sie zurief:"Hilfe,mein Timmy treibt ab""Ja ,er wird untergehen und ertrinken",ergänzte der Käpt´n.Unglücklicherweise klang das aber für die Zweibeiner nur wie Miau,miau und Wau,wau,sodas  die  Passanten sie nur erstaunt oder ärgerlich ansahen und weitergingen.Blöde Kommunikationsprobleme mit den Zweibeibeinern!
In der Zwischenzeit war Timmy zu der Erkenntnis gekommen,das das Hinausspringen und ans Ufer schwimmen wohl von zwei Übeln das Kleinere war.So kletterte er vor sichtig auf den Rand und sah auf dasWasser.Jetzt mußte es sein,sonst war es zu spät.Das Boot war inzwischen beträchtlich mit Wasser gefüllt.
Also dann!Wumms!Wieder war eine Welle unter das Boot geschlagen,erneut ein Schiff vorbeigefahren war.Das Boot wurde wieder in Richtung Ufer geworfen und Timmy,der auf dem Rand gesessen hatte wurde hoch durch die Luft geschleudert."Miachrrr",schrie er als er dem Ufer zuflog und Platsch-Kopfüber ins Wasser fiel.Er drehte sich und stampelte.Sollte es das jetzt schon gewesen sein ?Ertrunken in der Weser?Da wurde er von zwei kräftigen Kiefern am Nacken gepackt und fühlte sich aus dem Wasser gezogen.Er konnte wieder sehn und sah sich hängend dem Ufer zuschwimmen.Er versuchte den Hals zu drehen,um zu sehen ,wer ihn da trug.Es war der Käpt´n .Schon waren sie am Ufer angelangt.Der Hund stieg aus dem Wasser,kletterte das Ufer hoch und legte ihn schliesslich ab-vor Emma ,die am Ufer gewartet hatte.Emma funkelte ihn an,während sich der Käpt´n schüttelte."Tut auchma ganz gut so´n Bad",sagte er und zwinkerte Timmy zu"Hascha man ganz schön Glück gehabt bei deiner ersten Havarie""Ich hatte dir doch gesagt,du sollst da raus gehen"sagte Emma scharf.Dann lächelte sie verschmitzt."Nun,ich will jetzt nicht mehr schimpfen.Ich glaube dieses Bad war dir Lehre genug."Timmy fühlte eine Mischung aus Wut und Beschämung,aber das einzige ,was er hervorbrachte war:"Ich hasse Wasser"
"Na na",lachte der Käpt´n,"wirst es schon noch schätzen lernen .Hass ja alle Anlogen für´n zünftigen Seemann,nur von morschen Pödden,wie dem da solltes du dich in Zukunft fernhalten.""Tja Käpt´n,"meinte Emma,bei der die Erleichterung über den guten Ausgang des Abenteuers mittlererweile überwog "Ich denke wir müssen jetzt gehen.Timmy muss sich erstmal erholen und säubern.Wir plaudern ein anderes Mal weiter""Ja,aber sicher"sagte der Käpt´n vergnügt"könnt mich gern wieder besuchen."Sie nahmen Abschied.Der Käpt´n ging zu seiner Nische zurück,Emma und Timmy folgten dem Weg zum Schnoor.Die frische Luft hatte ihn wieder klar im Kopf werden lassen und die Schmerzen in seinem,gegen die Bootswände geschleuderten Körper  liessen nun auch nach.
Später,als es schon dunkel war,saß er wieder oben auf dem Dach,genoss die laue Sommernacht und die Luft,die erfüllt war,vom süssen Duft von Blüten und sah zu jenem dunklen Band,der Weser hin,folgte ihm bis zu der Stelle,wo der sternenklare Hilmmel sich über sie wölbte und sie scheinbar begrenzte,und dachte an andere Länder.Das wäre heute zwar fast schief gegangen,aber seine Lust,die Dinge ausserhalb des Schnoors  zu erkunden, war geweckt.Was gab es da noch alles für einen jungen Kater zu sehen?Und er legte sich hin und träumte von der Welt da draussen.
ENDE