Sonntag, 21. Dezember 2014

Herr Nikolaus hat Stress, oder aus dem Alltag eines Weihnachtsmanns

24. Dezember, Morgens am Nordpol. Schnee bedeckt die Landschaft. Große ,stattliche Tannen, Fichten und Lärchen wechseln sich ab mit Laubbäumen, dazwischen weite Ebenen ,die mit spärlichen Gräsern und flechten und Büschen Bewachsen sind. Und mitten darin, eine hell erleuchtete kleine Stadt. Darin wieder ein stattliches , festlich geschmücktes Gebäude ,das von prächtigen, von Schmuck glitzernden Tannen gesäumt ist.

Fleißige kleine Gestalten in gestreiften Gewändern ,mit spitzen Ohren und roten, grünen ,blauen und gelben Mützen ,sind geschäftig dabei unzählige bunte Pakete zu packen, und sie in einen großen Sack zu stecken, den sie anschließend zu einem großen ,prächtigen Schlitten bringen, vor dem bereits sechs Rentiere angespannt sind, von denen eines eine rote Nase hat.
In einem Raum im Obergeschoß besagten Gebäudes steht eine große, massige Gestalt in einem roten Mantel vor dem Spiegel ,und betrachtet sich kritisch, zupft hier und da den Mantel und die rote Hose zurecht ,und betrachtet den breiten schwarzen Gürtel und die schwarzen Stiefel.

„Gut, das ich das Jahr über ein wenig abgenommen habe. Es wurde letztes Jahr doch ein wenig eng“, meint Herr Nikolaus ,betrachtet sich noch einmal , setzt dann die rote Mütze auf, sieht sich noch einmal an, nickt, und schickt sich an, die Treppe hinunter zu steigen, und zu seinem Schlitten zu gehen.

Während er herunter geht grummelt er vor sich hin, welch einen neumodischen Firlefanz sich die Kinder heutzutage wünschen. Was ist bloß aus den Zeiten der guten alten Holz-Eisenbahn geworden? Des Teddys, der Puppe? Aber so ändern sich eben die Zeiten.
Herr Nikolaus geht nach draußen zu seinem Schlitten, wo seine Weihnachtselfen auf ihn warten. Er wählt Zehn von ihnen aus ,ihn zu begleiten.

 Ja nun, auch der Weihnachtsmann kann Heute nicht mehr alles allein machen. Ein Bisschen was muss man schon delegieren. Streng genommen gibt´s auch nicht nur einen Weihnachtsmann. einer allein kann ja nicht alle Kinder der Welt versorgen.

Sie besteigen den Schlitten, und fliegen los. Über verschneite Landschaft, schneebedeckte Baumwipfel und Berge geht es dem Ziel, der großen Stadt, den Orten der Menschen entgegen.
Langsam kommen immer mehr Häuser in Sicht, deren Vorgärten festlich geschmückt sind. Man muss es diesen Menschen lassen ,sie lassen sich da wirklich was einfallen. Letztes Jahr  hat er erstaunt gezuckt, als er einen anderen Weihnachtsmann die Wand eines Hauses empor klettern sah .Er stellte allerdings schnell fest,das es sich lediglich um eine leuchtende Nachbildung seiner selbst handelte.

Sie landen auf einem Dach ,und die Elfen verwandeln sich in Herr Nikolaus Ebenbild, nehmen sich Geschenke, und schwärmen zu den Häusern aus. Herr Nikolaus nimmt sich das  Haus vor, auf dessen Dach sie gelandet sind, und zwängt sich in den Schornstein.

„Wer hat eigentlich diese abartige Tradition erfunden, das der Weihnachtsmann durch den Kamin ins Haus kommen soll?“ ,brummt er. „Wirklich gut, das ich ein wenig abgenommen habe“
Er verteilt die Geschenke und will gerade wieder nach Oben gleiten, als plötzlich die Tür klappt, sich Taschenlampenlicht auf ihn richtet, und eine Stimme barsch ruft: “Keine Bewegung, Polizei!“
Na Prima! Natürlich könnte er dank magischer Fähigkeiten einfach verschwinden, aber das würde zuviel aufsehen erregen. Also hebt er die Hände, und lässt sich fest nehmen.

Man nimmt ihn mit ins Polizei-Präsidium, wo er von dem Beamten verhört wird, der ihn festgenommen hat. Kommissar Rahn steht nur wenige Monate vor der Pensionierung .Er ist ein Mann von ähnlich massiger Gestalt wie Herr Nikolaus, mit grauem Haarkranz und gutmütigem, runden Gesicht. Gutmütig wirkt er jetzt grade aber nicht.

„In Ordnung“, meint er kurz angebunden. „Name?“ ,und macht sich bereit zu schreiben.
„Nikolaus“, sagt Herr Nikolaus „Sie können auch Weihnachtsmann sagen“
Rahn schaut missmutig auf.
„Okaay“, sagt er gedehnt „Ich hab´ ja auch Humor, aber sehr begrenzt. Also noch mal, wie ist ihr Name?“
„Hab ich ihnen doch schon gesagt, Nikolaus oder Weihnachtsmann“
„Ihnen ist schon klar, das sie wegen Einbruchs hier sind. Sie wollten doch in dem Haus was klauen“
„Klauen? “,fragt Herr Nikolaus erstaunt. „Nein, ich habe Geschenke gebracht, wie der Weihnachtsmann das halt tut“
„Ja,Ja ,Geschenke gebracht, das hätte ich jetzt auch gesagt. Eine originellere Ausrede haben sie wohl nicht“ ,sagt der Kommissar, und starrt Herrn Nikolaus böse an.
„Wieso Ausrede? Ich bin der Weihnachtsmann, und zu Weihnachten durch die Kamine in die Häuser zu steigen und Geschenke zu verteilen ist mein Job. Zu gegeben, ich würde ja auch gern auf etwas zivilisiertere Weise reinkommen, aber Tradition ist nun mal Tradition. Ich habe den Eindruck, sie haben ihren Glauben an den Geist der Weihnacht verloren “
Rahn sieht sein Gegenüber düster an.

„Meinen Glauben habe ich schon früh verloren. Als ich klein war ,war ich Fußball- begeistert ,und habe mir sehnlichst einen Leder-Fußball mit Autogrammen der 54´Weltmeister gewünscht.Ich habe vor dem Haus gestanden, und nach ihnen, ich meine dem Weihnachtsmann Ausschau gehalten, aber ich habe ihn nie bekommen, statt dessen ist mein Großvater an Heiligabend gestorben. Da habe ich aufgehört zu glauben.“

„Oh, das tut mir sehr Leid“, sagt Herr Nikolaus mitfühlend, aber ich glaube , das mit dem Ball lässt sich grade biegen, wenn ich hier raus bin.“
„Reden sie keinen Unsinn! Und nun Schluss damit. Wie ist ihr Name, der richtige !“
Herr Nikolaus seufzt“ Mein Name ist Nikolaus oder Weihnachtsmann“
„Grrmpf, dann werden sich ja freuen ein paar Bekannte zu treffen. Ich hab ´nämlich noch drei von ihrer Sorte in der Ausnüchterungszelle, plus zwei Jesusse. Und da bleiben sie erst mal über Nacht ,bis sie sich entschlossen haben ,vernünftig mit mir zu reden.“

In der Ausnüchterungszelle sitzen drei Ebenbilder von ihm, Na ja, die einen haben die Mützen abgenommen, bei einem hängt der Bart schief. Zwei langhaarige  ,bärtige Männer in langen Gewändern sitzen in der Nebenzelle .Einer schläft den Kopf gegen die Wand gelegt. Man riecht deutlich eine kräftige Alkohol-Fahne .

„Hey, hass nnoch was ssu trinken?“, lallt einer der Nikoläuse
„Ooh  ähm, leider nicht“ ,meint Herr Nikolaus ,und setzt sich. er führt einige ,nicht sehr gehaltvolle, Gespräche mit seinen Kopien ,und dem wachen Jesus. Irgendwann schlafen sie alle, und Herr Nikolaus erhebt sich.

„So, genug Zeit verschwendet, die Elfen werden schon bald fertig sein“, meint er zu sich. Er vollzieht eine Handbewegung und die Gefängnismauer teilt sich. Er tritt hinaus, auf die verschneite Strasse, lässt die Mauer sich wieder schließen, und schickt sich an zu gehen, aber er hält inne.
„Oh, da war noch was“, sagt er „Ich habe noch was nach zu holen.“ Er umrundet das Gebäude, bis er vor einem Fenster steht, in dem keine Kerzen stehen. Durchs Fenster kann er den Kommissar sehen ,der am Schreibtisch sitzt und arbeitet.

Er zieht ein Papier aus seiner Manteltasche, und schreibt ein paar Zeilen darauf. Eine Handbewegung lässt das Fenster ein wenig kippen, er schnippst das Papier durch den Spalt, und lässt das Fenster sich wieder schließen.

Rahn schaut verdutzt auf ,als ein Blatt vergilbtes Papier auf seinen Schreibtisch flattert. Er nimmt es auf und liest:
Tut mir Leid nicht länger hier bleiben zu können, aber ich habe noch zu tun Es ist ihr Recht wütend auf mich zu sein. Ich bin ihnen einiges schuldig .kommen sie doch zu dem Haus, in dem sie mich verhaftet haben.
Vielen Dank ,fröhliche Weihnachten,
herzlichst,
Herr Nikolaus

Rahn sieht auf, und sieht das Gesicht des Weihnachtsmannes ,der ihm freundlich zulächelt, und mit behandschuhter  Hand winkt.
Sofort springt er auf und rennt hinaus, doch als er am Fenster ankommt, ist Herr Nikolaus verschwunden.

Wütend schnaubt er, dann fällt ihm der Zettel in seiner Hand ein. Jetzt einen Wachtmeister zu holen ,würde zu lange dauern, er beschließt ,allein hin zu fahren, schwingt sich hinters Steuer seines Autos ,und fährt los.
Es ist bereits dunkel, als er ankommt. Einzelne Schneeflocken fallen vom ansonsten sternenklaren Himmel.

Das Haus ist festlich erleuchtet. Er will darauf zu gehen, da hört er über sich Glöckchen klingeln. Er schaut hinauf, und traut seinen Augen nicht. über ihm zieht ein Schlitten einen großen Kreis, in dem Herr Nikolaus sitzt.

Plötzlich fällt ein Paket  vor im in den Schnee .Bunt verpackt. Geschmückt mit Tannenzweigen. Er hebt es bebend auf. Es hängt ein Zettel daran, auf dem Steht:
Entschuldige bitte die Verspätung, aber besser spät  ,als nie. fröhliche Weihnachten
Er packt es aus ,und stockt. Es liegt ein brauner Lederfußball darin. Er kann Unterschriften sehen: Fritz Walter, Ottmar Walter, Toni Turek…

Ein Kloß schnürt seine Kehle zu. Tränen rinnen seine Wangen herunter. Er blickt hoch zu
dem kreisenden, sich langsam entfernenden Schlitten, und sagt leise, mit Tränen erstickter stimme: “Danke“

Oben lächelt Herr Nikolaus vergnügt, und sagt: “Gern geschehen“, die Elfen teilen sein Vergnügen. So verteilen sie jetzt mit großer Lust und Weihnachtsstimmung den Rest ihrer Geschenke. Und schließlich ziehen sie noch einmal ihre Kreise über der Stadt ,betrachten den Weihnachtsmarkt mit den bunten festlich beleuchteten Buden, von denen wunderbare Düfte nach Oben steigen. Sie überfliegen die Stadt mit den festlich geschmückten Häusern und Gärten ,und fliegen nun wieder nordwärts nach Hause.

„So“, meint Herr Nikolaus „Morgen noch mal eine Runde , und dann ist erstmal ein Jahr Urlaub“ Er fliegt noch einmal eine Runde über die Stadt, und ruft den Bewohnern zu, was ich euch nun auch zurufe:

Fröhliche Weihnacht euch allen, und einen guten Rutsch ins neue Jahr!



Fröhliche Weihnacht euch allen, und einen guten Rutsch ins neue Jahr!


Samstag, 6. Dezember 2014

Ronny Riese vom Dusterwald, Teil 22

Tja, lange hat sie gedauert,die Geschichte von Ronny,hier ist nun das große Finale.für diejenigen,die erst jetzt hinzu gekommen sind, ein besonderer Service:Alle Teile hier verlinkt.Also,was bisher geschah:

Und nun,das Finale,viel Spaß!

Der König der Elfen
Bewusstlos blieb er am Boden liegen. Seine Eltern, die sich mühsam aufgerafft hatten, liefen zu ihm. Seine Mutter bette seinen kopf in ihrem Schoß, strich mit der Hand über sein Haar, und sprach auf ihn ein, doch er rührte sich nicht.
Lucina kam vorsichtig heran. Sie lächelte Ronnys Eltern freundlich an, dann beugte sie sich zu dem reglosen Jungen herunter, um ihn zu untersuchen.
„Er ist ganz kalt. Der Kampf hat alle Energie aus ihm gesogen“, stellte sie besorgt fest, und wandte sich um.
„Wir bringen ihn zu Lusagas Haus“, sie wandte sich an den Waldgeist „Hutzelmann, hole Mummine , wir brauchen sie hier.“ Der Waldgeist verschwand in grünem Licht.
Zu den angstvoll blickenden Eltern sagte sie sanft:
„Mummine ist die beste Heilerin, die es gibt. Wenn jemand ihm helfen kann, dann sie“
Lucina hob Ronny hoch, und trug ihn zum Haus ihrer Schwester, gefolgt von seinen Eltern, Baugin ,Lichtfang und Fenrick, Grauwyn, Rotpelz, und den anderen Wesen.
Beim Haus wartete bereits Hutzelmann mit Mummine.
*
Fünf Tage lang lag Ronny in tiefer Bewusstlosigkeit. Seine Eltern und Mummine wachten abwechselnd an seinem Bett. Thore  lag, wenn er nicht draußen war, an seinem Fußende.
Mümmine flöste ihm täglich einen Kräutertrank ein, fühlte seinen Puls und überwachte ihn.
Schließlich, am Nachmittag des fünften Tages kam er kurz wieder zu sich. Sein Gesicht war aschfahl, die Augen eingefallen ,aber er brachte ein schwaches Lächeln zustande, ehe er wieder einschlief.
Mummine klatschte begeistert in die Hände. „Sehr gut“, sagte sie „es stand lange auf der Kippe, aber jetzt ist sicher, das er wieder ganz gesund wird. Er schläft nun den Schlaf der Genesung. Wenn er wieder aufwacht, wird er schon viel kräftiger sein.“
Diese Nachricht wurde von allen mit Freude und Jubel aufgenommen.

Als er wieder aufwachte, waren waren auch Lucina, Lusaga , Baugin, Fenrick und Lichtfang an seinem Bett. Grauwyn und Rotpelz standen an der Tür, Thore lag am Fußende.
Er fühlte Kraft und Leben in sich, wenn er auch noch schwach war. Er blickte sich um. Auf seinem Stuhl vor dem Tisch hingen seine Sachen, und auf dem Tisch lag die Sternenscheibe. Das Medaillon trug er noch am Hals.
Lucina war seinem Blick auf den Tisch zur Sternenscheibe gefolgt.
„Sie gehört dir“, sagte sie. „Erinnerst du dich, was passiert ist?“
Ronny nickte. „Als ich vor ihm stand, in dieser Lage, erinnerte ich mich, das auf der Scheibe und meinem Medaillon die selben Zeichen sind. Das Medaillon öffnete den Berg und fand die Scheibe. Es musste also eine Verbindung zwischen ihnen bestehen, das war meine Chance. Ich schleuderte also die Scheibe nach ihm ,um ihn abzulenken, denn er hatte ja meine Eltern, und dann konzentrierte ich meine ganze Kraft darauf die Verbindung zu aktivierten.“
„Ausgezeichnet“, lobte Lucina „aber du konntest nicht wissen, das es soviel Energie aus dir saugt. Es war letzten Endes deine Kraft, die den Schattenfürsten vernichtet hat.“
Ronnys Genesung schritt schnell voran, und bald war er bereit für die letzte Reise, die ihn zurück nach Hause führte. Doch vorher gab es noch eine andere Station.
*
    Auf einer großen Lichtung im Wald herrschte an diesem Abend ausgelassene Stimmung. Zwerge, Elfen, Kobolde, lagen sich in den Armen ,tanzten , aßen und tranken, oder schmauchten behaglich ihre Pfeife. Zwischen ihnen saßen oder lagen Wölfe und Füchse, und die Äste der Bäume waren voll von Eulen und Raben.
Ein Feuer brannte in der Mitte, und in seiner Nähe, auf einem leicht erhobene Platz saßen Ronny und seine ungläubig staunenden  Eltern, mit  den Feen, Lichtfang, Baugin und Fenrick.
Immer wieder stoben Lichtblitze nach oben, und explodierten im Nachthimmel, wobei sie einen bunten funkenregen hernieder rieseln ließen.Thore versuchte ,sie zu fangen,und hatte seinen Spaß daran.
Nun erhob sich Lucina, schritt in die Mitte, bot mit erhobenen Armen Schweigen, und warf Lichtfang einen Blick zu, der ihr zunickte.
„Freunde, Wesen des Waldes!“, rief sie „Es ist an der Zeit , jenen Ehre zuteil werden zu lassen ,die sie verdient haben ,nämlich Ronny und seinen Freunden Baugin, Fenrick ,Lichtfang, Rotpelz der kluge und Grauwyn der tapfere, die durch große Gefahren gegangen sind, um die Finsternis aufzuhalten, und Ronny, der die Prophezeiung erfüllt ,und den Schattenfürsten vernichtet hat.
Alle Wesen ,die reinen Herzens sind ,verdanken euch viel. Ronny ,komm zu uns.“
Er erhob sich, und kam zu ihr.
„Ronny, Sohn Romualds, empfange deinen Lohn, und tritt dein Erbe an, Lichtfang!“

Der Elf kam heran, in seiner Hand die Sternenscheibe. Er blieb vor Ronny stehen, und hob die Hände mit der Scheibe über seinen Kopf in die Luft, und lies sie los. Sie schwebte über Ronnys Kopf, und begann gelbe funken ,wie einen Regen über ihn zu ergießen, die schließlich auf seinem Haupt eine Krone bildeten.
„Ronny, Sohn Romualds, du bist der Erbe deines Vaters, ich kröne dich hiermit zum König der Elfen von Dusterwald und des Harz. Lang mögest du leben, und weise regieren.“, sagte Lichtfang laut und feierlich.
 Ronny befiel bei allem Glück ein ungutes Gefühl .Er hatte ja schließlich noch ein Leben bei den Menschen.
Doch Lucina schien das bereits bemerkt zu haben. Sie trat zu ihm, und sagte: „Ich weiß, du gehörst in die Welt der Menschen, zu deinen Eltern, darum wirst du mit ihnen zurück gehen. Doch du bist , was du bist, und darum bist du auch ein teil des Waldes, einer von uns, auch in der Menschenwelt. Und darum werden wir über dich wachen.

Ein wenig nach der Krönungszeremonie kamen Grauwyn und Rotpelz zu ihm.
„Wir werden jetzt gehen“, sagte der Wolf, doch vorher schulde ich dir eine Entschuldigung, kleiner Mann, ich zweifelte an dir, und tat dir damit Unrecht.“
„Es gibt keinen Grund ,sich zu entschuldigen“, entgegnete Ronny „Ich hätte selber nicht gedacht, das ich das schaffe. Dank euch beiden für alles.“ Damit strich er Beiden über den Kopf.
„Wenn du uns brauchst, dann weißt du, wo du uns findest“, sagte Rotpelz.
Fuchs und Wolf wandten sich um, und verschwanden zwischen den Bäumen. Ihre Artgenossen folgten ihnen.

Am nächsten Morgen gab es einen ergreifenden Abschied von Baugin, Lichtfang, und Fenrick, die ihn am Liebsten gar nicht gehen lassen wollten.
„Ich vertraue dir die Sternenscheibe an ,zu Hause kann ich sie doch nicht gebrauchen, und in meiner Abwesenheit hast du das sagen „
Lichtfang nickte mit Tränen in den Augen
„Verlass dich nur auf mich“, sagte er mit erstickter Stimme.
„Wenn du uns brauchst, berühre dein Medaillon, und denk an uns“, sagte Lucina, die ihn umarmte. „Und denk daran ,die Wesen des Waldes werden über dich wachen“ 
Plötzlich flirrte es grün neben ihr auf, und Hutzelmann erschien.
„Hutzelmann bringt euch nach Hause“, sagte die Fee
„Doch nicht gedacht hast du, ich lasse dich einfach so gehen“ ,sagte der Waldgeist verschmitzt.
Ronny ,Thore ,und seine Eltern traten zu ihm. Berührt ihn, keine Angst, euch passiert nichts“, ermutigte er seine nur zögerlich heran tretenden Eltern. Sie berührten Hutzelmann, Ronny sah noch die winkenden Freunde, und hob den arm zur Erwiderung , da waren sie auch schon in flirrenden grünem licht verschwunden.

Im nächsten Moment erschienen sie am Waldrand ,unweit ihres Hauses, das grüne Flirren lies nach, und da standen sie.
„Die Stunde des Abschieds ist nun“, sagte Hutzelmann  „Lebt wohl ,und denkt an uns. Wisset zu schätzen den Wald.“
Und er löste sich in flirrendem ,grünen Licht auf.
Ronnys Vater trat auf ihn zu.
„Ist das alles wirklich passiert?“, fragte er
Ronny hielt das Medaillon hoch
„Ja, das ist es, und die Wesen des Waldes gibt es „
„Es würde uns trotzdem keiner glauben“, meinte seine Mutter
Sie nahmen Ronny zwischen sich ,und gingen, gefolgt von Thore, zu ihrem Haus.

Später, am Abend, als er zu Bett ging, sah er noch einmal aus dem offenen Fenster zum Waldrand. Die Luft war lau und voller Düfte, der Abendhimmel Sternenklar. Was war denn das .Waren da am Waldrand zwei gelbe Augen? Und war da ein kleiner Hut im hohen Gras zu sehen? Und nun sah er auf dem Zaun einen Waldkauz sitzen. als sich ihre Blicke trafen, drückte er ein Auge zu, und zwinkerte. Ronny lächelte  „Sie wachen  über mich“, sagte er leise zu sich. „Ob ich noch mal zu ihnen zurückkehre? Vielleicht, immerhin bin ich der König der Elfen. Doch , eines Tages werde ich zurück kehren“ Und mit diesen Gedanken, und dem an die Wesen des Waldes ging er ins Bett ,und schlief ein.

ENDE

Sonntag, 30. November 2014

Ronny Riese vom Dusterwald,Teil 21

Das letzte Duell
Ronny stand wie erstarrt. War dies das Ende? Nach all den Abenteuern, den Anstrengungen, war nun alles umsonst, sollte der Schattenfürst gesiegt haben? Aber was sollte er tun? Hatte er das Recht, seine Eltern zu opfern? Konnte er das tun? Doch was geschah, wenn er die Sternenscheibe aushändigte? Würden sie tatsächlich geschont werden?
„Was ist nun ,Sohn Romualds? Liegt dir so wenig an deinen Eltern, das du bereit bist, ihr Leben zu opfern, um einer Bronzescheibe willen? Dann habe ich vielleicht doch falsch eingeschätzt.“
Nun, war tatsächlich dazu bereit? Fieberhaft dachte er nach, suchte nach möglich aus dieser Lage heraus zu kommen. Es musste doch etwas geben!
„Triff deine Entscheidung!“
Nein, das konnte es doch nicht sein, so konnte es nicht enden! Er blickte auf die Sternenscheibe in seinen Händen, und auf sein Medaillon, und plötzlich durchzuckte ihn ein Gedanke. Vielleicht…Eine Hoffnung. Eine schwache vielleicht, aber eine Hoffnung, eine Möglichkeit. Langsam hob er den Kopf, und blickte in Richtung seines Todfeindes. Er hatte seine Entscheidung getroffen…
*
Um die beiden Kontrahenten fanden Kämpfe statt. Graue Wölfe  Füchse, Zwerge und Kobolde gegen schwarze Wölfe. Zwerge, gegen schwarze Wölfe, Grendel und Trolle, Elfen, Eulen und Raben gegen Nachtmahre , während die beiden Feen und Hutzelmann die Hexen bekämpfen. alles ,um sie von Ronny fern zu halten, der nun breitbeinig vor dem Schattenfürsten stand. Und dann kam der Schock…
*
 Ronny hob die Scheibe  , und schleuderte sie in Richtung des Schattenfürsten. Der streckte den linken Arm aus . Nebel zischte daraus hervor, der die Sternenscheibe umgab. Als würde sie plötzlich in Zeitlupe versetzt hielt sie plötzlich in die Luft            
Der Schattenfürst öffnete die Hand, und als würde sie von dieser magisch angezogen, glitt sie auf diese zu, und wurde schließlich von ihr ergriffen.
Schaurig erklang das Lachen des Schattenfürsten, und alle kämpfenden erstarrten, und sahen zu den Beiden Gegnern.
„Seht“, rief er „Ich habe die Sternenscheibe. Alle  Macht ist in meinen Händen, und die Zeit der ewigen Dunkelheit ist angebrochen.“
„Nein“, hauchte Lucina. Ihr Gesicht war erbleicht. „Nein“, raunte es auch durch die Reihen Verteidiger, die schreckensbleich zum Schattenfürsten und zu Ronny schauten, der dem Dunklen gegenüber stand.
  „Und nun, Sohn Romualds, der du die Frechheit besessen hast, zu glauben ,du könntest mir etwas entgegensetzen, der du dich für fähig gehalten hast, mich zu bekämpfen, nun knie nieder vor deinem Herren. Knie nieder, und gestehe deine Niederlage ein! Knie nieder und unterwirf dich mir!“
Er hob die rechte Hand. Ein roter Blitz fuhr hinaus und traf Ronnys Eltern.
Und Ronny kniete langsam nieder…
*
Entsetzt beobachteten Baugin und Fenrick die Szene. “Nein, das kann doch nicht das Ende sein“, sagte Fenrick. „Doch“, meinte Baugin. Es sieht wirklich so aus, aber was tut er da?“
Ronny kniete vor dem triumphierenden Schattenfürsten, der rief: „Seht, eure große Hoffnung hat sich meiner Herrschaft unterwarfen. Euer Widerstand ist hoffnungslos!“
Er sah nicht, das Ronny , als er kniete an seine Brust griff. Er nahm sein Medaillon in die Hände. Jetzt galt es. Jetzt würde sich zeigen, ob er richtig gedacht hatte. Er schloss die Auge, spürte das Medaillon in seinen Händen , und konzentrierte sich seinen Geist, all seine Gedanken, sein Herzblut, seine Seele, alles konzentrierte er auf das Medaillon, und seine eigenen Kräfte, die tief in ihm steckten. Wenn es nur klappte. Die Zeit der Entscheidung war da…
*
Plötzlich fühlte er Wärme durch seine Hände und seinen Körper strömen.
Wie gebannt starrten alle Wesen auf die Beiden, und sahen, wie Ronny plötzlich von einem blau- weißen Licht umgeben wurde, und ebenso der Schattenfürst, bei dem das Licht aus der Sternenscheibe kam.
Dann wurden sie förmlich durch einen Lichtstrahl verbunden. Der Schattenfürst begann zu beben, und ebenso auch Ronny.
Der rote Lichtblitz ,der Ronnys Eltern umfasste, brach zusammen. Der Schattenfürst brüllte. Seine Stimme klang angstvoll, als er schrie: „lass das, hör auf! Ich bin dein Herr und Meister!
Doch Ronny hörte nicht auf. Beide bebten immer stärker .Die Sternenscheibe begann plötzlich Blitze in alle Richtungen zu verschicken, die  Diener des Schattenfürsten trafen.
Aus der Mundöffnung des Schattenfürsten drang ein durchdringender , unmenschlicher Schrei, als er von hellem Licht umgeben, immer stärker vibrierte.
Und dann begann ein weißer Nebel um ihn herum zu wabern. Licht und Nebel wurden  schwächer, und waren schließlich verschwunden.
Vor ihnen stand Grendelsen. Tiefschwarz und starr. Auf seiner ausgestreckten linken Hand lag die Sternenscheibe. Plötzlich knisterte und knackte es. Grendelsen bekam überall Risse, dann zerfiel er in viele kleine Bruchstücke. Da ,wo eben noch der Schattenfürst gestanden hatte, lag nur noch ein Haufen schwarzer Schlacke, und oben auf die Sternenscheibe.
Ronnys Eltern hatten die fesseln verloren und rappelten sich auf. Der Rest der dunklen Wesen hatte die Flucht ergriffen, oder wurde vertreiben.

Alles schaute auf Ronny, der immer noch kniete. Das Medaillon in seinen Händen. Langsam kippte er vornüber, und brach zusammen…

Samstag, 22. November 2014

Das verschlossene Zimmer

Wir fuhren die Strasse entlang ,die nach Bad Sachsa führte. Zwischen Hügeligen Feldern und Wäldern hindurch, die ein wenig an die Toskana erinnerten, und doch war dies der Hartz.

Wir, das waren Kommissar Finn Hansen und ich, Kriminalmeister Fabian Born, auf dem Weg zum „Waldschlösschen“ , wo sich ein rätselhafter Todesfall ereignet hatte. Ein gewisser Julius Gröper , war tot in seinem Zimmer aufgefunden worden, welches sich im Dritten Stockwerk befand..

 Das rätselhafte war, das Jemand ihn offensichtlich in diesem Zimmer vergiftet hatte , obwohl es von innen abgeschlossen war ,als man ihn fand. Ebenso waren auch die Fenster fest verschlossen, und Einbruchsspuren waren nicht vorhanden.

Tätsächlich schlief er auch bei verschlossener Tür. Ebenso war die Tür stets abgeschlossen, wenn er nicht im Zimmer war. Da er das Gift auch bei den Mahlzeiten nicht bekommen haben konnte, standen wir vor dem Rätsel eines Verbrechens  , welches eigentlich gar nicht hätte begangen werden können.

Mittlerer Weile fuhren wir im Ort Bad Sachsa ein, passierten die engen Strassen, fuhren schließlich einen Berg hoch, und kamen in die Strasse ,in der das Waldschlösschen lag.
Es war nicht zu übersehen, weil Polizei-Fahrzeuge davor standen. Wir parkten unseren Wagen in der Nähe, und gingen zum Haus.

Wir zeigten dem Beamten an der Tür unseren Ausweis, und wurden zum Zimmer gebracht, in dem die Spurensicherung noch bei der Arbeit war. Gerade wurde die Leiche heraus getragen, und der Gerichtsmediziner Doctor Baering kam uns entgegen und begrüßte uns.

„Ja, nach oberflächiger Untersuchung starb er an einer Strychnin-Vergiftung, aber das müssen wir in der Obduktion noch näher untersuchen. Todeszeitpunkt zwischen 23:00 Uhr und 1:00 Uhr nachts. Tja, mehr kann ich jetzt noch nicht sagen.“ Und er ging.
Wir betraten das Zimmer.

„Wo war die Leiche?“, fragte Hansen einen der Spusi-Beamten.
„Hat im Bett gelegen“
„Ah ja, Danke“
Wir betrachteten das Bett, das nun zerwühlt war. Auf dem Nachttisch standen eine halbvolle Mineralwasserflasche, und eine kleine braune Flasche mit einem Apotheken-Aufkleber, auf dem „Nux Vomica“ stand, und die ,neben ein paar Tropfen Flüssigkeit, einige wenige Kristalle enthielt .Hansen zog sich Gummi-Handschuhe an, und nahm die Flasche in die Hand.

„Eulen-Apotheke, Braunlage“, las er „Könnte eine Spur sein“,
 brummte er. und gab sie einem Mann der Spurensicherung, der sie ,wie die Mineralwasserflasche eintütete und einpackte.

Unser Blick schweifte durch den weitern Raum, der ordentlich und aufgeräumt wirkte. Das Waldschlösschen war eine alte Jugendstilvilla, und die Zimmer weitgehend entsprechend möbliert. Auch die Flure waren so eingerichtet und so traf neu auf alt.

In dem Zimmer war nichts weiter verdächtiges zu sehen. Auch im Schrank nicht, wo unten der Koffer des Opfers stand .Gerade bückte sich Hansen ,und holte etwas unter dem Nachttisch hervor. Es war ein Stück Pappe. Anscheinend der Rest einer Schachtel. Es  war abgerissen.“…romid“ war darauf zu lesen.
*
Unten trafen wir den momentanen Leiter des Hauses, Bernd Rahme.
„Das ist eine Katastrophe für uns, eine entsetzliche Tragödie.“
„Kann ich verstehen“, meinte Hansen. „Können sie uns sagen, wer Julius Gröper nun war?“
„Oh ja sicher. ein Antiquitätenhändler aus Braunlage. Kam öfter hier zum Kurzurlaub mit seiner Frau Sylvia, die diesmal auch dabei war. Allerdings gab es Streit. Sie hatten schon getrennte Zimmer und am Morgen bevor er starb, reiste sie ab. Sie warf ihm vor, sie betrogen zu haben“

„Sehr interessant. Ich brauche die Adresse Ich muss selbstverständlich mit der Frau sprechen. So ,und nun, wer wohnte jetzt noch hier?“  
„ Zunächst Paul Schäfer, leitender Angestellter in einer Spielwarenfirma. Er war allein hier. Dann  Kobler , Jörg Kobler ,mit seiner Frau Martina. Kobler ist Kunsthändler, und dann noch Albert Braun, pensionierter Beamter, und seine Frau Ursula. Na ja, und es gibt noch einen Bediensteten, den Hausmeister Jacek Chewinsky ,gebürtiger Pole.“

„Mit allen müssen wir  sprechen. Nur eine Frage noch: Kannten sie das Opfer näher?“
Rahme zögerte
„Nein, eigentlich nicht. Sie waren halt Stammkunden.“
„Wer hat alles Schlüssel zu den Zimmern?“
„Na ja, die Gäste natürlich, dann die Leute, die die Zimmer sauber machen, und schließlich gibt es für Notfälle einen Generalschlüssel.“
„Ich nehme an,die werden hier im Büro aufbewahrt?“
„Natürlich“.
„Noch eins: Können sie uns einen Raum für die Verhöre zur Verfügung stellen?“
„Sicher, die können den Raum neben dem Speisesaal verwenden.“
„Gut, vielen Dank“
*

Der bezeichnete Raum befand sich direkt neben dem Speisesaal und gehörte genau genommen dazu. Es stand ein langer schwerer Eichentisch darin, vor einer eichengetäfelten Wand. Wir nahmen daran Platz ,und erwarteten den ersten Kandidaten. Es war Paul Schäfer. Er war ein hoch gewachsener Mann mit zurück gekämmtem braunem Harr mit grauen Ansätzen, und grauen Augen.

 Er  war 47 Jahre alt, und besaß ein selbstsicheres Auftreten. Er hatte nichts verdächtiges bemerkt. Der Streit zwischen Gröper und seiner Frau war auch ihm aufgefallen. Er war Zeuge des Höhepunktes ,als sie vorzeitig und in großer Wut das Haus verlies. Auf die Frage ,ob er das Opfer gekannt hatte zögerte er, bevor er sagte:

“Gut ,sie werden es sowieso heraus finden. Bevor ich diese Stellung hatte , hatte ich ein kleines Geschäft für Spielwarenantiquitäten. Er hat mich mit unlauteren Mitteln ruiniert.“
„Und nun trafen sie ihn ausgerechnet hier wieder. Ich nehme an das war zufällig.“
„Natürlich war es das. Ich habe jetzt eine gute Stellung, und ich bin kein nachtragender Mensch.“ 

„Und gestern Nacht waren sie wo?“
„Im Bett, ich bin recht früh schlafen gegangen.“
„Wofür es, da sie allein hier sind ,keine Zeugen gibt.“
„Leider ist es so“
„Nun denn, danke für ihre Zeit.
*
Als nächstes kamen Jörg Kobler, ein dunkelhaariger End-Dreißiger mit seiner Frau,  Fünfunddreißig Jahre alt und blond. Viel war aus ihnen nicht heraus zu bekommen. Nein, sie kannten Gröper nicht näher. Sie waren an jenem Abend ausgegangen , und nach Stollberg gefahren. Gegen 23:30 etwa, waren sie zurück gekommen. Nein, ihnen war nichts aufgefallen.

Albert und Ursula Braun schließlich hatten keine Beziehung zum Opfer. Sie waren wandern gewesen, hätten die Nacht im Nachbarort verbracht, und wären erst Heute Morgen zurück gekommen. Nein, ihnen war sonst nichts aufgefallen, abgesehen natürlich vom Polizeiauflauf.

Schließlich kam noch Chewinsky. Er hatte eine Wohnung  hier im Ort, wo er schlief. Wie Frau Gröper im Zorn das Haus verließ, hatte er noch mitbekommen,ansonsten konnte er nichts sagen.
*
Schließlich ließen wir uns noch das Haus zeigen. Die meisten Teile kannten wir schon. Rahme führte uns noch in den Wellness -Bereich mit Schwimmbad und Sauna. Wir betrachteten den frei zugänglichen Umkleidebereich und das kleine Schwimmbad ,das schräg dahinter, hinter einer Tür lag.

„Herr  Gröper schwamm jeden Tag, immer um Morgens 7:00Uhr,vor dem Frühstück eine Stunde.Sie konnten die Uhr danach stellen“
Es war nachmittags ,als wir das Waldschlösschen verließen, und zum Auto gingen.
„Ich glaube, wir haben noch Zeit, nach Braunlage zu fahren, und mit Gröpers Frau zu reden.“, meinte Hansen, und wir fuhren.
*
Gröpers wohnten am Stadtrand Braunlages, in einer Villa. Sylvia Gröper, Vierzig Jahre alt. war eine Imposante Erscheinung. Groß für eine Frau, schlank, und elegant, mit langem, brünettem Haar, weichen Gesichtszügen, und großen blauen Augen. Sie bat uns herein, und bot uns Kaffee an. Entsprechend dem Anlass war sie dunkel gekleidet.
„Sein Tod ist jetzt doppelt bitter, weil wir im Streit auseinander gegangen sind. Ich liebte ihn ja trotzdem noch, aber ich war sicher, das er mich mit dieser.., dieser Kobler betrogen hat.“
„Martina Kobler?“, hakte ich nach

„Ja, natürlich. Deshalb war sie doch nur mit gekommen, na ja , glaube ich zumindest. Und das wo er ihren Mann beschuldigte ,ihn betrogen zu haben. Es lief ja ein Verfahren, dabei ging es glaube ich, um ein gefälschtes Gemälde“
„Das ist ja sehr interessant.“, meinte Hansen „Kann es da wirklich Zufall sein, das sie gerade zu dieser Zeit im selben Gästehaus schliefen?“
„Was fragen sie das mich?“
„Na ,sie waren ja mit. War es übrigens üblich, das sie getrennte Zimmer hatten?“
„Eigentlich nicht, aber nachdem es Spannungen in unserer Beziehung gegeben hatte ,hielten wir es zunächst für besser. Bernd tat uns den Gefallen. Wir kannten ihn von früher her Ob es Zufall war ,weiß ich nicht, ich bin nicht so in seine Geschäfte involviert.“
„Was heißt, sie kannten ihn von früher her?“

„Ach ,hat er ihnen das nicht gesagt? Er war mein Freund, vor Julius. Allerdings hatten wir uns getrennt, bevor  Julius und ich uns kennenlernten. Auch wenn er anderer Meinung war.“
„Was passierte nachdem sie das Haus im Streit verlassen hatten?“
„Das müssten sie eigentlich wissen. Ich kehrte irgendwo ein, und trank. Na ja ,und hinterher geriet ich in eine Polizeikontrolle. In  meinem Zustand verlor ich die Beherrschung, und verbrachte so die Nacht in der Ausnüchterungszelle. Heute Morgen bin ich erst zurück gekehrt.“

„Nach dem Tod ihres Mannes, sie sind natürlich seine Erbin, übernehmen sie das Geschäft?“
„Ich werde es wohl verkaufen, ich kenne mich in dem Gewerbe nicht sehr aus. Ich bin gelernte Pharmazeutisch-technische Assistentin. Ich kann schnell wieder in diesem Beruf eine Anstellung finden .Und da ich auch noch seine Lebensversicherung erhalte, werde ich nicht tief fallen. Ich kläre das Morgen früh noch mit unserem Anwalt, Peter Wern.“
*
Als wir das Haus der Gröpers verließen, beschlossen wir, da wir gerade in Braunlage  waren, noch die Eulen-Apotheke aufzusuchen, um zu erfahren, was es mit diesem Medikament auf sich hatte.

Der Apotheker, ein dicklicher, grauhaariger Mann, nickte auf unsere Frage und sagte: „Ja, Nux Vomica ist ein strychninhaltiges Medikament ,gewonnen aus dem Samen der Brechnuss und der Ignatius-Bohne, das in der homöopathischen Medizin verwendet wird.“

„Haben sie so etwas auch einem Julius Gröper verkauft?“
„Einen Moment“ Der Apotheker sah in seinem Computer nach.
„Ja, tatsächlich, zur Behandlung  rheumatischer Beschwerden Er nahm es immer abends ein, um besser schlafen zu können“

„Kann es bei der Anwendung solcher Medikamente Risiken geben?“
„Nun ja, im Zusammenspiel mit Bromhaltigen Stoffen kann es zur Auskristallisierung kommen ,wodurch man eine tödliche Dosis  Strychnin zu sich nehmen kann.“
„Vielen Dank.“
*
Am nächsten Morgen saßen wir im Büro und diskutierten den Fall.
„Also“, meinte ich. „ Wir haben Julius Gröper,53,Antiquitätenhändler, nach dem Obduktionsbericht vergiftet mit Strychnin. Sein Zimmer war ständig abgeschlossen, und von innen verschlossen, als Man ihn fand,. Die Fenster waren ebenfalls fest verschlossen, und ein Einbruch kann ausgeschlossen werden.. Die Mahlzeiten als Vergiftungsquelle scheiden aus,. Selbstmord kann ausgeschlossen werden. Auch ein Unfall ist unwahrscheinlich.

Dann haben wir Paul Schäfer, wurde vom Opfer ruiniert, durchaus ein Motiv. Er sagt ,er wäre im Bett gewesen. Dafür gibt es zwar keine Zeugen, aber auch keine Beweise des Gegenteils.

Dann die Koblers, die an jenem Abend ausgegangen sein wollen, wofür es freilich keine Beweise gab. Außerdem haben sie uns verheimlicht, das sie Gröpers kannten Sie soll ein Verhältnis mit ihm gehabt haben, er wurde von ihm des Betruges beschuldigt.

Das Alibi des älteren Ehepaars ist bestätigt, Jacek Chewinsky ist auch unverdächtig.
Bleibt noch Bernd Rahme, der uns verschwiegen hat, das er mal mit Sylvia Gröper zusammen war. Ein Alibi hat er auch nicht. Da hätten wir durchaus eine Reihe von Verdächtigen, aber wer war es, und vor allem wie.Er müsste ja fast ein Zauberkünstler sein.?“
„Tja“, meinte Hansen „Auf jeden Fall müssen wir mit Koblers und mit Rahme noch mal sprechen“

„Ja, fahren sie doch schon mal vor. Ich wollte mich noch mal nach diesem Anwalt erkundigen, Peter Wern. Ich halte ihn zwar nicht für Verdächtig, aber ich dachte ich kann man sollte auch mit ihm mal reden. Ich muss ja bei Rahme und Koblers nicht dabei sein.“
„Sicher warum nicht. Sie können ja…Moment mal, was sagten sie? Muss ja nicht dabei sein? Schwimmen, muss nicht dabei sein…“,grübelte er „Natürlich, natürlich ,so muss es gewesen sein .Es kann nur so gewesen sein.

Born, ich glaube ,sie haben grade den Fall gelöst. Ich glaube ,ich weiß jetzt ,wie es gemacht wurde, und von wem .Ich muss nur noch ein paar Einzelheiten überprüfen, und …ach ja, einen Durchsuchungsbeschluss brauche ich noch. Wir treffen uns Heute Nachmittag im Waldschlösschen, und bringen sie die Frau und den Anwalt mit.“
Und wie der Wind, huschte er aus dem Büro.
*
Wir hatten uns in jenem Salon neben dem Speisesaal versammelt, wo Gestern Morgen das Verhör statt gefunden hatte. Wir hatten noch vier Polizisten mitgebracht, die links und Rechts an den Türen standen.

Anwesend waren Syvia Gröper und ihr Anwalt,37 Jahre alt, die ich mitgebracht hatte, die Koblers, Paul Schäfer, Bernd Rahme, Jacek Chewinsky, sowie das Ehepaar Braun.

„Zunächst mal, möchte ihnen danken, das sie ihre Zeit opfern, um bei der Klärung eines Verbrechens zu helfen. Julius Gröper starb Vorgestern Nacht an einer Strychnin- Vergiftung. Offensichtlich war es nicht möglich ihn zu vergiften, denn er bekam das Gift nicht beim Essen, und sein Zimmer war von innen verschlossen, als er gefunden wurde, auch die Fester waren und eingebrochen wurde nicht,zumal das Zimmer im dritten Stock lag.
.Ein Verbrechen, das eigentlich unmöglich zu begehen war, und dennoch ist es geschehen. Aber bevor wir dazu kommen, Herr Rahme ,sie haben uns gestern verschwiegen, das sie mal mit Sylvia Gröper zusammen waren.“

„Moment“, sagte Rahme  „Gut, das stimmt, und bin sicher, das sie mich wegen ihm verlassen hatte , aber ich habe ihn nicht getötet.“
„Ja, aber ein Alibi können sie nicht vorweisen. Gut, Herr und Frau Kobler, auch sie waren Gestern nicht ehrlich zu uns . Frau Kobler ,haben oder haben sie nicht mit Julius Gröper geschlafen?“

Sie senkte den Blick .Hansen nickte
„Ich glaube, das genügt schon.“
„Martina“, fuhr Kobler auf , Hansen gebot mit erhobener Hand schweigen.
„Sie Herr Kobler sind ja nun nicht besser. Gröper hat sie beschuldigt ,ihn mit einem gefälschten Gemälde betrogen zu haben. Falls sie von dem Verhältnis ihrer Frau mit dem Opfer wussten, hätten sie sogar zwei Motive, und ihr Alibi ist eher schwach.“

„Ja ,aber dann fragen sie auch mal ihren sauberen Anwalt. Die Spatzen pfeifen doch von den Dächern, das er mit der Gröper ein Verhältnis hatte.“
Alle Blicke richteten sich auf Sylvia Gröper und ihren Anwalt, der abwehrend die Hände hob.
„Das ist nicht wahr, und selbst wenn, An dem Abend als Julius Gröper ermordet wurde, war ich mit meiner Frau und Freunden im Theater und anschließend Essen.“

„Nun“, meinte Hansen „Wir haben hier also eine ganze Menge Verdächtiger, die alle ein Motiv, und wenn, nur ein schwaches Alibi hatten.“ Der Anwalt wollte ansetzen zu sprechen, doch der Kommissar gebot ihm Einhalt.

„Nun, ich weiß, wer Julius Gröper getötet hat, und zwar sie…“
Er wandte sich abwechselnd jedem zu, bis er schließlich stehen blieb- vor Sylvia Gröper!
*
„Ich? Wie soll ich das gemacht haben? Ich war doch gar nicht mehr da, als er vergiftet wurde, das wissen sie doch.“
„Falsch“, nickte Hansen, sie waren nicht dabei , als er starb, und das ist der entscheidende Punkt, der das ganze Rätsel löst.“
„Ich verstehe nicht.“
„Oh doch, sie verstehen nur zu gut. Als Pharmazeutisch-technische Assistentin wussten sie, das wenn man Brom in eine strychninhaltige Lösung gibt, es zu einer Reaktion kommt, bei der das Strychnin auskristallisiert, so das man dann bei der Einnahme der letzten Dosis eine tödliche Strychnin-Menge zu sich nimmt, und so löst sich alles auf.

Denn sie kannten auch die Gewohnheiten ihres Mannes ,so auch die , jeden Morgen um Sieben Uhr zu schwimmen. Wie einfach war es da abzuwarten, bis er im Wasser war, das waren so etwa Zehn Minuten. Somit hatten sie gut fünfzig Minuten Zeit. Mehr als Genug für die Ausführung ihres Planes.

Sie gingen hinunter zum Umkleidebereich, der frei zugänglich war. Vom Schwimmbad aus ,ist er nicht einsehbar und um diese Zeit ist noch alles leer. Sie gehen zu seinen Sachen, bei denen auch der Zimmerschlüssel liegt. Sie nehmen den Schlüssel an sich, und laufen durchs Treppenhaus nach oben. Das Brompulver haben sie bereits dabei.

Sie öffnen die Tür, betreten das Zimmer ,und gehen zum Nachttisch, wo die Flasche mit dem Medikament steht .Sie öffnen die Flasche, und holen das Brompulver hervor, wobei sie beim Öffnen ein Stück der Schachtel verlieren, welches unter dem Nachttisch liegen bleibt. Sie füllen das Brompulver in die Flasche, in der noch die letzte Dosis ist, und von der sie, als seine Frau wissen, das er sie erst am Abend einnehmen wird, zu einem Zeitpunkt also, an dem sie bereits ein unerschütterliches Alibi haben.

Nun noch die Flasche geschlossen, die Brompulverschachtel in die Tasche gesteckt, das Zimmer wieder abgeschlossen und nach unten ,um den Schlüssel  wieder zu seinen Sachen zu legen. Dann gehen sie wieder nach Oben ,und packen ihre Sachen, um dann die große Streit-Szene zu spielen, und demonstrativ vor Zeugen das Haus zu verlassen.

Aber um ganz sicher zu sein provozieren sie noch den Zusammenstoss mit der Polizei, um in der Ausnüchterungszelle zu landen, das beste Alibi der Welt. Ich habe mit den Beamten gesprochen. Sie hatten eine Alkoholprobe verweigert, und wurden darum festgenommen. Der erzwungene Alkoholtest ergab aber einen Wert, der nicht der Rede wert war.“
*
Er griff in seine Manteltasche und zog eine Tüte hervor, in der sich eine Tasche befand.
„Und den letzten Beweis habe ich hier. Heute Morgen, wurde mit Durchsuchungsbeschluss ihr Grundstück durchsucht.“
Der Anwalt hob die Hand.
„Schon gut, Herr Wern, Es hat alles seine Richtigkeit.“
Er zog noch ein Papier aus seiner Tasche.

„Hier ist der Beschluss. Jedenfalls in ihrem Abfall, Frau Gröper, fanden wir diese leere Schachtel, und sehen sie, dies Stück einer Schachtel fand ich im Zimmer ihres Mannes unter dem Nachttisch…“
Er hielt beides aneinander ,und das Stück passte genau in die Lücke, die die Schachtel aufwies.
„…und es passt hundertprozentig zu dieser Schachtel, die laut Aufschrift Kaliumbromid enthielt, und mit Sicherheit auch DNA- Spuren von ihnen aufweisen wird. Außerdem haben wir eine Hose von ihnen sicher gestellt, die Pulverspuren enthält, die schon im Labor untersucht werden.

Aber wir beide wissen, was dabei heraus kommen wird, nicht wahr? Abführen!“, sagte er zu den Beamten geneigt, die ihm am nächsten standen.

„Ach ja, über das Motiv brauchen wir ja nicht mehr groß zu sprechen. Eine millionenschwere Lebensversicherung, und ein  jüngerer Geliebter sind ein ziemlich überzeugendes Motiv. Ob Herr Wern von ihrem Plan gewusst hat, weiß ich nicht. Das zu klären, ist Sache des Gerichtes.“

Er nickte den beiden Beamten zu ,die ihr Handschellen angelegt hatten ,und sie führten sie ab.
Die anderen wurden entlassen, Anwalt Wern begleitete Sylvia Gröper.
Als wir heraustraten, begann die Sonne bereits unter zu gehen.

„Wie sind sie bloß darauf gekommen?“, fragte ich, immer noch ungläubig.
„Gewisser maßen waren sie es ,der mich drauf gebracht hatte“, meinte Hansen vergnügt, „Als sie sagten, sie müssten ja nicht unbedingt dabei sein, da schlug das eine Saite bei mir an. Da begriff ich, das wenn man jemanden vergiftet ja nicht unbedingt dabei sein muss, wenn er stirbt.

In unserem Fall setzte das aber bestimmte Kenntnisse voraus, die aber so nur die Ehefrau haben konnte, und wenn sie ihm das Gift vorher verabreicht hatte, fiel damit ihr raffiniert konstruiertes Alibi in sich zusammen. Noch Fragen?“
„Nein, keine mehr ,euer Ehren“, sagte ich lachend
Und wir fuhren in den Sonnenuntergang nach Hause.




Sonntag, 16. November 2014

Ronny Riese vom Dusterwald,Teil20

Die Sternenscheibe
Ronny trat vor, und sagte mit fester Stimme, die ihn selber überraschte: „Ich Ronald ,Sohn Romualds, des Elfenkönigs“
„Romualds Sohn“, sagte das Orakel, „ der gekommen ist, um die Sternenscheibe zu holen, und die Prophezeiung zu erfüllen.“
„Ja, so ist es. Gib mir die Sternenscheibe!“
„Du musst sie dir selber holen. Sie befindet sich hier im Tempel“
„Aber wie finde ich sie?“
„Sie zu finden, das hast du in der Hand, der Schlüssel hängt an einem Band, das trägst du seit Geburt durchs Land“
„Seit Geb…“,begann Ronny, dann griff er unwillkürlich nach seinem Medaillon.
„Deine Klugheit spricht für dich“, sagte das Orakel, und löste sich auf. Plötzlich war nur noch das Becken da , und das Bild im Felsen.
Einige Momente stand er unschlüssig da, dann hob Ronny das Amulett und hielt es gegen die Wandzeichnung ,und plötzlich begann ihre Mitte blau zu leuchten. Sie löste sich aus der Wand ,und schwebte auf ihn zu.
Er nahm eine Hand vom Medaillon, und griff nach der ,auf ihn zuschwebenden, Scheibe, die aufhörte zu leuchten, als er sie in der Hand hielt. Er hielt die Sternenscheibe in seiner Hand.
Sie bestand aus Bronze, hatte in der Mitte eine Sonnen ,und am Rand die Symbole der zwölf Tierkreiszeichen.
„Wir haben sie“, rief Baugin „Nun Rasch zurück. Unsere Freunde brauchen uns“
Sie wandten sich um ,und wollten gehen, da rief Ronny : „Wartet mal“
Er griff in seine Tasche ,und holte den Wegestein heraus, den Lucina ihm gegeben hatte.
„Damit geht´s schneller“
*
Die Zahl der Feinde wurde immer größer, die Verteidiger gerieten immer mehr in die Enge. Fluten von schwarzen Wölfen schienen den Platz zu überschwemmen , von oben stießen Nachtmahre herab ,und am Nachtwald lieferten sich die beiden Feen Kämpfe mit den Hexen.
Jetzt hatte der Nebel den Kampfplatz erreicht. Grendelsen schälte sich daraus hervor.
„Ihr habt verloren“, schallte seine Stimme über das Feld. Unterwerft euch unserer Herrschaft, und ihr werdet geschont!“
„Nie!“ ,scholl es ihm entgegen
„Ihr seid töricht. Ihr könnt dem Schattenfürsten nicht widerstehen. Er wird euch vernichten. Doch wenn ihr dieses Schicksal vorzieht…“
Und er drehte sich um .Nebel waberte herauf, und heraus kam der Schattenfürst.
„Ihr wollt nicht anders“, sagte er mit tiefer, hohler Stimme
Da blitzte es vor ihm auf. Ronny und seine Freunde erschienen. Er hatte sich verändert, wirkte erwachsener und entschlossener. Während sich Baugin ,Lichtfang und Fenrick in den Kampf stürzten, blieb er vor dem Todfeind stehen, und hob die Hand mit der Sternenscheibe. Eine ungewohnte Energie durchfloss ihn.
„Romualds Sohn. Du hast also die Sternenscheibe, und nun glaubst du, du bist mir gewachsen. Nun, ich habe noch etwas in der Hinterhand“
. Er vollführte eine ausholende Bewegung mit dem Arm, und eine Nebelwand baute sich vor ihm auf, aus der Ronnys Eltern erschienen. Sie waren gefesselt. Angstvoll blickten sie ihn an.
Nun hast du die Wahl. Gib mir die Sternenscheibe und unterwirf dich ,oder ich töte deine Eltern vor deinen Augen.“…

Ist jetzt alles verloren? Mehr demnächst hier im Blog.

Sonntag, 9. November 2014

Der Zwerg, der aufmüpfig wurde,Teil 12



Zwölftes  Kapitel


Vom Erfolg der Geheimdiplomatie

In Berlin, traf sich Reto  Schwätzli mit der Kanzlerin in einem Hotelzimmer. “Also ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was sie von mir wollen. Ich weiß nichts von einem Paul Heimlich oder Gülleberg.“, sagte sie
„Sicher“, grinste  der Schweizer, „Das hat ja auch ihr Staatssekretär, Herr Stabel eingefädelt, selbstverständlich ohne ihr Wissen. Ach, das hier“ Er nahm einen Stapel Papiere aus seiner Aktentasche , „sollten sie sich mal durchlesen. Sehr interessant. Ich kenne einige Leute bei gewissen Boulevard-Magazinen, die so eine Story sicher sehr interessieren wird.“
„Äh, ich werde mir das mal ansehen. Aber warum sind sie so an diesem Gülleberg interessiert?“
„Sagen wir , wir versprechen uns einigen Gewinn von dieser Partnerschaft“
„Und welchen Vorteil sollen wir davon haben, wenn wir ihnen ihre Unabhängigkeit lassen?“
„Nun, wenn sie es richtig machen, werden sie sicher bereit sein, ein gewinnträchtiges Handelsabkommen mit ihnen zu schließen, nur dazu müssen sie zunächst mal diesen Heimlich zurück pfeifen.“
„Ich kenne keinen Heimlich, aber ich werde mal mit dem Staatssekretär reden. Wie war noch sein Name? Ah, Ja Stabel.“   
„Sehr gut, tun sie das. Am Besten sofort, sonst könnte es Morgen gewisse Schlagzeilen geben“
„Ich werde sie benachrichtigen.“
Die Kanzlerin verliest das Zimmer, und lies einen zufriedenen Schwätzli zurück.

*
Martin machte sich auf den Weg zum Rathaus, gemeinsam mit der, einzigen, Militäreinheit. Er hatte ein sehr mulmiges Gefühl im Bauch. Ihm war klar, dass hier ein irrationaler Krieg entfesselt werden könnte.
Das besetzte Rathaus kam in Sicht, und es schien, als wäre ein Zusammenstoss unvermeidlich.
*
Mummsen, Fürst Jan, und die anderen Regierungsmitglieder, saßen in Mummsens Büro, und warteten. Etwas anderes konnten sie nicht tun. Von unten drang der Lärm der Demonstranten herauf. Sie schienen das Mobiliar zu zerschlagen.
„Ich fürchte, Schwätzli kommt zu spät“, meinte der Bürgermeister.“
„Ja, vielleicht haben wir wirklich dem Falschen vertraut“, stimmte Jan zu „Wollen wir das Ganze jetzt beenden, und den Staat auflösen?“
Da klingelte das Telefon, und fast zeitgleich, unten ein Handy.

*
Plötzlich begann die Demonstration sich aufzulösen. Die Aufständischen verließen friedlich das Rathaus, und bestiegen einen Bus ,der in diesem Moment vorfuhr.
Aus dem Funkgerät kam eine Durchsage, das der Einsatz beendet war, auch die Polizei zog sich zurück. Martin schwante, das auch seine Mission hier beendet war.
*
Einen Tag später kam die Kanzlerin zum ersten Staatsbesuch in Gülleberg an. Ein Handelsabkommen wurde geschlossen, nachdem die Bundesregierung den kleinen Staat auch offiziell anerkannt hatte.
Es begannen auch, Verhandlungen mit der EU, über eine privilegierte Partnerschaft. Zum Beitritt hatte man das Fürstentum nicht bewegen können.
Wie abgemacht, bekam der Bechard- Konzern fünfzig Prozent der Fürstenquelle in stiller Partnerschaft. Mummsen wurde Mitglied des Vorstandes, Jan des Aufsichtsrates. Fürst Jan dankte ab ,und heiratete Kathrin Gehrcke, mit der er sich in seinen Palast zurück zog. Gülleberg kam jetzt auch ohne Fürst aus.
Stabel blieb Staatssekretär für sonstiges , blieb aber für größeres bereit. Irgendwann musste die DDR -Tuse doch auch mal abtreten. Heimlich tauchte wieder unter , und man hörte nichts mehr von ihm, aber wenn wieder ein Agent Provokateur geraucht wird, wird er sicher da sein.
Martin kehrte nach Berlin zurück, quittierte seinen Dienst, und wurde Privatdetektiv, weil er diesen Sumpf nicht mehr mitmachen wollte.
So bestand der kleine Staat Gülleberg die erste große Bewährungsprobe, und bewahrte seine Unabhängigkeit.
Tja, und wenn nicht irgendwelche Konzerne oder Politiker wieder irgendwelche Intrigen spinnen, weil sie den Hals nicht voll bekommen kann, dann wird er es auch weiterhin tun.

ENDE


Donnerstag, 30. Oktober 2014

Das Ding aus dem Watt




Die diesjährige Gruselstory zu Halloween(dafür diesen Sonntag kein Post).Hinweis:diese Geschichte ist nicht übermäßig blutrünstig,aber trotzdem nichts für Kinder.Also dann gruseliges Vergnügen!

Gott, war das schon so lange her? Fast 30 Jahre, kaum zu glauben! Nun fuhr er die Landstrasse entlang, nach Sandersiel. Zum ersten Mal, seit damals.
Rings herum Weiden, Wiesen und Felder, abgelöst von Moorlandschaft. Flach, wild, herb, das war Friesland, Das war die Nordseeküste.
Rotorange ging hinter dem Deich die Sonne unter, auf den er zu fuhr. Kleine Dörfer tauchten,auf, waren schnell durchfahren ,und  gingen wieder in die Landschaft über . Hier und dort tauchte ein Bauernhof an seiner Seite auf.
Er war hier geboren worden und hatte seine ersten Lebensjahre hier verbracht. Doch dann ,er war kaum drei Jahre alt, änderte sich alles, mit dem Tod seiner Eltern, von dem er nicht mehr viel wusste.
Vielleicht war das auch ein Grund ,warum er nach Sandersiel zurück kehrte. Er wusste  nur noch ,das er zunächst auf den Nachbarhof  kam, und dann zu einer Pflegefamilie nach Bremen, wo er aufwuchs. Die Stadt war Carsten Joorn zur zweiten Heimat geworden.
Er hatte sich dort eine Existenz aufgebaut, hatte Kunst studiert und gerade eine Galerie eröffnet. Kurz sah er sich im Spiegel an. Ein ebenmäßiges, längliches ,leicht gebräuntes  Gesicht mit Grübchen unter dem Kinn, einer etwas großen Nase und blauen Augen, das von  welligem dunkelblonden Haar umrahmt war. Er war fast Einsneunzig groß und schlank.
Die ersten Häuser, und die Ortseinfahrt von Sandersiel kamen in Sicht. Wie in vielen anderen Orten auch ,hatte sich einiges verändert, aber irgendwie war hier doch die Zeit stehen geblieben. Das merkte er, je mehr er in  Richtung Stadtmitte fuhr, und dort lag erst einmal sein Ziel: das Rathaus.
Ein paar Minuten später hatte er es erreicht. Er stellte seinen Wagen auf einem Besucherparkplatz ab, und betrat das alte Gebäude ,das sich ,seit er weg war, scheinbar gar nicht verändert hatte. Drinnen allerdings hatte man die Einrichtung, wo es nötig gewesen war, ein wenig modernisiert, hatte dies aber zurückhaltend getan, um den nostalgischen Charakter des Gebäudes zu erhalten. Auf einem Ständer lag ein Stapel Zeitungen. Er betrachtete das Titelblatt, die Zeitung war von Heute, und es handelte sich um ein Lokalblatt. Er sah ein großes Foto von Polizisten und Hilfskräften, die einen Leichnam bargen. Darüber die Überschrift: “Vermisster Wattwanderer aufgerissener Kehle aufgefunden“ darunter ein Untertitel: “Zweiter Todesfall nach der Leiche vom Deich“ Warum hatte er plötzlich ein Bild seiner toten Eltern im Kopf ? Er wandte sich von der Zeitung ab, schüttelte den Kopf, um die Bilder los zu werden, und ging ins Büro des Stadtamtes, wo man ihn schon erwartete.

*
„Herr Joorn, herzlich willkommen in Sandersiel“, begrüßte ihn Bürgermeister Franz Scheerboom, der auch der Immobilienverwalter war. Er war ein mittelgroßer beleibter Mittfünfziger mit hoher Stirn und grauem Haarkranz.
„Schön, das sie es einrichten konnten. Ich hoffe,sie hatten eine gute Fahrt“
„Ja, ganz angenehm“, meinte Carsten.
„Schön, schön. Ja, wir hatten ihnen ja geschrieben, das sie Erbe ihrer Eltern, und damit ihres Hauses hier im Ort sind. War übrigens gar nicht so leicht sie zu finden. Wir hatten nur die Adresse der Pflegefamilie ,in die sie gekommen waren. Danach verlor sich ihre Spur. Ja, das Haus wurde während der ganzen Zeit so weit es ging instand gehalten. Das eine oder andere musste erneuert werden. Es ist sicher nicht im Idealzustand, aber es ist bewohnbar.“
„Vielen Dank. ich werde mir ansehen, und dann entscheiden, ob ich einziehe, oder es verkaufe.“
„Ja, dann hier…“, er öffnete seine Schreibtisch-Schublade, und entnahm ihm einen Gegenstand, „…ist der Schlüssel“ er langte ihn rüber, und Carsten nahm ihn.
„Danke“. Er betrachtete kurz den Schlüsselbund, den der Bürgermeister ihm ausgehändigt hatte.
„Sagen sie, Ich habe draußen in der Zeitung diesen Bericht gesehen über die Wattwanderer gesehen. Man muss sich doch keine Sorgen machen?“
Scheerboom wurde sichtlich Nervös.
„Nicht doch. bisher ist es noch gar nicht klar ,ob es ein Mord war.  Die Obduktion läuft noch, auch bei der anderen Leiche. Aber es kommt immer wieder mal vor ,das Wattwanderer hier verunglücken, weil sie die Risiken falsch einsetzen. wir empfehlen immer einen Wattführer.“
Carsten schien es ,als wäre Scheerboom selbst nicht von dem überzeugt, was er sagte.
Der Bürgermeister erhob sich, nahm sich eine Aktentasche, steckte ein paar Dokumente hinein,und kam um den Schreibtisch herum zu ihm.
„So, und nun lassen sie uns zum Haus fahren. Ich fahre voraus, und führe sie.“
Carsten wusste in etwa noch ,wo das Haus sein musste, aber allein hätte er doch nicht hin gefunden, so war ganz froh ,hin geführt zu werden.
Als sie das Büro verließen, stand ein Mann in der Eingangshalle, dem man von fern schon den alten Seebären ansah. Er war recht groß, von kräftiger, sehniger, Statur, und der leicht breitbeinigen Haltung, die man von Seeleuten kennt.
Er musste schon über Achtzig sein. Sein Gesicht war von Falten tief durchfurcht und vom Wetter gegerbt, mit einem breiten Mund, einer Adlernase, die wohl schon einmal gebrochen gewesen war ,und leicht schief wirkte, und wasserhellen, blauen Augen.
Er hatte volles, weißes Haar, auf dem eine alte Schiffermütze saß. Seine faltigen Hände wirkten wie Schaufeln.
Bekleidet war er ebenfalls wie ein Seemann. Eine starke, schwarze Leinenhose ,darüber ein dunkelblaues Hemd ,und darüber eine schwarze Teerjacke. Die Füße steckten in derben schwarze Lederstiefeln.
Als die beiden heran gekommen waren, fasste der Alte Carsten scharf ins Auge.
„Du bist also doch gekommen. Hättest bleiben sollen, wo du warst. Wenn dir dein Leben  und dein Verstand lieb sind, dann verschwindest du wieder von hier.“ Seine Stimme war tief und klang voll und klar.
„Verschwinde hier Michel, und verbreite deine Schauergeschichten woanders“
Der Alte griff in seine Tasche , zog eine alte Meerschaumpfeife heraus, und wies mit dem Mundstück auf die Zeitung. Sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen.
„Will er dir erzählen, das seien Unfälle gewesen?“
„Was soll es denn sonst gewesen sein?“, murrte Scheerboom.
„Glauben sie nicht, das es Unglücksfälle waren, Herr…“
„Behrend, Michel Behrend .Alle wissen was es war, aber sie wollen es nicht wahrhaben.“
„Was wollen sie nicht wahr haben?“
„Dieses Dorf ist verflucht“, sagte Michel, und sein Gesicht war wieder ernst „Es ist der Tod aus dem Watt, der sich diese Beiden geholt hat, so wie er es vor Dreißig Jahren mit deinen Eltern tat. Und er wird sich noch mehr holen“
„Moment mal, was wissen sie von meinen Eltern? Hören sie…“ Aber der Bürgermeister hatte ihn weg gezogen.
„Also, er weiß gar nichts von ihren Eltern. er erzählt gern Schauergeschichten, das ist alles“
Nein, nein. Wenn es die Möglichkeit gibt, zu erfahren, was mit meinen Eltern passiert ist…“
„Dann weiß er es sicher nicht“
„Sicher?“, Carsten drehte sich um, aber der Alte war verschwunden.
„Sehen sie?“, meinte Scheerboom. „Kommen sie, lassen sie uns zum Haus fahren.“
Carsten ging mit, doch er war aufgewühlt, und mit einem mulmigen, unheimlichen Gefühl, bestieg er sein Fahrzeug, und folgte dem des Bürgermeisters.

*
Das Haus lag am Ende eines schmalen Weges, der von der Hauptstrasse Richtung Meer führte. Es war ein altes Gutshaus, das direkt hinter dem Deich lag.
Auf der Rückseite führte eine Holztreppe den Schutzwall hinauf, über den man zum Wasser gelangte.
Die letzten Sonnenstrahlen tauchten alles in rotgoldenes Licht.
Sie betraten das Haus durch den Haupteingang. Es war ländlich eingerichtet Roh wirkende Bauernmöbel. Holzschränke, Tische und Bänke. Stühle aus Holz und Reet.
Die Küche funktionell, mit Kühlschrank, Gasherd, Spüle und Eckbank.
Das Wohnzimmer war alt, aber gemütlich eingerichtet. Eine große Eichenschrankwand, Leder-Sitzgruppe, und ein wuchtiger Couchtisch aus Eiche. Den alten Fernseher würde er wohl gegen etwas zeitgemässeres austauschen, wenn er denn hier blieb.
Im Obergeschoß befanden sich die Schlafzimmer mit einfachen Bauernbetten.
 Nach dem Rundgang ,nahmen sie kurz im Wohnzimmer Platz.
„So, nun haben sie gesehen, das das Haus in annehmbaren Zustand ist. Wenn sie mir den Empfang und die Bewohnbarkeit quittieren, wäre ich schon wieder weg.“
Er entnahm seiner Aktentasche zwei Blätter Papier ,legte sie vor ihn hin, und drückte ihm eine Füller in die Hand. Carsten las sich die Dokumente aufmerksam durch, und unterschrieb sie. Scheerboom steckte sie befriedigt wieder in seine Tasche, dann stand er auf, und Carsten brachte ihn zur Tür.
„Ach,wenn ich ihnen noch einen Tip geben darf, schenken sie Michels Schauermärchen keine Beachtung. Sie können hier beruhigt schlafen, und Morgen sehen wir uns in meinem Büro wieder.“ Sie verabschiedeten sich ,und er ging.
Carsten ging durch´ s Haus, und sah sich um. Dann beschloss er in den Garten zu gehen. Verwundert stellte er fest, das der gar nicht so verwildert wurde ,wie er erwartet hatte. Auch ihn hatte man gepflegt. Mittlerer Weile setzte die Dunkelheit ein, aber beschloss noch kurz auf den Deich zu gehen. Die Holztreppe war feucht, aber nicht morsch. Er ging die Stufen hoch und stand schließlich auf dem Deich.
Von hier aus konnte er weit über das Meer sehen, das sich jetzt zurück gezogen hatte, denn es war grad Ebbe. Glitzernd lag das Watt vor ihm unter dem sternenklaren Himmel. Oder fast klar. Als er den Blick nach Links schweifen lies, sah er eine Nebelbank. Eine kleine nur. Dennoch waberte der Nebel dicht über- ja, nur über dieser Stelle! Aber er blieb nicht dort. Er schien sich zu bewegen, und mittendrin war ein Licht, wie von einer Laterne oder einer Lampe. Und das schien es auch zu sein, denn es schaukelte und bewegte sich ebenfalls.
Gebannt beobachtete er den Nebel und das Licht, die sich in der Ferne auf die Küste zu bewegten. Was das oder wer ? Wattwanderer waren doch so spät nicht unterwegs.
„Du bist also hier geblieben“ Die tiefe Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er wandte sich um. Neben ihm stand Michel Behrend.
„Ja, und eventuell bleibe ich auch“., meinte Carsten trotzig. Ist schließlich mein Haus, und meine Heimat.“
Der Alte lachte rau.
„So, deine Heimat. Sieh mal dort“ Er wies mit der Hand auf über das trocken gefallene Meer in Richtung des unheimlichen Nebels mit dem Licht.
„Er kommt. Heute Nacht wird wieder jemand sterben, so viel steht fest. Wehe dem, der jetzt ins Watt geht.“
„Wer ist das ein Mensch?“
„Kein Mensch. Das ist der Tod aus dem Watt, unser Fluch. Ich habe dir doch gesagt, dieses Dorf ist verflucht. Und der Fluch bringt den Tod. Wie es auch vor Dreißig Jahren war, und Dreißig Jahre davor. Alle Dreißig Jahre kommt er. Darum noch mal: Wenn dir dein Leben lieb ist, geh wieder fort.“
„Was für ein Fluch? Und sie haben meine Eltern erwähnt, was wissen sie davon, was damals passierte?“
„Oh je, du weißt es wirklich nicht mehr hm? Nun gut, ich habe dich damals gefunden“, er wandte sich um. dort in eurem Haus. Wimmernd hast du neben deinen toten Eltern gesessen in ihrem Blut. Er hat sie sich auch geholt.“
„Wer?“
Der Alte dachte kurz nach, ehe er sagte:
„Drüben am Hafen steht eine alte Fischerkate, Hafenweg 5.Komm Morgen Früh dort hin, dann werde ich dir alles erzählen. Nur eins noch: Halte dich Heute Nacht fern vom Watt!“
„Aber wieso erzählen sie mir nicht jetzt…“ weiter kam Carsten nicht, denn aus der Richtung, des unheimlichen Lichts, drang ein schrei zu ihnen herüber. Unmenschlich, dem Heulen eines Wolfes ähnlich.
Unwillkürlich drehte er den Kopf in die Richtung, aus der der Ton kam. Dann wandte er sich wieder zu Michel Behrend um, doch  der alte Mann war verschwunden.
*

Bürgermeister Scheerboom hatte noch etwas länger gearbeitet. Jetzt machte er sich mit seinem  Assistenten Rune Jansen auf den Heimweg. Sie schritten durch die jetzt ausgestorbene Rathaushalle, löschten alle Lichter, um schließlich das Rathaus zu verlassen.
Jansen öffnete die Tür, und sie schritten hinaus. Es war schon dunkel, und Nebel sammelte sich vor ihnen.
Jansen zog die Tür hinter sich zu, und wandte sich um. Nun.. wer ist das denn? Auch der Bürgermeister blickte gebannt nach vorn.
Dort stand im Nebel eine riesenhafte Gestalt, fast zwei Meter groß, mit einem langen, schwarzen Mantel, ein ziemlich altertümliches Stück, und ziemlich abgerissen, eine derbe, schwarze Hose ,und schwere Stiefel. Die Hände steckten in Handschuhen. Den Kopf bedeckte ein breiter Schlapphut, so das man das Gesicht nicht sehen konnte. Nur die Augen ,die orangerot glühten. In der Linken hielt der Unheimliche eine alte Laterne, in der anderen einen Hakenförmig gebogenen Malspieker.
„Hallo“, rief der Bürgermeister „Wer sind sie. Ich kenne sie nicht.“ Keine Antwort.
„Hallo, ich habe sie etwas gefragt!“
Der unheimliche antwortete immer noch nicht. Stattdessen schritt er langsam auf die beiden Männer zu, und blieb schließlich vor dem Bürgermeister stehen. Er drehte das Werkzeug in seiner Hand mit der Spitze nach Oben, und noch ehe einer etwas tun konnte ,stieß er es dem entsetzten Scheerboom mit unglaublicher wucht in die Brust.
Blut sickerte dem Bürgermeister aus dem Mundwinkel, und aus der Brustwunde. Der unheimliche Killer drehte das Eisen in der Brust seines Opfers, was ein hässliches Knacken verursachte, und zog den blutigen Haken hinaus.
Er wandte sich dem entsetzten Jansen zu, und schwang den Malspieker direkt vor ihm, so das er ihm die Kehle von Ohr zu Ohr aufriss. Gurgelnd fasste der getroffene  sich an seinen Hals ,und sein Blut lief ihm durch die Hände. Die Beine versagten ihm den dienst ,und er stürzte sterbend zu Boden. Den Aufprall merkte schon nicht mehr.
Der unheimliche betrachtete seine am Boden liegenden Opfer ,dann stieß er einen unmenschlichen ,gutturalen Schrei aus, wandte sich um, und verschwand, und mit ihm der Nebel.
*
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen, machte sich Carsten auf den weg zum Hafen. Er hatte nicht viel schlafen können, weil ihm immer wieder durch den Kopf ging, was ihm Michel eröffnet hatte. Seine Eltern Opfer eines Mordes? Kein Unglücksfall, wie man es ihm erzählt hatte!
Es war, als wäre er in ein tiefes Loch gestoßen wurden. Warum hatte man ihm das verheimlicht? Schön, im Kindesalter war es wohl noch nicht möglich, aber verdammt, er war doch längst erwachsen. Spätestens jetzt hätte man es ihm sagen müssen.
Der Weg zum Hafen führte am Deich entlang, und ein Stück durch den Ort. dort, am Hafenweg, der direkt am alten Hafenbecken entlang führte, standen, wie Perlen auf einer Schnur aneinander gereiht, mehrere alte Fischerkaten, fast gleich aussehend. Windschief, mit weiß getünchten Wänden und Reetdach. Vor einigen hingen Netze ausgebreitet, so auch vor Nummer 5.
Er  ging zum Haus, und klopfte an. Die Tür öffnete sich, und Michel Behrend erschien. Er trug eine graue Arbeitshose und einen dunkelblauen Troyer über einem weißen Hemd.
„Aha, da bist du ja. Komm rein.“ Er trat zur Seite, um den jungen Mann herein zu lassen.
Innen war alles einfach, fast spartanisch eingerichtet. Eine schmucklose Diele, in der nur ein paar einzelne Bilder an den Wänden hingen. Der Wohnraum, in den er geführt wurde, enthielt ein altes Sofa, Sessel, Holztisch, und auf der Seite zum Fenster hin, eine Küchenzeile mit einem alten Gasherd, auf dem ein Wasserkessel stand. Auf dem Tisch standen zwei Tee-Gedecke und eine Kanne.
„Setz dich, du nimmst doch sicher Tee.“
„Gern“ Carsten nahm auf dem Sofa Platz.
In diesem Moment pfiff auch der Kessel. Michel nahm ihn herunter, und goss das Wasser in die vorbereitete Kanne. Zunächst nur ein wenig nach ein paar Minuten den Rest. Er ließ noch einmal ziehen, dann schenkte er den Tee durch ein Sieb ein. Sie tranken vom Tee und Michel zündete sich eine Pfeife an.
„Gut“, sagte er, und tat einen Zug. „Ich will dir nun alles erzählen. Es begann im Jahre 1847. Damals war Sandersiel noch ein junger Ort. Ein Fischerdorf, wie es viele an der Küste gab.
Eines Tages nun, strandete ein Fremder mit einem kleinen Boot an seiner Küste. Es stellte sich heraus, das er Däne war. Man gab ihm ein kleines Leerstehendes Haus, und da er handwerklich geschickt war, konnte er sich mit Gelegenheitsjobs bei den Bauern und Fischern über Wasser halten.
Aber dann kam der Tag, an dem Dorf-Vorsteher Godeke Scheerboom …“
„Scheerboom?“, fragte Carsten erstaunt.
Michel lächelte.
„Ja, der jetzige Bürgermeister ist sein Nachfahre, oder war es.“
„War?“
Ach hast du ´s noch nicht mitbekommen? Scheerboom und sein Assistent wurden Heute Morgen tot aufgefunden. Mit aufgerissener Kehle und Scheerboom hatte eine große Wunde in der Brust. Ich hatte ja Gestern Abend gesagt, jemand wird sterben.“
*
Carsten war starr vor Entsetzen, nicht zuletzt angesichts der kaltblütigen Gelassenheit, mit der der Alte das erzählte.
„Aber weiter“, fuhr Michel fort Scheerboom fuhr eines Tages für Geschäfte nach Bremen, und da kam es, das er einen Steckbrief sah, der ihren unbekannten Gast, der sich Harm nannte, getreu dem Original wieder gab.
Da las er, das Harm Kjaerulf als Küstenpirat wegen verschiedener Verbrechen gesucht wurde ,unter anderem auch wegen Mordes. Wegen seiner Angewohnheit, mit jenem Werkzeug zu töten, trug er auch den Beinamen „Käpt´n  Malspieker.“
Auf seinen Kopf war eine hohe Belohnung ausgesetzt, und nachdem Scheerboom zurück gekehrt war, und im Dorf davon erzählt hatte, beschloß der Rat, das man ihn ausliefern, und sich das Geld verdienen wollte. Er und Vier andere stellten ihm eine Falle. Sie täuschten vor, das es ein Schiff gäbe, das ihn wieder in die Heimat brächte, und lockten ihn an Bord. Doch es war ein Schiff der Regierung, und Kjaerulf war rasch von Soldaten umstellt. Als er Gewahr wurde, das man ihn betrogen hatte ,da sah er auf die Fünf  Verschwörer, mit einem blick, der nicht anders als teuflisch genannt werden konnte. Hoch richtete er sich auf, und rief : „Der Verrat, der an mir geübt, wird dieses Dorf verfolgen, und seinen Bewohnern noch bitter Leid tun. Bis in alle Ewigkeit soll mein Fluch auf euch lasten, und immer, wenn Dreißig Jahre voll sind, werden Fünf von euch diesen schändlichen Verrat mit dem Leben bezahlen. Ewig sollen dies dorf und seine Bewohner verflucht sein!“
In diesem Moment riss er sich von den beiden Soldaten los ,die ihn gepackt hielten, sprang auf einen Matrosen zu, entriss ihm den Malspieker ,den er grad in der Hand hielt, stieß ihn sich in die Brust, und sprang hohnlachend über Bord.
Die Soldaten und Matrosen konnten an der Reeling sehen, wie er in den fluten versank, doch sein Leichnam wurde nie gefunden.
Da in den folgenden Tagen, Wochen, Monaten und dann auch Jahren nichts passierte vergas man schnell die Verwünschung des Piraten, doch nach Dreißig Jahren wurden tatsächlich fünf Menschen aus dem Dorf grausam ermordet, und es wird auch von einem Licht im Watt berichtet ,und dem Nebel, der mit ihm kommt, und seitdem wiederholt es sich alle Dreißig Jahre bis Heute. Und vor Dreißig Jahren traf es auch deine Eltern.
Ich kannte sie gut, musst du wissen. Du erinnerst dich wohl nicht mehr daran, das ich auf den knien geschaukelt habe. Na Ja, damals wollte ich bei ihnen vorbei und nach ihnen sehen. Als ich ankam, war die Haustür weit offen. Ich ging hinein, und im Wohnzimmer fand ich sie.  Tot. Am Boden liegend in ihrem Blut, und zwischen ihnen hast du gesessen und gewimmert.
Den Rest kennst du .du kamst erst zu Petersens auf den Hof, und dann nach Bremen zu der Pflegefamilie, wo offenkundig einiges aus dir geworden ist.
So, nun weißt du alles .Du kannst behaupten,. das das mit dem Fluch Quatsch ist, aber was du gestern gesehen hast, und die Toten, das sind Fakten.“
 „Aber warum alle Dreißig Jahre? Warum nicht alle Fünfzig oder so?“
 „Das weiß niemand, das ist eines der großen Rätsel. Aber jetzt habe ich noch was zu tun. Ich muss noch  n´ paar Netze flicken. Ob du bleibst oder nicht, halte dich nachts fern vom Watt, und gib auf dich Acht. “
*
Mit einem mulmigen Gefühl ging Carsten nach Hause, doch einem plötzlichen Impuls folgend ging er noch zum Rathaus, und dort, nach entsprechenden Nachfragen, in die Bibliothek, die ein lokales Zeitungsarchiv enthielt.
Er studierte die alten Zeitungen, und stellte mit wachsendem Entsetzen fest, das Michel Recht hatte. Tatsächlich fand er in Zeiträumen von Dreißig Jahren Berichte über ungeklärte Morde die immer auf dieselbe Art begangen wurden: Aufgeschlitzt oder erstochen mit einem Malspieker. In einigen Ausgaben gab es auch Berichte über seltsame Beobachtungen, wie ein Licht im Watt, und Nebel, der sich bewegte.
Verstört ging er nach Hause, und legte sich ein Wenig hin. Später erledigte er ein paar Reinigungs- und Ausbesserungsarbeiten, auch um sich abzulenken.
Nachmittags unternahm er einen Spaziergang am Deich, und ging dann früh schlafen.
*
Es war mitten in der Nacht, als er durch ein Poltern geweckt wurde. Er stand auf, zog sich notdürftig an, und ging aus dem Zimmer und zur Treppe. Langsam schritt er sie runter, doch kurz vor dem ende der Treppe, blieb er abrupt stehen.
Die Tür stand auf, der Flur war von dichtem weißem Nebel erfüllt, aus dem sich eine riesenhafte Gestalt heraus schälte. Sie trug einen langen, schwarzen Mantel, schwere Stiefel, und einen breiten Schlapphut, der kein Gesicht erkennen lies. Nur rotorange glühende Augen. In der Linken hielt der unheimliche eine Laterne, in der Rechten einen -Malspieker.
Er schritt auf Carsten zu. Der junge überlegte fieberhaft. Wohin nur? Aber es gab nur einen Weg, also drehte er sich um, und rannte die Treppe wieder hinauf. Er hörte die schweren Schritte des Verfolgers, aber wohin jetzt? Er rannte ins Schlafzimmer, zum Fenster, riss es auf, und lief auf den Balkon. Die Schlafzimmertür wurde aufgestoßen. Es waren etwa drei Meter nach unten, aber es gab keine Wahl. Er stieg über den Balkon, und sprang ab. Er kam auf dem Rasen auf, und prellte sich den Oberschenkel. Stöhnend raffte er sich auf, und sah nach Oben. Da stand der Unheimliche und sah auf ihn herab.
Er lief los, zum Auto! Also um das Haus herum, doch er prallte zurück. Da waberte der Nebel, und der Killer kam auf ihn zu , und nun? Es gab nur einen Weg. Zum Meer .Er rannte los, die Treppe hoch, verfolgt von den schweren Schritten des Unheimlichen, der ruhig hinter ihm her schritt, so als wäre er sich seiner Beute bereits absolut sicher. Und diese Beute hieß Carsten Joorn.
*
Michel Behrend stand auf dem Deich am Hafen, und blickte aufs Watt, welches das, sich zurück ziehende Meer frei gegeben hatte. Er sah über den Ort, in die Richtung, in der  Carstens  Haus lag. Und sah er den Nebel, und er sah das Licht.
Er tat einen tiefen Seufzer, dann murmelte er: “Es ist soweit .nun gut, bringen wir ´s zu Ende.“ Er ging hinunter zu seiner Kate, schloss alles ab, zog einen Mantel über, und machte sich auf den Weg.
*
Er lief um sein Leben. War über die Salzwiese weg, und stand vor dem Watt. Verzweifelt sah er sich um, und gewahrte seinen unheimlichen Verfolger, der ruhigen Schrittes auf ihn zu kam. Er hatte eigentlich keine Chance mehr. Wenn er nun ins Watt lief, hatte er bald nur noch die Wahl zu ertrinken, zu erfrieren oder aufgeschlitzt zu werden, aber hatte er eine Wahl? Wohl kaum, also lief er los ins Watt. Spürte Sand und Steine unter den Füssen. Die Turnschuhe, die er notdürftig angezogen hatte, waren schnell mit Wasser voll gesogen, und seine Füße nass. Trotzdem lief er weiter. Verzweifelt, voller Todesangst.
Aber wohin sollte er? Richtung offenes Meer? Dann konnte er auch gleich stehen bleiben, und den Verfolger erwarten.
Aber Moment, da kam ihm ein Gedanke. Gab es da nicht eine alte Rettungsbarke in Richtung Hafen? Mit einem Korb in einiger Höhe. Eine Hoffnung, eine ganz schwache nur, aber die einzige, also änderte die Richtung, und lief weiter, und achtete nicht auf die Seitenstiche, die er allmählich bekam.
*
 Michel Behrend ging bedächtig den Deich entlang, in Richtung von Carstens Haus .er beobachtete den Nebel, der jetzt im Watt war. er lenkte seine Schritte darauf zu. Ruhig, gefasst. Insgeheim hatte er immer gewusst, das dieser Tag kommen wollte. Als er an der entsprechenden Stelle war, ging er hinunter zum Watt. Entschlossen   ,gefasst. Er betrat das Watt , und blieb stehen. Die Stunde war gekommen.
*
Die Seitenstiche plagten ihn. Die Luft ging ihm aus .Er mobilisierte seine letzten Kraftreserven, während er hinter sich das rhythmische Platschen der Schritte seines Verfolgers hörte.
Da kam die Barke in sicht. Los, hol noch mal alles aus dir raus, feuerte er sich in Gedanken noch einmal selber an. Sicher, er war durchaus nicht unsportlich, aber eine Musterathlet war er beileibe auch nicht.
Jetzt kam er an der Barke an. Der Unheimliche mochte gut zehn Meter hinter ihm sein. Er begann mit letzter Kraft hinauf zu klettern, und kam schließlich oben im Korb an, er kletterte hinein,und kauerte sich zusammen. Da hörte er das Geräusch: „Klang, klang ,klang“ Sein Verfolger kletterte hoch ,in dem er sich mit dem Hakenförmigen Werkzeug hochzog.
Aus und vorbei. Lief im Augenblick des Todes nicht immer das Leben vor dem geistigen Auge ab? Müßig, jetzt noch darüber nach zu denken. Er lehnte sich zurück, schloss die Augen, und erwartete das Ende.
*
Michel Behrend stand im Watt ,breitete die Arme aus, und rief laut in die Nacht hinein:
„Harm Kjaerulf, willst du nicht den fünften Verschwörer, der dessen Stimme damals entscheidend war.? Er ist hier ,komm und hol ihn dir! Hörst du Kjaerulf ? Komm und hol ihn dir!“
*
Carsten hatte mit dem Leben abgeschlossen .Er hielt die Augen geschlossen, und erwartete den Schmerz. Erwartete wie es schwarz wurde. Doch es geschah nichts. Nach ein paar Minuten öffnete er die Augen. Er sah hinunter. Sein Verfolger war verschwunden. Kein Nebel, gar nichts. Doch unten stieg jetzt das Wasser. Die Flut lief auf. Dann wohl doch erfrieren? Da, in der Ferne ertönte ein Schrei, wie er ihn Gestern Abend schon gehört hatte. Er lehnte sich wieder zurück .Jetzt konnte er nur noch warten, bis eventuell ein Schiff kam, und er wartete .Kälte und Müdigkeit ließen ihn irgendwann einschlafen.
*
Michel Behrend stand schon mit den Fußknöcheln im Wasser, die Arme noch ausgestreckt, als ihn plötzlich Nebel umwaberte, aus dem eine große Gestalt auftauchte, mit schwarzem Mantel und Schlapphut, die Laterne in der linken, und in der Rechten den Malspieker.
„ah ,da bist du ja“, sagte Michel ruhig.
Der unheimliche trat zu ihm, hob das Werkzeug, und rammte es dem alten in die Brust. Er sah stockte kurz, und riss dann den Haken wieder heraus.
Michel sank langsam zu Boden. Mein leben ist gelebt, aber ein anderes muss noch gelebt werden, und wird gelebt werden. Das war sein letzter Gedanke. So erleichtert starb er mit einem lächeln auf den Lippen.
Der unheimliche sah auf den Toten herab, den die Wellen der auflaufenden Flut umspülten, dann stieß er einen gutturalen Schrei uns, wandte sich ab und ging in Richtung offenes Meer, und mit ihm der Nebel, während er ging löste er sich langsam auf.
*
„Hey , aufwachen!“ Carsten schlug die Augen auf. Er befand sich in einer Koje auf einem Schiff. Unter ihm dröhnte der Motor. Über ihm stand lächelnd ein Seemann mit langem blondem Haar, und ebensolchem Vollbart in  Blaumannhose  und Pullover „Has ja man Glück gehabt, das wir grad an der ollen Barke vorbei gekommen sind.“
Carsten versuchte gequält das Lächeln zu erwidern, doch er war noch zu schwach.
Sie brachten ihn an Land, und zunächst zum Arzt. Dort erfuhr er auch, das man den alten Michel Behrend rot aus dem Meer gefischt hatte, mit einer entsetzlichen Wunde in der Brust.  
Später stand er wieder auf dem Deich hinter seinem Haus .Er überlegte, ob er hier bleiben sollte.  Er könnte seine Galerie auch von hier aus lenken. Es war inzwischen wieder Ebbe. Jetzt, im Licht der Sonne wirkte das Watt schön und beruhigend, wie es da glitzernd vor ihm lag. Es war eigentlich schön hier, und jetzt konnte er in seinem Haus in Frieden leben. Zumindest die nächsten Dreißig Jahre…