Sonntag, 24. Mai 2015

Tagebuch eines unfreiwilligen Helden-Teil 2


10. Mai 2025, Fortsetzung

Die Fenster barsten, und dunkle Gestalten stürmten herein. Gleichzeitig wurde die Tür aufgebrochen und machte dunkel gekleideten und bewaffneten Männern mit Waffen Platz, die Sturmhauben trugen. Sie stießen kehlige Schreie aus, Panische Angst lies mich zittern. Brem griff in seine Schublade ,holte etwas heraus, und sprang auf mich zu.Ich fühlte , wie er mir etwas hartes in die Hand drückte. Gleichzeitig schob er mir die Umschläge zu.

 “Fliehen sie!“, rief er mir zu, dann stürzte er sich in die Angreifer an der Tür, und fiel mit ihnen in einem Knäuel zu Boden .
Dies alles geschah in einigen Sekunden. Ich griff mir die Umschläge ,und hastete ,das Ablenkungsmanöver des Anwaltes ausnutzend zur Tür hinaus ,zum Ausgang. Nun hatte ich kurz Zeit, den Gegenstand zu betrachten ,den mir Brem in die Hand gedrückt hatte ,und erschrak: Es war eine Pistole. Zwei dunkle Männer kamen durch den Ausgang ins Gebäude auf mich zu. Ich hob die Pistole und drückte ab. Der Rückschlag lies meine Hand erzittern, und die Kugel schlug rechts oben über der Tür ein. Die Beiden ließen sich fallen, und diesen kurzen Augenblick nutzte ich, um aus dem Haus zu kommen.

Ich lief durch die Gartenpforte auf die Strasse, an einigen schwarzen Wagen vorbei , die vor dem Haus standen. Ich wandte mich nach Rechts ,und rannte los , die Rufe der dort stehenden hinter mir , die durch die Überraschung zu spät reagierten.

Aber wohin jetzt. Ich hatte kein Auto bei mir und kannte mich hier nicht sonderlich aus. Ich folgte einfach der Strasse, und hörte meine Verfolger hinter mir. Wenn ich auf dieser Hauptstrasse blieb, hatte ich keine Chance . Da war ein Eingang zu einem Hinterhof. Ich sah mich um. Sie waren noch etwas zurück. Ich bog also ein .

Als ich hinein kam ,sah ich das der Hinterhof zwei Ausgänge hatte. Ein anderer führte auf der gegenüber liegenden Seite hinaus .Ich lief weiter darauf zu, und spürte bereits Seitenstiche. Mir wurde schlecht, doch ich wagte nicht stehen zu bleiben. Ich spürte die Pistole in der einen, und die Umschläge in der anderen Hand, als ich durch den anderen Ausgang auf eine Hauptstrasse kam. Und nun? Da ,Links ab war ein Taxi-Stand. Ich lief hin, bis zum vorderen Wagen, riss die Tür auf, schwang die Tür auf ,und warf mich hinein.
„Fahren sie!“, brüllte ich nachdem ich die Tür zugezogen hatte.
„Um Gottes willen, erschießen sie mich nicht“ rief die junge Frau auf dem Fahrersitz, „Ich tue alles ,was sie sagen!“
„Was?“ ich sah sie verständnislos an, und erinnerte mich dann an die Pistole in meiner Hand.
„Äh, nein ich tue ihnen nichts .nur fahren sie“

Die Verfolger kamen jetzt um die Ecke. Sie sah sie auch.
„Scheiße, dunkle Typen“, presste sie hervor, startete den Motor, und fuhr los.
Die fahrt ging über die Hauptstrasse, und kaum, das wir um die nächste Ecke gebogen waren, hatten wir zwei schwarze Wagen hinter uns.

„Fest halten!“, rief die Taxi-Chauffeurin, und bog unvermittelt in eine Nebenstrasse ein, dann gleich in die nächste. Wir fuhren durch ein Labyrinth aus Nebenstrassen, schließlich wieder auf eine Hauptstrasse, und endlich wieder in eine Nebenstrasse. Tatsächlich hatte sie es geschafft, die Verfolger abzuhängen. Vor einem älteren Haus blieb sie schließlich stehen, und stellte den Motor ab.

„Wohin haben sie mich gebracht?“, wollte ich wissen
„Zu mir nach Hause“, sagte sie „Die werden mit Sicherheit die Gegend um den Bahnhof und alle Hauptstrassen überwachen. Hier sind sie erstmal sicher. Ach, die können sie weg stecken“ sie wies mit dem Kopf auf die Waffe in meiner Hand.
„Sie helfen jemandem ,der sie mit einer Waffe bedroht?“

Sie lächelte schräg
„Nun , wirklich bedrohlich wirken Sie nicht, und wenn die dunklen hinter ihnen her sind, können sie nicht schlecht sein .“
Ich steckte die Waffe in meine Hosentasche. Erleichtert stellte ich fest, das meine Brieftasche noch in der Gesäßtasche steckte. Wir gingen hinauf in ihre Wohnung.
„Ich glaube, wir können jetzt einen Kaffee vertragen“, meinte sie ,als wir drinnen waren. „Du kannst auf dem Sofa schlafen. Ich heiße übrigens Celia. Celia Chiang“
„Tob…Tobias Schobert, aber du kannst mich Toby nennen“ erwiderte ich etwas überrascht über diese rasche Vertraulichkeit.

Nun hatte ich auch die Gelegenheit, sie näher zu betrachten. Sie war eine Asiatin, etwa Mitte Zwanzig bis Anfang dreißig, zierlich gebaut, mit schwarzem Haar, einem fein gezeichneten Gesicht, mit den typisch asiatischen Gesichtszügen und Mandelförmigen braunen Augen, die Wärme ausstrahlten. Ich konnte mir nicht helfen ,aber irgendwie hatten ihre Züge und Blick immer etwas spitzbübisches ans ich. Auch, wie sie mich jetzt ansah

„Also, was hast du ausgefressen?“
„Ausgefressen?“
„Na ja, weshalb sind die Dunklen hinter dir her ?“
„Weshalb…,ja eigentlich eine gute Frage ,obwohl…“
Und ich schilderte ihr, was in der Anwaltskanzlei passiert war. Jetzt bemerkte ich auch, das meine Linke immer noch die Umschläge hielt. Ich legte sie auf den Tisch.
„Da hast du ja echt n´ ernstes Problem. Und willst du das durchziehen?“
„Ich fürchte, ich habe jetzt keine andere Wahl mehr“, sagte ich. „Nach Hause zurück kann ich eh nicht mehr“

„Ja ,die werden dir weiter auf den Fersen sein, zumal sie von dieser Liste wissen, und was dahinter steckt. Oder warum sonst sind sie plötzlich dort aufgetaucht?“
Das traf mich voller Wucht! Warum war ich nicht früher auf diesen Gedanken gekommen. Natürlich, die mussten von dem Testament gewusst haben. Nur so war ihr Auftauchen zu erklären.
„Lass uns mal gucken , was da drin ist“, sagte sie
Ich öffnete den einen umschlag. Darin waren eine Kontokarte mit zugehöriger PIN, und Kontoauszug. Celia bekam große Augen.
„Mann, drei Mios ,also genug Reisegeld haben wir.“
„Wir“, stutze ich

„Natürlich“, nickte sie energisch „Auch wenn wir für den Moment hier sicher sind, die werden sehr bald raus haben , wo wir uns verstecken, und das ich dir geholfen hab`. Ich muss also auch hier weg. Und was wäre da besser, als mit dir zu kommen und dir zu helfen?“

Ich wusste ,nicht was ich sagen sollte. Einerseits wäre es erleichternd diesen schweren Weg nicht allein beschreiten zu müssen ,auf der anderen Seite würde sich damit außer meinem auch ein anderes Leben für immer ändern, doch musste ich sie nur ansehen, um sicher sein zu können, das sie sich nicht daran hindern lassen würde mit mir zu kommen.
Ich öffnete den zweiten Umschlag. darin waren drei Namen aufgelistet:

Drees de Gruyne, Wyngaardstraat, Brügge, Belgien
Giaccomo Fellieri, Podere il Vegggio, Seggiano, Gr, Italien
Franz-Livio Steinmann, Siebenbürgen, Rumänien

Suche diese Männer entsprechend der Reihenfolge auf .Das Letzte Ziel im Norden wirst du von Franz erfahren.
Viel Erfolg! In deinen Händen liegt es nun, die Welt zu verändern
   
 Na toll! Das Herz rutschte mir wieder in die Hose . Es war wie ein riesiger Berg, der sich vor mir auftürmte. Celia betrachtete die Schrift und dann mich mit großen Augen.
„Als entweder winkt dir Ruhm oder der sichere Tod. Wie dem auch sei. Den Flughafen dürften sie stärker bewachen. Über den Bahnhof sind unsere Chancen größer. Und wenn sie von der Sache wissen ,sind wohl auch die Kandidaten in Gefahr ,aber vielleicht kennen sie die Namen nicht.“

„Du machst mir Mut“, antwortete ich lakonisch
Sie lächelte, und legte den Arm um meine Schulter, und ich fühlte ein wohliges Prickeln.
„Wir sind ja jetzt zu zweit, das verdoppelt unsere Chancen. Was wir brauchen ,ist ein bisschen Optimismus“

Die Nacht war fast schlaflos. Unzählige Gedanken schossen durch meinen Kopf, angesichts dieser schweren ,und kaum lösbaren Aufgabe, die da vor mir lag. Gefühle wallten durch meinen Körper .Irgendwie gelang es mir dann doch für ein-zwei Stunden zu schlafen.
Am nächsten morgen fuhren wir zum Hauptbahnhof. Celia hatte eine Reistasche dabei. Ich beschloss mich unterwegs mit dem Nötigsten einzudecken, Da ich davon ausgehen musste, das meine Wohnung überwacht wurde.

Im Reisezentrum lösten wir Tickets. Zunächst nach Amsterdam und von dort weiter nach Brügge. Auf dem Bahnsteig hielten einige dunkel gekleidete Männer Wache. Wir senkten die Köpfe ,während wir auf den Zug warteten. Schon kamen zwei auf uns zu, und wir dachten, jetzt hätten sie uns , doch dann wurden sie auf einen Mann aufmerksam ,der quer über den Bahnsteig lief. Sie stürmten sofort auf ihn ein. Im Selben Moment kam der Zug .Wir nutzten die Gelegenheit und stiegen ein. Die Fahrt ins Ungewisse begann.