Samstag, 20. September 2014

Ronny Riese vom Dusterwald,Teil 17



 Das Hexengrab


Schwarze Wölfe kamen aus den Büschen auf sie zu. Drohend knurrend und bösartig blickend.
„Zusammen rücken!“ ,rief Lichtfang ,und sie rückten zusammen ,um dem Feind wenig Angriffsmöglichkeiten zu bieten.
Im nächsten Augenblick schossen viele graue  und rötliche Körper zwischen den Büschen hervor, und griffen die schwarzen Wölfe an. Ein wildes Chaos brach aus. Zwerg, Kobold und Elf begannen ihrerseits auch zu kämpfen.
Schnell begannen die Feinde in die Defensive zu geraten, und flohen. Grauwyn und Rotpelz kamen zu ihren Freunden. „Schätze ,wir sind gerade richtig gekommen“, meinte Rotpelz „aber lange werden sie nicht wegbleiben ,sondern bald mit Verstärkung zurück kommen.
„Ja“, sagte Grauwyn “Wir sollten schnellstens hier verschwinden, und zum Nachtwald aufbrechen. Ronny braucht uns.
Sie brachen auf, und waren eine ganze Weile gelaufen, weil sie nicht den Weg durch den Berg nahmen, als sie auf halben Weg einem grauen Wolf begegneten.
*
Angstvoll sah der Kater nach unten, und sah das große Feuer, auf das er zu fiel. Er schloss die Augen, und erwartete einen unerträglichen Schmerz und das Ende. Und dann fühlte er, das er aufgefangen wurde.
Er öffnete die Augen ,und sah vor sich das picklige, warzige Gesicht einer alten Frau, mit wirrem, grauen Haar, die ihn aus kalten ,grauen Augen tückisch ansah. „Nein nein, mein kleiner ,so leicht stirbt es sich nicht, jedenfalls nicht jetzt“ ,sagte sie mit hoher Fistelstimme, und brach in irres Gelächter aus. „Noch ist die Zeit des Opfers nicht gekommen“. Sie griff aus der Luft einen Strick, als wenn er dort gehangen hätte, und band dem Kater damit die Beine zusammen. Dann legte sie ihn neben einem Bündel auf dem Boden ab.
Es kostete Thore einiges an Überwindung und Mühe ,sich so zu drehen, das er das Bündel sehen konnte, und er erstarrte. Es war Ronny, ebenfalls gefesselt ,und bewusstlos. Neben Ronny saß ein schwarzer Wolf, und sah ihn hämisch an. „Versuch gar nicht erst, dich zu befreien, Kater“, brummte er mit tiefer, rauer Stimme „Es ist sinnlos, du kannst nicht entrinnen.“
Zufrieden sah er zu den Hexen, die wieder in ihren Singsang verfallen waren ,und sich rhythmisch wiegten. Thore lies den Kopf hängen ,und versank in Gedanken. Sollte hier jetzt alles zu Ende sein? Verzweifelt blickte er zu Ronny hinüber, und bemerkte, das der sich leicht bewegte. Ein kleiner Hoffnungsschimmer, aber nur ein kleiner.
Es verging wohl eine Stunde, die sie dort lagen. Ronny lag zu weit von Thore weg, um mit ihm zu reden, doch der Kater merkte ,das er wach war. Wahrscheinlich dachte auch er über Möglichkeiten nach, aus dieser Lage zu entkommen. die Hexen hatten ihren Gesang unterbrochen, und ließen jetzt ein jubelndes Kreischen hören.
„Sie ist da, jetzt habt ihr es bald hinter euch“ ,spottete der Wolf. Sie versuchten die Köpfe zu drehen, brauchten es aber nicht mehr. An dem Feuer erschien eine neue Hexe, deren Gesicht dem des riesigen Kopfes sehr ähnlich sah, der das Grabmahl bildete. Sie trug einen dunkelvioletten Umhang, darunter ein schwarzes Kleid, und ebensolche Stiefel. sie trat vor die Hexen, und rief mit lauter, schriller Stimme „Schwestern, hier bin ich, Issa ,die Tochter Lykkas.“ Die Hexen klatschten und jubelten, und eine sagte. „dreh dich um Issa. Sieh, dort liegen deine Opfer, ein Junge und ein Kater. Der Junge ist der schlimmste Feind des Schattenfürsten“ „Ein guter Fang“, sagte Issa ,und taxierte die Hexen. Dann ging sie zu den Gefangenen, und betrachtete sie mit kaltem Lächeln. „Der Herr wird zufrieden sein“, kicherte sie“ Sie bückte sich zu den unglücklichen herunter. „Bald ist eure Zeit abgelaufen“. sie prüfte die Fesseln, und erhob sich zufrieden.
Nanu, die Fesseln waren ja plötzlich lose. Thore schaute zu Ronny herüber, der ebenso überrascht wirkte. Der Wolf schien nichts bemerkt zu haben. Die  beiden sahen erst sich an ,und dann Issa, die sich wieder den anderen Hexen zuwandte ,doch kurz hatte sie in ihrer Richtung geblickt ,und ihnen zugezwinkert. Was war hier los?
Doch die Zeit, sich das zu fragen ,hatten sie nicht mehr. Gerade rief Issa: Schwestern, ich habe eine Überraschung für euch!“ ,da leuchtete ein grelles ,grünes Licht auf, und Issa war nicht mehr Issa, sondern war jung, schön, und trug ein grünes Kleid. „Lucina!“, rief Ronny, und streifte sich die Fesseln ab. Lucina nickte ihm zu, und schickte grüne Blitze auf die Hexen, die nun wild durcheinander stoben. Ronny und Thore, der ebenfalls die Fesseln abgestriffen hatte , standen ,und wollten loslaufen. Da stellte sich ihnen der schwarze Wolf entgegen , und fletschte drohend die Zähne.. Von der andern Seite kam ein weitere schwarzer Wolf  auf sie zu.. Gerade frei ,und nun doch wieder gefangen?
Eingreller Lichtblitz fuhr dazwischen, und drei kleine Gestalten fielen auf die Erde, gefolgt von einem ausgebrannt wirkenden Stein, der den zweiten schwarzen Wolf am Kopf traf, der bewusstlos zusammenbrach. Im nächsten Moment stand eine der kleinen Gestalten auf, und schlug mit einer Keule den anderen schwarzen Wolf nieder, der im Begriff war, Ronny anzuspringen.
„So“ sagte eine ,ihm wohlbekannte Stimme , „das hier hätten wir. Ah ,gegen schwarze Wölfe ist so ein Wegestein also auch zu gebrauchen. Wie steht ansonsten die Schlacht?“
„Baugin!“, rief Ronny „Lichtfang, Fenrick!“ Hallo, ihr Beiden“ ,antwortet Baugin „hätte nicht gedacht, euch noch mal wieder zu sehen,“ und die Freunde lagen sich in den Armen.
„Wo sind Grauwyn und Lichtfang?“, wollte Ronny wissen „Am Rande des Nachwaldes .sie haben die ihrigen um sich gesammelt, und erwarten uns, wenn die letzte Schlacht beginnt. Doch nun müssen wir erstmal sehen ,wie´s hier steht.“
Doch Lucina kam schon heran. „Für´s Erste sind sie verjagt, doch sie werden bald wiederkommen, und die echte Issa auch.“ „Aber woher wusstest du, das wir hier in Schwierigkeiten waren. ?“ „Ich war bei Lusaga, die hat mir berichtet ,wohin ihr unterwegs seid, und mir fiel ein, das die Hexen an diesem Tag zu ehren Lykkas dort zusammen kommen.Da machte ich auf den Weg, um euch beizustehen. Eure Freunde wussten ebenfalls von Lusaga  ,das ihr dorthin unterwegs seid, und benutzten den Wegestein, den sie ihnen geschickt hat. Und nun beeilt euch. Geht ins Grabmahl ,durch die Mundöffnung, dort werdet ihr den Weg zum Nachtberg finden.“
Die Freunde taten wie geheißen, gingen zum Felsenkopf, und betraten das Grabmahl. Das Innere war von einer Fackel schwach beleuchtet. Herunter gerissene Spinnweben, und Fußspuren im Staub zeigten, das die Hexen schon hier drin gewesen waren. Es roch nach Moder hier drinnen, und nach Schimmel. Vor sich sahen sie eine steinerne Treppe ,die hinunter führte .sie stiegen sie hinab, und kamen in ein, ebenfalls von Fackeln beleuchtetes, viereckiges Gewölbe, in dem, rechts neben der Treppe, ein verwitterter, hölzerner Sarkophag an der gegenüber liegenden Wand stand. An der anderen Wand waren Zeichnungen angebracht, unter denen runenartige Schriftzeichen standen.
Sie betrachteten die Zeichnungen. Konnte hier die Lösung liegen? „Da“, sagte Ronny  „über dem Sarg“ Dort, über dem Sarkophag war eine Zeichnung, die den Platz ,mit dem großen Felsenkopf zeigte ,etwas weiter daneben ein Berg, über dem ein Halbmond stand. Darunter ebenfalls Runen.
„Wartet mal“, sagte Fenrick „Der Berg soll doch bestimmt der Nachtberg sein, und das Andere der Platz , auf dem wir uns befinden. Aber was ist das?“ Er zeigte auf ein kleines Objekt, welches sich im Felsenkopf befand. „Soll das der Sarg sein?“ „Und was heißen die Runen, kannst du sie lesen?“ „Ich bin ein Kobold. Selbstverständlich kann ich sie lesen“ ,sagte Fenrick und vertiefte sich  in die Schriftzeichen. Hm hm, natürlich, ganz klar“
„Was ist nun ganz klar?“, wollte Lichtfang wissen. „was bedeuten die Zeichen?“ „Sie bedeuten:“ Der Blick der Königin weist den Weg“ „Der blick der Königin? Welcher der des Felsenkopfes ?“ „glaub´ ich weniger ,meinte Baugin „der blickt ja eher zurück in Richtung Lusagas Haus. Wahrscheinlicher ist…“Er wies auf den Sarg?“ „Da..“, begann Fenrick „du meinst Sie liegt da drin?“ „Das will ich doch hoffen. Persönlich möcht´ ich ihr nicht unbedingt begegnen.“
Ronny schob langsam den schweren Deckel der Kiste beiseite. „Nun?“, fragte Baugin „Sie liegt drin, zumindest ,was von ihr übrig ist.“ Die Leiche war eine Mumie, mit pergamentener Haut, die straff über den Schädel gespannt war. Sie war in halb vermoderte schwarze Kleidung gehüllt. „in welche Richtung sieht sie?“ „Nun ,wenn sie sich erheben würde ,würde sie nach Norden blicken“ „Nach Norden, dann müssen wir von hier also den Weg nach Norden nehmen. Dann können wir ja gehen“ „Du sagst es“, meinte Ronny ,und begann den Deckel wieder über den Sarg zu ziehen. Doch ehe er sich versah, schnellte plötzlich der Oberkörper der Mumie hoch ,und stieß einen zischenden Laut aus. Zu Klauen gebogene Knochenfinger griffen nach ihm. Ronny entwand sich ihnen ,und gab der Hexe einen Schubs, das sie in den Sarg zurückfiel. Schnell zog er den Deckel wieder über sie.
„Was war das?“, fragte Baugin „Möglicher Weise eine magische Vorrichtung zur Abwehr unerwünschter Eindringlinge“, meinte Lichtfang „Machen wir lieber, das wir heraus kommen.“
Sie wandten sich ab, und liefen die Treppe hinauf. Mit Entsetzen stellten sie fest, das sich die Mundöffnung zu schließen begann. “Beeilung“ ,rief Fenrick, „sonst können wir mit der Hexe verrotten!“ Wie von Furien gejagt, rannte sie die Treppe hinauf ,und auf die Öffnung zu, die immer enger wurde.
Der Zwerg hindurch, der Kobold und dann der Elf, schließlich der Junge ,und in letzter Sekunde noch der Kater. “Uff“, meinte Baugin „Das war knapp“
Sie erhoben sich, und drehten sich um. Der Platz war leer, auch Lucina war verschwunden. „Wo ist sie?“, fragte Ronny „Zurück zu Lusaga ,denke ich“, antwortete Lichtfang „aber wenn wir sie brauchen, wird sie da sein. Also nach Norden“ Sie gingen zu der Abzweigung, die nach Norden führte „Nicht sehr einladend“, bemerkte Fenrick „aber wir müssen durch.
Tatsächlich wirkte der weg alles andere als einladend .Er war so dunkel, das man kaum zehn Meter weit sehen konnte, und Nebel schien daraus hervor zu wabern. Ronny kam das bild seiner Eltern wieder in den Sinn, die vom Schattenfürsten gefangen waren. er schüttelte sie entschlossen weg ,und die Freunde betraten den unheimlichen Weg…

             
In welche Abenteuer dieser Weg führt,demnächst in diesem Blog