Sonntag, 25. Januar 2015

Neptun hat´s satt-Teil 2

Der Bahnhof von Bensumersiel ist ein altes Gebäude aus dem Neunzehnten Jahrhundert. Hier fahren nur noch ein paar Nahverkehrszüge entlang. Neptun und Bella betreten das alte Gebäude und gehen in Richtung Bahnsteig, als sie den Schalter mit der Aufschrift: FAHRKARTEN UND INFORMATION, bemerken. Einer Eingebung folgend, lenkt Neptun seine Schritte dorthin.  „Guten Tag“, begrüßt er den Mann am Schalter, einen schmächtigen Mittfünfziger.
 „Können sie mir wohl sagen, welchen Zug ich nach Berlin nehmen muss?“
„Berlin?“, fragt der Bedienstete erstaunt, „Äh, von hier aus kommen sie nicht direkt nach Berlin. Sie kommen von hier bis nach Oldenburg, und von da nach Bremen, ja und von Bremen kommen sie dann nach Berlin “ „Ganz schön kompliziert“, meint der Meergott „Ist denn Berlin so unbedeutend , das man nicht direkt von hier hin kommt?“
„Im Gegenteil, wir sind so unbedeutend , das es von Berlin keine Verbindung hierher gibt. Hier fährt nur ein Nahverkehrszug ,und auch der ist der bahn eigentlich noch zu teuer.“
„Ah so. Nun gut, dann nehmen wir also diesen Nahverkehrszug nach Oldenburg“
 „Schön“, sagt der Mann am Schalter, „Das macht dann 6,50€ pro Person“
 „Oh Geld? Ja, natürlich“, Neptun beginnt in seinem Gewand zu suchen.
„Auch für Hummer?“, zischt Käpt´n Kidd
„Wie meinen?“ fragt der Schalter-Bedienstete irritiert „Äh, nein, höchstens für Hunde ,aber für Hummer gibt es keinen Fahrpreis.“ Und zu sich selbst: „Was rede ich denn da  ,der ist doch bestimmt nicht echt“
 „Darauf kannst du Gift nehmen, das ich echt bin“, gibt der Krebs auf Neptuns Schulter zurück.
 „Oh, ist schon in Ordnung“, meint der alte Mann lächelnd, und holt eine Hand voll Münzen unter seinem Gewand hervor, die er auf den Tresen wirft.
 „Sie nehmen ja sicher auch Gold-Dublonen. Hab` ich von ein Paar gesunkenen Schiffen.“
Die Augen des Mannes hinter dem Tresen weiten sich, dann sagt er unsicher:
„Äh, entschuldigen sie ,aber ich kann hier nur Euro entgegen nehmen. Vielleicht gehen sie erstmal zur Kreissparkasse und tauschen sie, oder verkaufen sie ans Museum.“
 „Wo ist denn diese Kreissparkasse?“
 „Ähem ,an der Hauptstraße schräg gegenüber“
„Ah ja“, sagt Neptun lächelnd, und sammelt die Goldmünzen wieder ein „Dann gehe ich mal eben rüber, und komme dann wieder her. bis gleich“
„Äh ja, bis gleich“

 „Paps, wir könnten doch sehr viel einfacher hin kommen“, meint Bella, als sie draußen über die Strasse gehen.
 „Das mag sein, entgegnet der Meergott, aber ich möchte mich doch der Methoden der Menschen bedienen, so respektiere ich sie.“
 In diesem Moment rast ein Auto laut hupend nur zentimeterweit an ihnen Vorbei.
 „Uups, hier muss man ja ganz schön aufpassen.“

Sie betreten die Kreissparkasse, die in einem flachen  Gebäude unter gebracht ist. Hier gehen sie zum Schalter. Neptun greift wieder in die Tasche seines Gewandes, und holt einige Goldmünzen hervor, die er auf den Tresen legt.  „Guten Tag, ich habe gehört, sie könnten dies in Euro umtauschen.“ Die junge Frau am Schalter, Anfang dreißig, mit dunklen Haaren und Brille, sieht auf die münzen, dann betrachtet sie eingehend ,den alten Mann, der ihr gegenüber steht, und seine Begleiterin, die sich interessiert umschaut. „Woher haben sie das ?“ ,fragt sie misstrauisch.
 „Gefunden, in einigen gesunkenen Schiffen“, gibt Neptun bereitwillig Auskunft
. „Gesunken, wo?“
 „Im Meer“
„Das Meer ist groß“
„Da haben sie Recht“
„Sie werden verstehen, das wir bei solchen Wertgegenständen nach der Herkunft fragen müssen. Wegen Hehlerei und so. Wir müssen sicher gehen, das sie die münzen nicht auf illegalem Weg erworben haben.“
„Ist es bei den Menschen illegal, was immer das heißen mag, etwas im Meer zu finden?“
 „Grundsätzlich nicht, nein. Sie können sich ausweisen?“
„Ausweisen?“
„Mir bestätigen, wer sie sind, das muss schon sein, es geht hier ja um etwas mehr Geld.“
 „Ach so. Nun ja, also hier ist meine Krone“, er zeigt auf seinen Kopf, „und hier ist mein Dreizack. Ich bin Neptun, Gott des Meeres, und offen gesagt ,ich habe es ein wenig eilig ,ich muss nach Berlin, und brauche das Geld für die Zug-Fahrkarte.“
„Äh ja gut, und wie ist ihr richtiger Name?“
„Hab´ ich ihnen doch grade gesagt, ich bin Neptun, und dies ist m eine Tochter Bella, und wir wollen nach Berlin. Wir müssen dringend mit der Kanzlerin sprechen. Es ist sehr wichtig“   Die Frau am Schalter betrachtet die beiden sinnend, dann nimmt sie Münzen, legt sie in eine viereckige Schale, und sagt:
„Warten sie einen Augenblick ,ich wiege die Münzen eben aus, um zu sehen, wie viel das Gold wert ist.“
Sie lächelt die beiden gezwungen an, und verschwindet nach Hinten.

Sie warten zirka fünf Minuten, dann betreten zwei Polizei-Beamten die Sparkasse,  und nehmen die Beiden zwischen sich.
„Ihre Ausweise!“ fordert einer der beiden streng.
 „Ausweise?“, sagt Neptun „Wir haben keine Ausweise“
„Dann“, sagt der Beamte „Begleiten sie uns bitte aufs Revier, und machen sie keine Geschichten“
„Mann, seid ihr Menschen kompliziert ,aber wenn sie meinen“
 Die Kassiererin kommt hinter dem Tresen hervor, mit einer  durchsichtigen Tüte ,in der sich die Münzen befinden.
„Ach“, fragt der Meergott den Polizisten, „ haben sie eine Dusche auf ihrem Revier?“
„Eine Dusche? Wollen sie duschen?“
 „Ich nicht,aber mein Hummer könnte etwas Wasser vertragen“
„Kommen sie“, knurrt der Beamte
*
Gar nicht so leicht für einen Meergott, mit menschlichen Gewohnheiten zurecht zu kommen.Wie er da wohl wieder heraus kommt?

Samstag, 17. Januar 2015

Fenris und der Schamane

Heute stelle ich euch eine neue Detektiv-Figur vor, den Schwergewichtigen Privatdetektiv Tjark Fenrissen, genannt Fenris,ich hoffe,ihr mögt ihn.hier ist sein erster Fall.

„Schön, das sie da sind“, sagte Hauptkommissar Stieler, Polizeichef von Frersum, eines Ortes an der Küste, irgendwo zwischen Bremerhaven und Cuxhaven. Er war ein hochgewachsener, schlaksiger Mann, Mitte fünfzig, mit dunkelrötlichem Haarkranz. Tjark Fenrissen, Privatdetektiv, 53 Jahre alt, groß und gute drei Zentner schwer, mit vollem blonden Haar, einem rundlichen,leicht gerötetem Gesicht mit Knollennase und einer runden Brille,  nickte.
„Kein Problem, Herr Kommissar, ich helfe ihnen gern, was kann ich also für sie tun?“
Es kam häufiger vor, dass wir der örtlichen Polizei halfen. Wir, das waren Fenrissen und ich, Jan Alldag.32 Jahre jung, dunkelblond, mittelgroß, dafür kräftig, mit, man würde wohl sagen Allerweltsgesicht. Zu unserem Haushalt gehört noch die gute Seele, Frederike Brahms, 50 Jahre alt, dick, pausbackig, sehr gutmütig, und die beste Köchin der Welt. Sie arbeitet als Haushälterin für Tjark Fenrissen, den Junggesellen, der irgendwo aus Skandinavien stammt, aber nicht Preisgeben, will, von wo genau. Er hat eine Schwäche für gutes Essen, besondere Biere, ist ein guter Schachspieler und ein verdammt guter Detektiv, weshalb das auch sein Beruf ist. Er ist Privatdetektiv. Da er aus Skandinavien stammt, und wegen der Ähnlichkeit des Namens, wird er nach der Figur der nordischen Sage kurz Fenris genannt. Ich bin sein Privatsekretär und Assistent.
Da man nun in der Provinz von Fällen nicht gerade überschwemmt wird, und die Polizei von Frersum auch nicht gerade überbesetzt ist kommt es eben häufiger vor, das wir um Hilfe gebeten werden. Genau genommen geschieht das bei allen ungewöhnlichen Fällen, bei denen unsere örtliche  Polizei nicht mehr weiter kommt.

„Nun, sie haben sicher in der Zeitung von dem Raub im Globus –Museum gelesen.“
Das Globus-Museum war einer der Mittelpunkte der Gemeinde Frersum. Es wurde von örtlichen reichen Mäzenen mitfinanziert, und stellte, wie der Name vermuten lies, internationale Exponate zu Naturkunde und Ethnologie aus. Auf Grund der hohen Qualität seiner Exponate, aber auch seiner Wissenschaftler, hatte es sich auch überregional einen Namen gemacht.

„Sicher, interessante Geschichte. Eine wertvolle Bronze-Skulptur aus Rumänien ist dort gestohlen worden. Es ist die Abbildung eines asiatischen Schamanen aus dem Dreizehnten Jahrhundert. Das besondere ist, das es während der Eröffnung der Ausstellung geschah. Vor einigen hundert Leuten.“
„richtig“, ergänzte der Kommissar „Man hatte am Sicherungskasten eine Vorrichtung angebracht, die einen Kurzschluss bewirkte, so dass das Licht aus ging. In der Dunkelheit wurde dann der Museumsdirektor niedergeschlagen, der nahe der Vitrine mit der Skulptur stand, die Vitrine eingeschlagen, und die Figur entwendet. Das Rätselhafte ist, das es nicht möglich war, die Figur aus dem Museum zu schaffen. Der Kurzschluss wurde nach wenigen Minuten behoben, und man hätte damit durch den ganzen Saal fliehen müssen. Nachdem das Licht wieder an war, wurde jeder Besucher und jeder angehörige durchsucht, ebenso, wie alle möglichen Verstecke im Museum. In der kurzen Zeit gab es ja nicht viele Möglichkeiten. Es ist ein Rätsel, wie sie es geschafft haben, die Figur aus dem Museum zu bekommen.“

„Und das sie noch im Museum ist, kann ausgeschlossen werden?“, fragte Fenris „Ja, wie gesagt, die möglichen Verstecke wurden überprüft, aber eine Spur haben wir gefunden. Einen Hotelzimmerschlüssel vom Nordsee-Palast, dem ersten Haus am Platze. Ich komme grade von dort. Offensichtlich hat sich jemand unter dem Namen Karl Stollberg dort in dem betreffenden Zimmer eingemietet, und zwar am Abend vor dem Raub. Der Portier beschrieb ihn als groß gewachsen mit Vollbart, Brille und Schlapphut, und er hatte eine Aktentasche bei sich. Er checkte unter dem Namen Paul Stollberg ein. Als wie das Zimmer durchsuchten, fanden wir nichts besonderes, und von der Person fehlte jede Spur. Das Hotel will uns benachrichtigen, wenn er wieder auftaucht.“   

„Und hat man diesen Stollberg, oder einen Mann, auf den seine Beschreibung passt, in der nähe des Museums gesehen?“, fragte Fenris
„Nein“, erwiderte der Kommissar. Er ist bis jetzt nicht wieder aufgetaucht. Es wird jetzt nach ihm gefahndet. Haben sie die Figur denn schon gesehen?“
„Ja, sie war ja in der Zeitung abgebildet. Eine art Schamane in einem Fellkostüm mit dem Schädel eines Hirsches. Er trägt einen Gürtel, an dem Feldfrüchte hängen, Maiskolben, glaube ich. Wie geht es dem Direktor?“
„Den Umständen entsprechend gut. Er wird ist jetzt erstmal auf Urlaub und will ein Paar Tage verreisen, um Abstand zu bekommen. Kann man ja verstehen.“
„Ich hätte ja gern noch mit ihm gesprochen, und dann muss ich mir den Tatort noch ansehen. Sie haben sicher die Adresse, wollen wir?“
*
Direktor Jenks war noch zu Hause. Er war schon beim Packen, nahm sich aber trotzdem die zeit mit uns zu reden. Er war von hagerer Statur, mit grauem, nach hinten gekämmtem Haar mit großen Geheimratsecken. Viel konnte er allerdings nicht berichten.
„Ich stand bei der Vitrine ,denn es war ja ein besonderer Schatz, der nach der Ausstellung an die rumänische Regierung zurück gegeben werden sollte, darum hatte ich sie auch in meinem Tresor in Verwahrung. Plötzlich ging das Licht aus, ich wurde von hinten gepackt, und zu Boden geschleudert, dann hörte ich es klirren, und danach den Dieb weg rennen. Kurz darauf ging das licht wieder an, und die Figur war weg.“
„Ihren Angreifer konnten sie nicht erkennen?“, fragte Fenris
„Leider nicht. Es war dunkel, und es ging alles sehr schnell. Es ist ein schrecklicher Verlust für das Museum“
„Und doch wollen sie jetzt verreisen?“
„Mein Stellvertreter wird das schon hin bekommen, außerdem bin ich ja nicht weg, ich komme ja wieder.“
„Kennen sie einen Paul Stollberg?“
„Nein, wer ist das“
Ein eventuell Verdächtiger in diesem Fall. Vielen Dank für ihre Zeit ,und gute Reise.“

*
Das Museum hatte, entsprechend seinem Namen eine runde Form mit einem riesigen Kuppeldach. Irgendein moderner Architekt hatte sich hier ausgetobt, und der Gemeinderat hatte es bei der Einweihung als Richtungsweisende Architektur bezeichnet.
Der Saal, in dem die Statue sich befunden hatte, war riesig, lang gestreckt und fast hundert Meter lang. Der Boden war aus grünem Marmor, die  Wände aus weißem Stuck mit Gold-Verzierungen. Die Gemeinde hatte sich das Ganze etwas kosten lassen, aber sie hatte es. Sie verdiente recht gut am Tourismus, was auch an der 2000 Jahre alten Siedlung lag, die hier ausgegraben worden war, und die renommierte Archäologen anzog.

Hinten am entgegen gelegenen Ende waren große Fenster, vor denen schwere Vorhänge hingen, welche die ganze Wand bedeckten, und bis zum Boden reichten. Hier rechts, stand jene Vitrine, versehen mit einer Polizeiabsperrung, die die Figur beherbergt hatte. Scherben lagen noch herum, die von der zertrümmerten Vitrinenwand herrührten. Fenrissen ging um die Vitrine herum, und sah sie sich genau an. „Mm mm, mm mm“, murmelte er, dann wandte er sich an mich: „Jan, können sie mir einen Gefallen tun? Stellen sie sich doch mal hier an der Vitrine auf…ja, sehr gut. Und nun…“ er fischte eine Taschenuhr aus seiner Jacke. Diese uralte Uhr hegte und pflegte er. Von modernen Armbanduhren hielt er nicht viel. „Diese Uhr“, sagte er immer "mißt schon seit fünf Generationen zuverlässig die Zeit. Warum soll ich sie da gegen so einen modernen Kram eintauschen?“  Er sah auf die Uhr

„…und nun laufen sie bitte so schnell sie können von hier bis zur Tür“
„Ich soll was?“
 „Laufen. Na nun laufen sie!“
Tja, man musste ja nicht alles verstehen, also lief ich los, und stoppte an der Tür.
„Gut so, oder soll ich vielleicht noch mal zurück?“
„Nein, nein, das haben sie ausgezeichnet gemacht, danke. Kommen sie jetzt zurück, es muss aber nicht im Laufschritt sein.“
Ich kam zurück.
„Und welchen Zweck hatte das jetzt?“, wollte ich wissen.
„Ein kleines Experiment, das mir in einer Frage Klarheit verschaffen sollte.“
Er zwinkerte mir zu

„Kommen sie, ich glaube, hier gibt es für uns nichts mehr zu tun“
In diesem Moment klingelte das Handy des Kommissars, und Fenris verdrehte die Augen. Er hatte für moderne Technologie nicht allzu viel übrig. Jetzt wandte sich Stieler aufgeregt an uns.
„Einer meiner Leute hat sich grade vom Flughafen in Bremen gemeldet. Stollberg soll dort gesehen worden sein, daher habe ich ihn und noch einen Kollegen dorthin geschickt. Und sie haben ihn tatsächlich dort gesehen. Groß gewachsen, Sonnenbrille und dunkler Bart, die Beschreibung passt genau. Sie sind ihm zur Herrentoilette gefolgt, und warten jetzt, das er hinaus kommt, übrigens ist ihnen dabei Direktor Jenks begegnet.“

„Sagen sie ihnen, sie sollen ihn nicht entkommen lassen.“, antwortete Fenris.
Ich wandte mich zu ihm um, und wollte gehen, da fiel mein Blick auf das Schild der Vitrine, auf dem die  Figur abgebildet war. "Ein sehr schönes Stück", meinte ich
„Ja“, meinte mein Boss versonnen, und sah auch darauf. Plötzlich stockte er. Er sah noch einmal näher hin. Seine Augen weiteten sich, und er stieß einen Schrei aus.
Wir sahen verwundert zu ihm hin.
„Oh ich Esel, ich dreifacher Esel!“, rief er „wie konnte ich so blind sein, ich hätte das Rätsel schon zu Hause lösen müssen. Stieler, rufen sie ihre Leute an, sie sollen Jenks nicht abfliegen lassen, und wir", er wandte sich an mich „müssen sofort nach Hause, ich brauche meine Zeitung!“
*
„Woher wussten sie das?“, rief Kommissar Stieler beim eintreten in unser Büro. „Sie haben die Figur bei ihm gefunden.“
„Ach, ich hätte das schon wissen müssen, als ich in der Zeitung das Foto der ausgestellten Figur sah, da hätte mir alles klar sein müssen.“
„Ich verstehe nicht“
„Mais, Herr Kommissar, Mais. Es hingen Maiskolben am Gürtel der Figur. Ich habe mir das Zeitungsfoto noch einmal mit der Lupe angesehen, und es besteht kein Zweifel. Oh, und das ist mir nicht aufgefallen.“
„Was hat denn Mais mit dem Fall zu tun“
„Heilige Einfalt, verstehen sie nicht? Laut Aufschrift, wurde die Figur im osteuropäischen Raum im Dreizehnten Jahrhundert gefertigt. Ein Künstler im Europa des Dreizehnten Jahrhunderts konnte aber noch keinen Mais kennen, denn der Mais stammt aus Amerika und kam erst im Siebzehnten Jahrhundert nach Europa. Das bedeutet, das die dort ausgestellte Figur nicht aus dem Dreizehnten Jahrhundert stammen kann, und demnach…“
„…muss sie eine Fälschung sein.", ergänzte der Kommissar. "Aber die Echtheit der bei Jenks gefunden Figur, wurde bereits bestätigt.“.

„Richtig“, meinte Fenris „die echte Figur war ja auch hier angekommen. Mir fiel das beim Blick auf die Tafel der Vitrine auf. Dort trägt die Figur nämlich Weizen und Roggenähren. Mir hätte das mit dem Mais gleich auffallen müssen. Das Ganze war sehr raffiniert eingefädelt, und hätte wahrscheinlich geklappt, wenn dem Fälscher nicht dieser Fehler unterlaufen wäre“
„Ich verstehe, was sie meinen“, sagte Stieler „Wenn die ausgestellte Figur eine Fälschung war, dann musste der eigentliche Diebstahl schon vor der Ausstellung statt gefunden haben“
„Natürlich, sie wurde vorher vertauscht“, nickte Fenris
„Und die einzige Person, die in dieser Zeit Zugang zur Figur hatte, war Jenks, denn er verwahrte sie ja.“, ergänzte ich

„Sehr richtig“, sagte Fenris „Er muss das schon lange geplant haben und ließ extra die Fälschung anfertigen. Der plan war, die Figur zu vertauschen, und sich am nächsten Tag mit dem Schatz in den Urlaub zu verabschieden, aus dem er nicht wieder kehren würde. Es gibt ja genug reiche Sammler in Übersee, die bereit sind dafür hohe Summen zu zahlen, ohne Fragen zu stellen .Aber dann ging es schief. Der Fälscher hat es vermasselt und Jenks hat es wohl erst bemerkt, als die Figur schon in der Vitrine war. Den Besuchern wäre wohl nichts aufgefallen, aber vor der Rückgabe an die rumänische Regierung wäre die Figur fraglos von einem Experten geprüft worden, und da wäre so ein schwerer Fehler natürlich aufgefallen, also musste sie auf möglichst Aufsehen erregende Weise verschwinden, denn er brauchte Zeit, um sich mit der echten davon zu machen, und da kam er auf die Idee mit dem Raub,“

„Ja, aber die Figur, die bei Jenks gefunden wurde, ist eindeutig die echte, Wo ist dann die Fälschung?“, fragte der Kommissar
„Ist das nicht klar? Da ,wo sie am Sichersten ist, weil sie dort niemand sucht .noch immer im Museum“
„Was?“, staunten wir
„Aber das ist doch klar“, meinte Fenris „Zunächst mal wurden alle durchsucht, zweitens war es in der Zeit, in der es dunkel war nicht möglich, die Figur hinaus zu schaffen.Sie mein Freund…“ er nickte mir zu „.haben mir bei dem Nachweis geholfen. Erinnern sie sich an ihre Rennerei im Ausstellungssaal?“
„Nur zu gut“, antwortete ich

„Sie haben knapp drei Minuten gebraucht, und sie sind durch einen leeren Saal gelaufen, und im Hellen. stellen sich dasselbe nun vor, in einem vollen Saal, im Dunkeln, wobei sie vorher noch die Vitrine einschlagen, und die Statue heraus holen müssen. Es war völlig unmöglich die Figur aus dem Museum zu schmuggeln, und wenn das so ist, ist die einzig logische Schlussfolgerung, dass sie sich noch immer dort befindet. In Wirklichkeit geschah Folgendes: In dem Moment, in dem das licht ausgeht, die Vorrichtung, die den Kurzschluss  hervorrief hat er natürlich selber gebastelt, schlägt er die Vitrine ein, holt die Figur heraus, und schiebt sie wahrscheinlich hinter den schweren Vorhang,der der Vitrine am nächsten ist, aber das werden wir gleich feststellen. Dann zerzaust er sein Haar, legt sich hin, und  kann nun seine Geschichte vom Überfall im Dunkeln erzählen."

"Aber was ist mit diesem Stollberg?“, wollte ich wissen
„Oh, das ist doch klar. Stollberg und Jenks waren ein- und dieselbe Person. Es war ein Ablenkungsmanöver, das er noch mit eingebaut hatte. Er maskiert sich mit Bart und Sonnenbrille ,nimmt das Hotelzimmer, und geht hinauf. Dort legt er die Verkleidung ab, und stopft sie in die Aktentasche, die er mit sich führt. Nun geht er als Jenks seelenruhig herunter, wohl wissend, das ein normal aussehender Mann mit Aktentasche in einem Hotelfoyer nicht sonderlich auffällt .und im Flughafen hat er die Maskerade noch einmal wiederholt. Erinnern sie sich, das er ausgerechnet bei jener Herrentoilette den Beamten begegnete, zu der sie Stollberg verfolgt hatten?“
„Richtig“, meinte der Kommissar „er kam aus der Toilette ,kurz nachdem Stollberg darin verschwand. Später fand man Bart und Sonnenbrille in einer Kabine."
„Und nun, wollen wir ins Museum?“  
*

Wir wollten, und fuhren hin. Dort angekommen, betraten wir den Saal, und gingen schnurstracks zu den Vorhängen, vor denen die Vitrine stand. Stieler und ich tasteten sie ab. da war was. Ich ging zur Mitte, und schob den schweren Vorhang auf.Und da, in der Ecke, stand die Schamanen-Skulptur, die aber leider nur eine Fälschung war.
Fenris nickte mit zufriedenem Lächeln.
„Damit ist der Fall abgeschlossen.“

 ENDE


Sonntag, 11. Januar 2015

Neptun hat´s Satt-Teil 1

Heute startet eine neue Fortsetzungs-Geschichte, in der Meergott Neptun die Hauptrolle spielt.
Ich hoffe ,sie gefällt euch.




Eine frische, frühsommerliche Brise weht über die Nordseeküste bei dem Dorf  Bensumersiel. Man bereitet sich auf die Hauptsaison vor, die unmittelbar bevor steht. Am Strand sind bereits die ersten Touristen angekommen, die die vormittägliche sonne genießen, während auf den benachbarten Salzwiesen friedlich Kühe grasen.
Es ist Ebbe, das Meer ist trocken gelegt, und man kann bis zum Horizont über das in der sonne glitzernde Watt sehen. Nanu, da bewegt sich doch was .Ist schon jemand im Watt unterwegs?
Zwei Gestalten sind es, die da durchs Watt in Richtung Strand kommen. Je näher sie kommen, desto mehr Aufmerksamkeit haben sie. Immer mehr Leute stehen auf und gehen zum Strand .Neugierig blicken sie auf die höchst seltsame Prozession, die ihnen da entgegen kommt.
Jetzt kann man sie gut  erkennen. Es handelt sich um einen älteren Mann  und ein Mädchen. Das wäre erst einmal nicht ungewöhnlich, das Besondere ist ihr Aussehen. Der Mann hat langes weißes Haar, das grünlich schimmert, und einen ebensolchen, langen, Bart. Tang hängt vereinzelt zwischen den Haaren .auf seinem Kopf sitzt eine goldene Krone, und über die linke Schulter trägt er einen…, ja, einen Dreizack. Bekleidet ist er mit einem weißen Gewand, das an ein Fischernetz erinnert. Fußbekleidung trägt er keine, aber auf seiner rechten Schulter sitzt ein Hummer. Das Mädchen ist etwa 16 Jahre alt, hat langes schwarzes Haar, das blaugrün schimmert. sie trägt ein  grünes Kleid .Auch in ihrem Haar ist Tang zu sehen, und eine Muschel, die wie ein Schmuck im Haar sitzt. Auch sie ist Barfuß.

Dieses seltsame Paar ist nun am Strand angekommen, und ersteigt das Ufer. Oben bleiben sie kurz stehen, und sehen sich um. Dann erblicken sie einen Mann, der an seiner Brust ein Schild, mit Aufschrift: Tjark Matthiessen, Strandmeister trägt. Mann und  Mädchen nicken sich zu, dann bahnen sie sich den Weg durch die erstaunten Touristen zu jenem Mann, der nicht weniger erstaunt zu sein scheint.
„Verzeihung“, sagt der alte Mann mit tiefer, aber angenehmer Stimme „Können sie mich zu ihrem Anführer bringen?“ der Strandmeister sieht die Beiden mit offenem mund verdattert an. Er hätte wohl nicht weniger ungläubig ausgesehen, wenn ihn eine Kuh nach dem Weg gefragt hätte.
„Bitte“, sagt der Alte geduldig,  „wenn sie ihren Mund genug gelüftet haben, könnten sie dann meine bitte erfüllen, und uns zu ihrem Anführer bringen?“
„Zu meinem, äh, also zum Bürgermeister?“ „Nun, wenn er sich so nennt ,dann also zum Bürgermeister.“
„Aber so, ich meine in ihrem Aufzug?“
„Wieso, was ist damit?“
„Na ja, ins Büro des Bürgermeisters geht man in einem Anzug oder etwas ähnlichem.“
„So, nun, ich glaube diesmal geht´s auch so, ich habe etwas Wichtiges mit ihm zu besprechen.“
„Und wen soll ich ihm melden?“
„Oh.. Neptun, nebst Tochter Bella“, damit weist er auf das Mädchen.
„Und was is mit mir?“, zischt es von seiner Schulter
„Oh ja“, meint der alte Mann lächelnd „und Käpt´n Kidd“
Und er zeigt auf den Hummer auf seiner Schulter.
Der Strandmeister sieht jetzt noch entgeisterter aus „Hat das Ding…“
„Der Hummer“, verbessert Neptun sanft „Ja ,er hat gesprochen. Eigentlich tut er das immer. Sie können ihn jetzt verstehen, weil ich dabei bin, aber wieder zu meiner Bitte…“
Strandmeister Matthiessen  überlegt kurz, dann sagt er: „Kommen sie“
Der Strandmeister führt das seltsame Paar den Strand hinauf ,am kleinen Kutterhafen vorbei ,über den Deich zur Ortschaft. Nur 200m weiter kommen sie zu einem großen, alten Gebäude ,auf dem oben „RATHAUS“ steht.

Sie betreten das Haus, und gehen an staunenden Gemeindebeamten vorbei zum Amtszimmer des Bürgermeisters. Matthiessen klopft an. „Herein“, klingt es von drinnen, und sie treten ein.
Bürgermeister Grams sitzt an seinem Schreibtisch. Er ist ein großer, dicker Mann mit einer Glatze, und einem vollen, Runden Gesicht mit wasserhellen, blauen Augen, und einer großen Knollennase.
Auch er schaut erstaunt auf die merkwürdigen Gäste, die Strandmeister Matthiessen da anbringt.
„Matthiessen, was zum…“
Doch da kommt schon der Alte mit strahlendem Lächeln  auf ihn zu, und reicht ihm die Hand.
Neptun, mein Name. Ich freue mich sie kennen zu lernen. Ich habe wichtiges mit ihnen zu besprechen, genau genommen möchte ich mich beschweren. Also, wir dürfen keine zeit verlieren, die Menschheit ist in Gefahr!“, so sprudelte es aus ihm heraus.

„In Gefahr?“, wiederholt Grams.
„Ja ,in Gefahr, wenn das mit der Meeresverschmutzung so weiter geht. Ich möchte mich im Namen der Meersbewohner über die Verschmutzung und Leerfischung der Meere beschweren, und ich wäre ungern gezwungen drastische Maßnahmen gegen die Menschen zu ergreifen. Ich habe es nun gründlich satt!“
„Sie wollen was? Maßnahmen ergreifen?“
„Na ja, immerhin bin ich der Gott der Meere“
„Vielleicht sollten wir das Irrenhaus verständigen“, schaltet sich Matthiessen ein
„Was ist ein Irrenhaus?“, fragt das Mädchen interessiert. Statt einer antwort sagt ihr Vater:
„Hören sie, ich bin weder verrückt, noch ein Hochstapler. Meine Warnung ist ernst und gut gemeint.“
„Hmm... macht der Bürgermeister, aber vielleicht bin ich dann die falsche Instanz. Vielleicht sollten sie dann lieber mit der Kanzlerin reden.“
„Was soll das heißen, haben sie nichts zu sagen?“
„doch schon, aber nur hier im Ort. Wenn es um eine so große Sache geht, dann reichen meine Kompetenzen nicht weit genug“
„Und diese Kanzlerin, ist die ihre Königin?“
„Oh äh, so was in der Art, ja“
„Dann möchte ich zu ihr“
„Ja nur sie sitzt in Berlin, das ist recht weit von hier“
„Und wie komme ich dorthin?“
„Mit dem Zug vielleicht“
„Zug?“
„Ja. Wagen, die auf schienen fahren“
„Und wo fährt der“
„Vom Bahnhof, etwa 150 Meter die Strasse hinauf.“
„Nun Gut, dann werde ich es versuchen“ er nickt seiner Tochter zu “Komm, wir gehen.“
Als sie draußen sind, sagt der der Strandmeister
„Glauben sie diesen Unsinn etwa?“
„Nu, eigentlich wollte mir diesen Spinner nur los werden, der kommt sowieso nicht zur Kanzlerin“
„Na hoffentlich irren sie sich da nicht…“

*

Damit beginnt nun Neptuns Reise im Dienste der Umwelt, mal sehen, wo sie ihn hinführt...


Sonntag, 4. Januar 2015

Willkommen in 2015

Allen meinen Lesern ein gesundes ,friedliches und erfolgreiches neues Jahr
nächste Woche geht´s dann mit Geschichten weiter.
mit den besten Grüßen,
Thorsten Schumann