Sonntag, 23. August 2015

Tagebuch eines unfreiwilligen Helden-Teil 8


15.05.2025,auf Malta

Es ist Morgen.In einer halben Stunde gibt es Frühstück. Gelegenheit ,um die restlichen Ereignisse des gestrigen Tages nieder zu schreiben.

Beim Anblick des, sich rasch nähernden Schiffes  fielen mir siedend heiß meine wichtigen Papiere ein. Das Testament ,und der Umschlag, den ich von Drees erhalten hatte. sie steckten jetzt in einen alten Rucksack, den ich bei unserer Abfahrt in Marseille bekommen hatte, und der nun an meinem Fußende lag.

Ich ergriff ihn, und ging ins Ruderhaus. Der Kapitän machte ein verdrießliches Gesicht
 „Ich fürchte, denen entkommen wir nicht.“, brummte er. „Gegen so ein Schiff hat unsere gute alte Monte Christo keine Chance.“
„Und“, meinte Alain „Wollen wir jetzt die weiße Fahne hissen?“
„Fällt mir nicht ein.“
„Was ist denn mit den Beiden Uniformen?“, warf ich ein „Könnte man damit nicht was machen?“

Das Gesicht des Alten hellte sich auf.
„Junge, du bist doch klüger, als man denkt“, meinte er vergnügt „Daniel, Cyrill, kommt doch mal.“
Die Beiden anderen Seeleute kamen.
„Geht mal nach unten in meine Kajüte, und holt die beiden Uniformen, mit denen wir hier angekommen sind. sie müssten euch auch leidlich passen.“
„Und warum sollen wir sie anziehen?“, fragte Cyrill“
„Weil man mich und Toby schon kennt. Euch aber nicht, und das ist entscheidend für das Gelingen meines Plans.“
Die Beiden gingen, und kamen schon Bald wieder. Es stellte sich heraus, dass ihnen die Uniformen sogar besser standen als uns.
„Schön, sehr schön“, meinte Jean zufrieden „und nun hört zu…“
Schon kam das Kriegsschiff auf Hörweite zu uns heran. Cosici , Alain und ich in Fesseln. Daniel und Cyrill in den Uniformen und mit den Waffen, die wir erbeutet hatten hinter uns.

„Ahoi, Monte Christo“, scholl es zu uns herüber „Im Namen des Kanzlers, anhalten.“
„Kein Problem“, rief Cyrill, und trat mit uns ins Sichtfeld. „Wir haben hier alles unter Kontrolle. Wir hatten uns in Goletta an Bord geschmuggelt, und jetzt hatten wir die Möglichkeit, sie gefangen zu setzen.“

„Sehr gut, kam die Antwort vom Kapitän des Kriegsschiffes „Dann folgt uns am Besten jetzt nach la Valletta. Da könnt ihr uns die Gefangenen übergeben. Passt gut auf sie auf.“
„Das werden wir. Sie gut gefesselt, und bleiben es auch, bis wir auf Malta sind“

Das Kriegsschiff setzte sich in Bewegung, und wir folgten. Ich konnte kaum glauben, dass diese List geklappt hatte.
„Jetzt haben wir bis Malta die beste Eskorte, die wir uns wünschen können“, kicherte Jean, „Einer der besten Tricks, die ich mir je ausgedacht habe.“

So liefen wir Richtung Malta. Dieser Staat ist genau genommen ein Archipel im Mittelmeer aus drei bewohnten und drei unbewohnten Inseln. Es zählt mit einer Fläche von 316 Quadratkilometern zu den „Zwergstaaten“, und ist kleiner als die Stadt Bremen, aber  fast doppelt so groß wie das Fürstentum Liechtenstein. Bis 1964 war es eine britische Kronkolonie, und im zweiten Weltkrieg ein wichtiger Stützpunkt, von dem aus die Nachschublieferungen an Rommels Afrika-Corps empfindlich gestört wurden. Versuche der Nazis die Insel-Festung zu erobern, blieben erfolglos.

Nach einiger zeit kam die Hauptinsel in Sicht. Kapitän Cosici, von den scheinbaren Fesseln wieder befreit, stand auf, lugte vorsichtig an deck, um von dem Kriegsschiff nicht gesehen zu werden, und sagte:
„Es ist soweit. Macht das Schlauchboot fertig, und schafft es auf die, ihnen abgewandte Seite.“

Jenes Schlauchboot war das Beiboot der Monte Christo. Ein für 10 Mann ausgelegtes Schlauchboot mit Außenbordmotor. Die Männer schufen es an die bezeichnete Seite.
Wir Beide waren im Ruderhaus.
„Hilf mir mal“, sagte Jean „Wir müssen das Ruder fixieren, damit das Schiff den Kurs hält“
Mit einem Seil banden wir das Ruder fest, dann griff ich meinen Rucksack, und wir gingen zu den anderen. die Bereits das Boot zu Wasser ließen.

„Los alle Rein. Ist zwar ein Jammer, unsere Monte Christo aufgeben zu müssen, jetzt aber unsere einzige Chance.“
Wir gingen ins Boot, und stießen uns ab. Alain warf den Außenborder an, und schneller Fahr entfernten wir uns.
„Kurs Nord, volle Fahrt“ rief der Kapitän „Bis sie den Schwindel gemerkt haben, müssen wir möglichst viel Wasser zwischen sie und uns gebracht haben. Haltet euch eng an die Küste, Zwischen den Klippen können sie uns schwer Folgen.“

Wir fuhren an der Küste entlang, vorbei an Valletta, hatten irgendwann die Insel fast passiert, als wir in eine Bucht einbogen, an deren Ende ein kleiner Hafen, mit einer alten Werft-Anlage war.
Ein paar alte Schiffe, vornehmlich Fischkutter, lagen hier an der Mole. Ein großes Wohnhaus und eine Bootshalle bildeten die einzigen Gebäude hier. Vor der Halle standen ein alter Kran, und mehrere Bootsanhänger, so wie ein wagen auf Schien, die ans Ufer führten, der dem Transport von Schiffen diente, die aus dem Wasser gehoben wurde. Als wir anlegten, kam ein kleiner, glatzköpfiger schmächtiger Mann, etwa Mitte Fünfzig, mit scharf geschnittenem, pockennarbigem Gesicht, und listigen, blauen Augen aus dem Wohngebäude auf uns zu.

„Ah, Marvin“, rief Jean „Grüß dich. Wir müssten mal wieder für die Nacht bei dir unterkommen.“
„Was ist es denn diesmal?“, antwortete der kleine mit schelmischem Lächeln.
„Dunkle Männer“, antwortete Jean „Hast du noch nichts von den Beiden gehört, nach denen sie Europa-weit fahnden? Der Junge ist einer von ihnen.“
„Doch, davon hab´ ich schon gehört .So heiß also?“, entgegnete Marvin, und musterte mich interessiert.

„Ja, sag mal, hast du es noch?“
„Hab ich was noch?“
„Na das besondere Schiff?“
„Ah das. Ja, das hab ich noch .Ist gut in Schuss, und trägt ihre Kennung.“

„Kannst du es uns leihen? Wir mussten unsere Monte Christo aufgeben. Sie dürfte jetzt mit in Valletta liegen, falls sie nicht auf eine Klippe gegangen ist.“
„Im Prinzip schon. Ich müsste aber eine Sicherheit haben, das ich es wieder bekomme.“
„Und was schwebt dir da vor?“

„Euer Kahn .Wenn er in Valletta liegt, lass ich ihn  durch einen Strohmann  kaufen. Ansonsten, lass ich durch mein Bergungsunternehmen holen.“
„Damit bin ich einverstanden.“
„Gut, dann kommt erst mal rein. Gibt was zu essen, und zeige ich euch eure Zimmer.

Nach dem Essen ging ich früh ins Bett. Nun sitze ich hier, und schreibe dies nieder. Gleich geht es los. Ich bin gespannt darauf, welches Gefährt sie „es“ nannten, mit wir die Fahrt in neue Abenteuer aufnehmen werden.

Sonntag, 16. August 2015

Tagebuch eines unfreiwilligen Helden.-Teil 7

*
…Wir eilten durch die Ruinen. Immer wieder mussten wir Deckung nehmen, weil dunkle Männer  hier patrouillierten. Jean hatte zwar ein Handy dabei, doch konnte er jetzt nirgends sprechen, weil man ihn sonst hätte hören können, und hier das Netz fehlte.

Endlich verließen wir die Ruinenstadt, und liefen den Fluss entlang, uns immer wieder umsehend. Schließlich lag am Rande der Geröllwüste eine alte verfallene Hütte, welche wir auf dem Hinweg wohl nicht beachtet hatten, waren wir doch genug damit beschäftigt gewesen, den Arabern zu folgen.

Wir gingen hinein. Der Kapitän holte sein Handy aus der Tasche, wählte, und bekam ein
 Netz
„Hallo Alain, wie weit seid ihr? Gut, entert das Schiff, wir sind unterwegs.Werft die Maschine an, wir müssen schnell weg, es sind uns dunkle Männer auf den Fersen. Ach ja, und seid vorsichtig, sie werden auch im Hafen sein.“

Er steckte das kleine Telefon wieder zu sich.
„Möglich, das das ein Fehler war, weil sie uns orten könnten, aber wenn wir im Hafen erst entern müssen, verlieren wir wertvolle Zeit. Je schneller wir weg kommen, desto besser“
Ich stimmte zu. Wir verließen die Hütte, und liefen weiter.

Eine halbe Stunde später waren wir wieder im Hafen. Hier mussten wir erst einmal hinter Kisten und Tonnen Deckung suchen, weil hier dunkle Männer zusammen mit den Piraten wache hielten. Grade schlenderten zwei dunkle Männer an uns vorbei, da flüsterte Jean mir zu: “Wenn sie noch mal an uns vorbei kommen,,stellen wir sie kalt, und schnappen wir uns ihre Uniform.“

Ich nickte schluckend, und wir warteten. Tatsächlich kamen sie jetzt wieder, und waren zum Greifen nahe. Wir glitten hoch,  umfassten sie jeder beim Hals, und würgten sie bis zur Bewusstlosigkeit. Wir schleiften sie hinter ein paar Kisten, nahmen ihnen die Uniform und die Waffen, Banden sie notdürftig, und lehnten sie aufrecht sitzend an die Kisten.

Wir zogen ihre Uniformen über, die nicht besonders gut saßen, aber hierfür ihren Zweck erfüllten. Unsere Sachen banden wir zu Bündeln zusammen, die  wir mit uns führten. Notfalls konnten wir sie als Spur der Entflohenen ausgeben.
So schlenderten wir jetzt möglichst ruhig durch den Hafen zu unserem Schiff, das wir auch ohne weiteren Zwischenfall erreichten.

„Sofort Leinen los und ab, volle Kraft“, rief Kapitän Cosici, als wir an Bord kamen.
Der Befehl wurde sofort befolgt. Wir Beide gingen unter Deck, um uns wieder umzuziehen.
Als wir wider hoch kamen, verließen wir  grade den Hafen, der tatsächlich Goletta gewesen war, wie der Kapitän uns sagte.

„Käpt´n, da!“, rief plötzlich Alain. Das wäre allerdings nicht nötig gewesen. Wir hörten das Rumoren. Über uns flog einer der beiden schwarzen Helikopter, die wir schon in der Ruinen Stadt gesehen hatten.

Jetzt feuerte er MG-Salven auf uns, die auf dem Schiff und in der Schiffswand einschlugen. Danach schlug eine Rakete auf dem Deck ein, und zerfetzte die vorderen Aufbauten. So gut es die Notwendigkeit Deckung zu nehmen zuließ, versuchten wir das Feuer zu löschen.
„Kurs Nordwest“, rief der Kapitän dem Steuermann zu. Dort gibt es eine Inselgruppe mit hohen Klippen, da können wir uns verstecken.“

So schnell es unter diesen Umständen möglich war, lief das beschädigte Schiff den angegebenen Kurs, der Hubschrauber folgte uns.
„Alain, die Kanone“, rief Jean. Der Bootsmann nickte, lief unter MG-Salven zum Bug, und trat dort, auf ein eingelassenes Pedal. Eine Klappe öffnete sich, und aus dem Boden erhob sich ein Doppelgeschütz.
„Toby, ins Steuerhaus“, rief der Kapitän mir zu. „Du darfst nicht verletzt werden, du bist der wichtigste von uns“

Während dessen setze sich Alain aufs Geschütz und feuerte Salven auf den Hubschrauber. Während des Gefechts erreichten wir die Inseln. Der Kapitän ließ das Schiff zwischen die Klippen steuern, da traf Alain. Der Helikopter flog, eine weiße Rauchfahne hinter sich her ziehend, davon.

Jean ließ die Maschinen stoppen, um provisorisch die schlimmsten Schäden zu beheben. Dann fuhren wir weiter, und er kam zu mir in die Kajüte.
„Wir laufen jetzt so schnell wir können erst mal nach Malta. Dort habe ich einen Bekannten, dem eine kleine Werft gehört. Er hat auch ein Schnellboot, das wir uns erst mal leihen können. Damit fahren wir dann nach Italien.“

„Warum sagtest du, ich bin der wichtigste von uns“, fragte ich.
„Ist das nicht klar, du hast eine Mission zu erfüllen. Du kannst die Diktatur stürzen, und Europa die Freiheit wieder geben.“
„Eine Mission zu erfüllen. Wie kann ich das, jetzt wo Celia nicht mehr da ist.“
„Es gibt sie doch noch, und unsere Verbündeten werden heraus finden, wo sie ist, und dann werden wir sie befreien, denn wir kommen mit dir .Das entscheidende aber ist, dass sie nur befreit werden kann, wenn du frei bist. Du hilfst ihr am meisten, wenn du nicht aufgibst, und deine Mission erfüllst. Und nun ruh´ dich aus. Du wirst deine ganze Kraft brauchen.“

Damit ließ er mich nachgrübelnd zurück. Ich versuchte etwas zu schlafen, doch war ich zu aufgewühlt dazu, und begann diese Eintragungen ins Tagebuch zu machen, während ich auf das eintönige brummen der Maschine im Bauch des Schiffes lausche, und ich weiß nicht mehr ,wie lange ich hier schon schreibe.
Doch jetzt tut sich plötzlich etwas. Es ertönen laute Stimmen an Deck. Ich werfe einen Blick durchs Bullauge, und sehe, ein schwarzes Kriegsschiff, das auf uns zuhält. Jetzt haben sie uns wohl…

Sonntag, 9. August 2015

Tagebuch eines unfreiwilligen Helden-Teil 6

   14.5.2025,gegen Mittag, irgendwo auf dem Mittelmeer

Ich bin extrem aufgewühlt, darum will ich jetzt schreiben, um mich zu beruhigen. Ich lasse die letzten Ereignisse vor meinem geistigen Auge noch einmal Revue passieren.
Unsere Gefängniswärter kamen. Die Zelle wurde aufgeschlossen, und Drei Männer, offenkundig Araber oder Nordafrikaner, kamen herein. Alle in Uniformen.
Einer ging den anderen beiden voran, sich wichtig vorkommend, wie ein Offizier.

Er ging zu Celia, nahm ihr Kinn, die Hand, und sagte: “Du wirst einen guten Preis bringen.“
Er wandte sich an seine Begleiter: “Nehmt sie mit, die anderen bleiben erst noch hier!“
„Celia, Nein, lasst sie hier!“, schrie ich, doch der vordere stieß mich zu Boden, während die beiden Anderen, das sich wehrende Mädchen mitnahmen. Ich raffte mich auf, und versuchte noch einmal, ihr zu Hilfe zu kommen, doch der Anführer hielt mir eine Pistole unter die Nase.

„Übertreib es nicht.“, sagte er kalt.
Im nächsten Moment war es der Kapitän, der mich zurück hielt, und mir ins Ohr raunte:
“Sei vernünftig. Jetzt hast du keine Chance, aber wir holen sie raus.“
Uns seine Waffe entgegen haltend ging der Anführer rückwärts zur Tür hinaus, die er anschließend verschloss.

„Und jetzt?“, fragte ich sauer „wie willst dun sie denn raus kriegen?“
„Junge“, sagte Jean „Die Liebe macht uns oft blind, aber hier braucht es einen kühlen Kopf. Ich bin nicht das erste Mal in so einer Situation. Warten wir noch ein Paar Minuten, dann geht’s los“ Dabei warf er seinen Leuten einen verschwörerischen Blick zu.

Fünf Minuten vergingen , dann fiel der Alte plötzlich in Ohnmacht .gleichzeitig pochte Bootsmann Alain, ein Mann, so dürr wie eine Bohnenstange gegen die Tür und schrie: „Hilfe, Hilfe, unser Käpt´n ist krank, es muss das Herz sein. Hilfe!“

Ich lief zu Jean hin, um ihm zu helfen, doch als ich gerade seine Vital-Funktionen überprüfen wollte, öffnete er kurz die Augen, und zwinkerte mir zu.
Eilige Schritte näherten sich, und die Tür wurde aufgeschlossen. Zwei Uniformierte kamen herein, und liefen zum „Kranken“, um ihm zu helfen, doch im nächsten Augenblick fiel die Schiffsmannschaft über die beiden her, und schlug sie nieder.
Wundersam erholte Jean sich wieder, erhob sich, und grinste mich an.

„Warum haben wir das nicht Gestern getan?“, wollte ich wissen
„Hatte ich gestern Nacht schon vor, doch da hab ich´s verpennt“, antwortete der Kapitän. „Und Heute Morgen kamen mir die anderen Drei dazwischen, die Celia geholt haben.Aber Jetzt lass uns sehen, das wir hier raus kommen.“

Den bewusstlosen Wächtern wurden Waffen und Schlüssel abgenommen, dann verließen wir die Zelle, und schlossen sie ab.

Wir schienen wirklich in einem alten Lagerhaus gefangen zu sein, das aus Holz und Sandstein bestand. Nun eilten wir durch einen Korridor, in dem es muffig roch, und der schließlich in eine große Halle mündete, in der allerhand Schifffahrtszubehör gelagert war.
Uns gegenüber lag der Ausgang. Glücklicher Weise trafen wir nicht auf weitere Wächter, und an der Ausgangstür leisteten uns die Schlüssel der Wächter gute Dienste.

Wir öffneten die Tür und traten hinaus an die frische Luft, die aber sehr warm war. Wir befanden uns in einem Hafen. Lagerhäuser reihten sich aneinander, und wechselten sich hin und wieder mit Kränen an der Pier ab. Man roch das Wasser und hörte Möwen kreischen.

Jean wendete sich an seine Mannschaft:
„Ihr sucht das Schiff, erkundet die Lage, und wartet auf uns.“
 Dann wandte er sich mir zu:  
„Und wir gehen und suchen dein Mädchen.
Sollten wir in einer Stunde nicht da sein, dann entert ohne uns und legt ab. Wir werden uns dann so durchbeißen“, war seine letzte Anweisung an seine Leute.

Die anderen nickten, und verschwanden in Richtung Hafen. Jean und ich gingen in die andere Richtung.
„Ihr kleiner Marktplatz muss zur Stadt hin liegen“, erklärte er.
Wir liefen eine Weile in Richtung Stadt, vorbei an Sandstein-Gebäuden in typisch orientalischem Stil, auf staubiger Strasse, bis der Alte mich plötzlich in eine Gasse hinein zog.
Er wies mit der Hand auf einen reich gekleideten Araber, dem innerhalb kürzester Zeit noch zwei folgten.

„So viele wohlhabende Orientalen auf einem Haufen, das ist sicher kein Zufall. Wenn wir ihnen folgen, bringen sie uns wohl ans Ziel.“
Ich nickte, und wir folgten ihnen vorsichtig in sicherer Entfernung.
Es ging an einem kleinen Fluss entlang, durch ein Stück Geröllwüste, bis wir schließlich an den Ruinen einer antiken Stadt ankamen.
Nun ging es quer durch die Ruinenstadt, bis in der Ferne ein großer Platz auftauchte, der wohl eine Tempelanlage gewesen war.

Jean zog mich zur Seite, zu den Überresten einer eingestürzten Steinsäule hin, hinter der wir Deckung hatten, gleichzeitig aber alles sehen konnten.

Auf dem Platz waren um die hundert Männer in arabischer Tracht versammelt, die von Frauen bedient wurden. Sie saßen vor einer Art steinerner Bühne , vor der einige bewaffnete in sandfarbenen Tarnanzügen standen, und auf der mehrere Frauen in Ketten auf Stühlen saßen, darunter auch Celia, die ganz Rechts saß. Daneben stand ein massiger Araber mit dunkler Haut, dessen Gesicht ebenso massig war, wie seine Figur. Auch er trug die landestypische Tracht. Zu seiner Linken standen zwei grobschlächtige Männer in Tarnuniform, die wohl seine Helfer waren.

Ich zuckte, als ich meine Freundin da Oben sah, aber Jean hielt mich zurück. Bleib hier. Wird sowieso besser sein, zu warten, bis sie verkauft ist, dann brauchen wir ihnen nur zu folgen, und brauchen lediglich den Käufer überwältigen.“
Ich musste ihm zustimmen.
„Seid gegrüßt, Brüder“, rief der Dicke den Anwesenden auf Arabisch zu, das Käpt´n Jean mir übersetzte.

„Willkommen bei unserer Auktion, und ich beginne gleich mit einer lieblichen asiatischen Perle, die mit Sicherheit jeder von euch einen Teil seines Harems nennen möchte. “Damit gab er seinen Helfern ein Zeichen, und sie zerrten die, sich sträubende, Celia heran.
„Seht Brüder, seht diese Schönheit! Sicher wird euch diese Zierde jedes Harems einen entsprechenden Preis wert sein…“

Weiter kam er nicht, denn plötzlich ging alles in einem rumorenden Lärm unter, und es begann zu wehen. Wir sahen uns um, und erblickten zwei schwarze Hubschrauber, die sich langsam zur Erde senkten.

 Als die Helikopter gelandet waren, stiegen schwer bewaffnete, finster drein blickende Männer in schwarzen Uniformen  heraus, die sich um den Platz verteilten. An den Hubschrauber befestigte MGs richteten sich auf die Menge.

Mit einem “Verflucht, dunkle Männer!“, zog mich der alte Kapitän weiter in Deckung.
Einige dunkle schritten, ein Offizier voran zur Bühne, ein teil entwaffnete den die Wachen vor der Bühne, die anderen stiegen hinauf, und gingen zielgerichtet zu Celia. Mit einem Griff entwanden sie das Mädchen den beiden  Helfern.

„Was soll das?“, fragte der Dicke wütend?“
„Nach dieser Frau wird in Groß- Europa gefahndet, darum nehmen wir sie mit“, antwortete der Offizier kalt. „Ihr seht ja, dass ihr keine Chance habt. Und jetzt:War ein junger Mann bei ihr?“
„Woher wussten die ,das sie hier ist?“, fragte ich
„Totalüberwachung“, meinte Jean. „Mit Sicherheit haben die auch einen Agenten hier. Ah ja, das scheint er zu sein“

Er wies auf einen Araber, der ,unbemerkt von den anderen, bei einem der Helikopter stand ,und mit den schwarz uniformierten sprach .Nun wandte er sich wieder um, und ging zurück.
„Ja, antwortete der Auktionator eingeschüchtert. Er ist gefangen im Hafen“
„Gut“, sagte der Uniformierte herab lassend. „Bring uns zu ihm, und ihr könnt eure kleine Auktion hier weiter führen.“

„Gibt es keine Entschädigung? Wir verlieren viel Geld“
„Besser als das Leben zu verlieren oder?“
Der dicke wollte resignierend gehorchen, da summte es plötzlich. Er zog ein Handy unter seinem Burnus hervor, und sah herauf. Seine Augen weiteten sich.
„Eine Nachricht, die Gefangenen sind entflohen.“
Der Kapitän stieß einen Fluch aus.
„Merde, sie haben es früher gemerkt, als ich dachte. Komm, wir müssen schnell zum Schiff, und sehen, das wir weg kommen.“
„Aber Celia“, warf ich ein

„Die können wir jetzt doch nicht befreien, aber wir haben Leute im Widerstand, die raus kriegen können, wo sie sie hinbringen. Du kannst ihr nur helfen, wenn du frei bist.“

Ich musste dem Jean Recht geben, da ich sah, wie Celia von dem schwer bewaffneten zum Hubschrauber geführt wurde, und er Offizier, der offenbar der Kommandant war, rief:
„Ihr bringt das Mädchen in euren Hubschrauber und fliegt sie weg. Sie könnten versuchen, sie zu befreien, wir nehmen den anderen, und suchen die Entflohenen“

„Komm, machen wir, das wir weg kommen“, raunte der Kapitän,und zog mich mit, während ich sah, wie der Hubschrauber mit Celia an Bord abhob, ich konnte sie kurz einmal am Fenster sehen, wie sie verzweifelt herausschaute, dann entfernte sich die Maschine rasch, und ich drehte mich um, und folgte dem Kapitän, in Gedanken bei ihr. Würde ich sie je wieder sehen? Vielleicht, aber nur, wenn uns jetzt die Flucht gelang…   

Sonntag, 2. August 2015

Fenris kommt auf den Seehund


1.
Zu den ungewöhnlichsten Fällen, die wir so bearbeitet haben, zählt sicher der Heuler-Fall. Bemerkenswert ist er vor allem, weil es ein Doppel-Fall war, aber von Anfang an, und seinen Anfang nahm dieser Fall an einem Vormittag im Frühsommer ,Ende Juni, an dem wir , wie so oft im Büro saßen, beschäftigt mit jenem Papierkrieg, den so eine Detektei nun mal mit sich bringt.

Wir waren wohl schon seit einer Stunde beschäftigt mit Berichten und Formularen, als es an der Tür Klingelte. Ich wollte mich nach Fertigstellung des letzten Absatzes, grade erheben, um zu öffnen da streckte Frederike Brahms, unsere Haushälterin schon ihr pausbäckiges Gesicht zur Türe rein, und sagte:
„Entschuldigung, draußen sind zwei mögliche Klienten.“
Fenris, eigentlich Tjark Fenrissen, , 45 Jahre alt, groß, dick, mit vollem blonden Haar, einem rundlichen Gesicht mit Knollennase und einer runden Brille , sah auf, schob die Papiere vor sich zur Seite, und sagte:
„Nun, eigentlich sind wir beschäftigt, aber führen sie sie herein. Etwas Abwechslung von dieser notwendigen, aber stumpfsinnigen Tätigkeit kann wohl nicht schaden.“
Frederike nickte, und ging, um die Besucher zu holen, die wenig später in den Sessel vor Fenris´ Schreibtisch saßen.

Es handelte sich um einen Mann um die Vierzig, und eine Frau Mitte Zwanzig, die mir durchaus gefiel. Hübsch, Blond, wohl proportioniert, mit einem netten, spitzbübisch wirkenden Gesicht mit Sommersprossen, in einem schlichten T- Shirt und Jeans.
Er war schlaksig, etwa 1,80, mit schütterem, braunem Haar, hoher Stirn, und nicht unsympathischen, aber nichts sagendem Allerweltsgesicht.

Sie stellten sich vor, als Tim Beckelsen, Tierarzt und Stellvertretender Leiter der Seehund –Station von Frersum, sowie Insa Kempe, Tierpflegerin in derselben.
Die Seehund-Station war uns natürlich bekannt. Sie war im vorigen Jahr eingeweiht worden.
„Schön, meinte Fenris, und was kann ich nun für sie tun?“
„Wir möchten sie engagieren, unseren gestohlenen Seehund wieder zu finden“, eröffnete Beckelsen.
„Einen Seehund?“, fragte Fenris mit ei9ner Mischung aus Entgeisterung und Mißmutigkeit.
„Ja, wir glauben, er ist entführt worden“, schaltete sich Insa Kempe ein.
„Darf ich fragen, was sie zu dieser Vermutung führt?“
„Nun, letzte Nacht ist in unserer Station eingebrochen worden. Das Schloss am Tor wurde aufgebrochen, und Hein, so heißt das Tier, war verschwunden, und mit ihm ein Eimer Fische."

„Fische“
„Ja, damit füttern wir sie.“
„Haben sie die Polizei eingeschaltet?“
„Ja, da kommen wir gerade her. Herr Kommissar Stieler hat zwar eine Anzeige aufgenommen.Sie haben wohl auch jemand zur Spurensicherung geschickt aber er hat sie uns empfohlen, weil die Polizei momentan beschäftigt ist mit diesem Juwelenraub.“
„Ach ja sicher, dieser Einbruch beim Juwelier Stöver, natürlich“

Es war leicht zu sehen, das mein Boss sich lieber mit gestohlenen Juwelen befasst hätte, als mit einem gestohlenen Seehund.“
„Ist außer dem  Seehund und den Fischen noch etwas gestohlen worden?“
„Nein, „sagte Beckelsen „Das ist ja das seltsame .Unser Büro hat der Einbrecher gar nicht angerührt. Er ist nur beim Seehund-Becken gewesen. Es  ist so, als er ob er nur darum da war.“
„Gut, wann hat der letzte von ihnen gestern das Gelände verlassen?“
„Gegen Neunzehn Uhr, das war ich selber“, sagte Beckelsen.
„Und wann war der erste Heute morgen da?“
„Um Sechs, das war ich. mir ist es auch als erstes aufgefallen“, meldete sich Insa „Ich habe dann die Polizei und Herrn Beckelsen angerufen. Die waren auch da, und danach waren wir beim Kommissar, der uns zu ihnen geschickt hat.“

„Gut denn. Nun Jan, was halten sie von einem kleinen Ausflug zur Seehund-Station?“
„Da halte ich viel von, “ sagte ich.
„Schön, dann machen wir uns auf den Weg, um uns den Tatort anzusehen. Meine Dame, mein Herr, sie haben uns gerade engagiert.“
„Ähm, was das Honorar angeht, wir sind ein Verein, und nicht gerade Reich,aber Herr Kommissar Stieler meinte , die Polizei würde sich auch…“
„Mit der Honorar-Forderung warten wir, bis der Fall gelöst ist. Ich bin dafür, erstmal für mein Geld etwas zu tun.“

Die Seehund-Station lag am Nord-Östlichen Ortsrand von Frersum, direkt am Deich. Sie bestand aus zwei Gebäuden, von denen sich im einen Verwaltung und Sozialräume , im anderen Komplex ein Lager und die Tierärztliche Quarantäne –Station befand , wo sich in einer Halle zwei Becken befanden, die von einer Plexiglas-Wand getrennt waren. Daneben, befand sich ein großes Areal im Freien, das drei sternförmig angeordnete Becken enthielt. Hier schwammen einige Robben im Wasser, die uns aus großen Augen neugierig ansahen. Eine Pflegerin mit brünettem, lockigem Haar tat hier gerade Dienst, und wurde uns als Stina Rake vorgestellt.
„Ja“, meinte Insa „Hier halten wir unsere Schützlinge. Die Quarantäne- Station ist das Reich von Tim, also Herrn Beckelsen. Hier kommen für ein bis zwei Tage die Neuankömmlinge hin, bis wir sicher sind, das sie keine Krankheiten haben, die sie nach draußen tragen können, und eben kranke Tiere. Darum gibt es dort zwei Becken.“

 Durch die Scheibe konnten wir im Becken zwei kleine Seehunde sehen.
„Und die Beiden, sind das Neuankömmlinge?“, fragte ich
„Ja, der eine der Beiden kam Vorgestern, und kommt bald nach draußen, der andere kam Gestern Nachmittag. Ich war dabei. Ich hatte grade Feierabend gemacht, und wollte das Gelände verlassen, da kam mir Tim mit einer Transportkiste entgegen. Normalerweise schaue ich mir die kleinen ja noch an, aber diesmal hatte ich es eilig, denn ich hatte noch einen Termin.“
„Ist es normal, das die eine dunkler ist, als die andere?“, fragte Fenris
„Ja, Farbschattierungen kommen durchaus vor.“
Wenn ich richtig verstanden habe, ist Beckelsen nicht der eigentliche Leiter?“
„Richtig, der eigentliche Leiter  ist Ubbo Baumann, aber der ist jetzt im Urlaub. Sonst ist noch Svea Herres da, die Sekretärin“

Wir sahen uns gründlich um, betrachtet das aufgebrochene Schloss, an dem noch ein Paar Späne des Mittels zur Sichtbar-Machung von Fingerabdrücken klebte, da hörten wir einen Schrei.
Eine mittelaltrige, rothaarige Frau im Beige- farbenen Kleid kam auf Insa und  ihre Kollegen zu gestürmt, auch Beckelsen kam aus seiner Halle.
„Er ist da, er ist da“, rief sie
„Wer ist da?“, fragte Fenris
„Ein Erpresser-Brief“, antwortete die Frau, die offenkundig Svea Herres war, mit erstauntem Blick auf den Detektiv.
Wir standen im Kreis um sie, und sahen auf das Blatt Papier, welches sie in der Hand hielt:
Wenn sie den Seehund wieder haben wollen, dann hinterlegen sie am alten Steg hinter dem Deich die Summe von 10 000 Euro. Keine Polizei!,
 stand dort in Schreibmaschinenlettern geschrieben.

„Darf ich mal?“, fragte Fenris,entnahm der Hand der Frau sanft den Umschlag, und betrachtete ihn. Es war ein normaler Briefumschlag, wie man ihn überall im Schreibwaren-Handel bekommen konnte. Er war unbeschriftet und unfrankiert.
„Wann ist der Brief angekommen?“ Svea Herres sah meinen Chef erstaunt an, und warf dann einen fragenden Blick zu Beckelsen, der ermutigend nickte, und sagte:
„Es ist in Ordnung. Er ist Privatdetektiv. Wir haben ihn engagiert.“
„Nun“, sagte sie zu Fenris gewandt „Er war Heute morgen in der Post. Ich bin aber erst jetzt dazu gekommen, sie durch zu sehen“
„Hm danke“, sagte er liebenswürdig lächelnd. „Tja, hier haben wir nun alles gesehen, was wir sehen mussten. Wir melden uns dann bei ihnen.“
Damit verabschiedete wir uns, und gingen nach Hause, wo das wohl das Mittagessen schon auf uns wartete.
2.
Als Erstes wartete allerdings Kommissar Stieler auf  uns.
„Werter Herr Kommissar, welchem Umstand verdanken wir die Ehre ihres Besuchs“, begrüßte Fenris unseren Gast.
„Oh, ich war in der Nähe, und wollte mal rein schauen. Haben sie sich der Seehund-Sache angenommen?“
„ Das haben wir. Wir kommen grade von der Seehund-Station“
„Sehr Schön. Da sie damit der Polizei Arbeit abnehmen, sind wir bereit, einen Teil des Honorars zu tragen.“
„Ich sagte schon meinen Klienten, dass wir damit erst mal warten wollen, bis die Arbeit getan ist. Und sie? Sind sie in der Juwelenraub-Sache schon voran gekommen?“

„Mehr schlecht als Recht“
„Wollen sie mir ein Paar Details verraten?“, fragte Fenris, während Frederike gerade ein vorzügliches Trappisten-Bier aus Belgien servierten, und ankündigten, dass das Essen in einer halben Stunde fertig sei.
„Nun“, meinte der Kommissar „Sie wissen ja, der Einbruch erfolgte Vorgestern Nacht. Stövers Juwelier-Geschäft liegt in der Flanier-Meile unweit des Hafens. Der Einbrecher ging allerdings ziemlich dilettantisch vor. Er löste die Alarmanlage aus, konnte aber mit Schmuck im Wert von gut 50 000 Euro entkommen, hatte jedoch die Polizei auf den Fersen.
Er ist dann in Clausens Fischhandel eingebrochen, wo er sich eine Weile versteckt hat, um dann dort durch den Hintereingang zu fliehen.“

"Clausen kenne ich“, meinte Fenris."Er beliefert eigentlich alle hier in der Gegend“
„Ja, ein Zeuge hat ihn dort gesehen, ein Fischer namens Frerk Hinrichs, er ein ziemlich mürrischer Kerl. Wohnt übrigens in der  nah bei der Seehund-Station, was aber nichts zwingend etwas zu bedeuten haben muss. Ja, da es dunkel war, konnte er ihn nicht identifizieren. Unser Hauptverdächtiger ist Paule Krahl, der ist schon einschlägig vorbestraft, aber wir können ihm hier nichts nachweisen“
„Hoch interessant. Wenn sie Zeit haben, machen sie uns doch die Freude, und essen sie mit uns .Es wird genug da sein. Dabei können wir dann weiter reden.“

Der Kommissar nahm dankend an, und wenig später trug Frederike auf. Es gab einen großen Schellfisch in der Salzkruste, den unsere Meisterköchin mit Kräutern gefüllt hatte. Wir sprachen dem köstlichen Mahl gut zu, und unterhielten uns dabei weiter über den Fall. Fenris sah auf den Rest des mit Kräutern gefüllten Fischleibes, und erstarrte plötzlich.

„Nein“, sagte er sinnend." Das kann doch nicht..., oder doch?"
 Nun saß er sinnend da, und nuschelte sich ab zu in den Bart, wobei er auf den Fisch starrte,
„Was tut er da?“, fragte Stieler verwirrt.
„Er denkt“, antwortete ich heiter, mit den Schrullen meines Bosses gut vertraut.
Plötzlich hellte sich Fenris Gesicht auf, und ein breites Lächeln machte sich auf ihm breit
„Und jetzt ist er fertig“, kommentierte ich
„Sagen sie, Herr Kommissar, es gab nicht zufällig einen zweiten Einbruch bei dem Fischhändler?“
„Nein“
Und zu unserer Überraschung sagte Fenris höchst zufrieden: "Das habe ich mir gedacht. Somit ist das Bild vervollständigt. Man muss die Dinge nur richtig kombinieren. Ach, Herr Stieler haben sie Zeit mit uns noch einmal zur Seehund- Station heraus zu fahren, aber vorher noch ein Paar Beamte mit hinzu zu bestellen, dann können wir die Sache zu Ende bringen."
3.

Trotz einiger Zweifel kam der Kommissar mit, und zwanzig Minuten später waren wir wieder auf der Seehund-Station. Insa und Stina begrüßten uns überrascht.
„Sie sind schon wieder da?“, fragte Insa erstaunt.
„Ja, ich bin erfreut, ihnen sagen zu können, wo sich ihr Seehund befindet, und wollte sie zu ihm führen.“
"Oh ich mach´mich gleich fertig, ich muss nur einen Kasten…“
„Stopp, Stopp, „rief mein Boss lachend,"Das ist gar nicht nötig. kommen sie doch mal mit zur Quarantäne- Station.“
„Zur Quarantäne- Station?“, fragte Insa verwirrt.
„Ja ja“
 Wir gingen zu jener Halle mit den Becken, wo noch die zwei jungen Robben waren.Im Moment lagen sie am Beckenrand.
„Und nun rufen sie Hein“
Insa sah ihn verwirrt ein an, dann rief sie „Hein!“
Zu aller Überraschung antwortete ein heiserer Robbenton, und die dunklere der beiden Robben bewegte sich mit Rufen auf Insa zu.

„Hein!“, rief sie fassungslos „Hein, das kann doch nicht sein",
 und sie bückte sich zu dem Tier, das sie freudig beschnupperte, und liebkoste es.
„Doch doch, das kann sein“, meinte Fenris, und schmunzelte. Er berührte die kleine Robbe ebenfalls, dann hatte er etwas Schwarzes an der Hand.
„Ruß –Schwärze. Haftet gut, und ist schwer wasserlöslich. Durchaus keine schlechte Idee“
„Dann dürften das wohl die verschwundenen Fische sein“, meinte ich, und zeigte auf einen Blecheimer, der auf einem Regal neben dem Becken stand.
Wir gingen dort hin und betrachteten den Eimer. Die Fische waren in der Mitte durchgebrochen.
„Ist das üblich?“, fragte Stieler
„Eigentlich nicht, man sieht ja, sie waren groß, also für die Tiere draußen bestimmt.Die kleineren bekommen nur Stücke und Krabben.“

„Gehe ich recht in der Annahme“, fragte Fenris, „ das Hein Gestern von diesen Fischen bekommen hatte?“
„Ja“, sagte Insa, während sie das Tier wieder absetzte. „Tim wirkte etwas merkwürdig, als er das sah.Er kam an diesem Tag etwas später,stand, glaube ich im Stau. Es wirkte, als wäre er wütend.“
In diesem Moment lies Hein etwas natürliches Fallen, aber es klapperte dabei. Unser Blick fiel nach Unten, und da lag eine kleine Brosche. Insa holte sich ein Paar Gummi- Handschuhe, holte das Stück hob das Stück aus dem Seehund-Kot, und wusch es ab.
„Was bedeutet…“, begann der Kommissar
„Das bedeutet“, beendete Fenris den Satz, "dass man Fischleiber auch mit etwas anderem, als mit Kräutern füllen kann.“
Während er dies sagte, öffnete sich langsam die Tür zum Tierarzt-Büro in der Quarantäne-Halle, und jemand schlich sich leise heraus, doch ich bemerkte ihn, und rief:
"Hey, Halt, stehen bleiben!“

Nun lief der Mann los, ich hinterher, hatte aber nicht damit rechnen können, das draußen noch Polizisten standen, so das ich im Lauf bremste, als die Beamten den in Handschellen gefesselten herein brachten.
„Ah, Hallo Herr Beckelsen“, sagte Fenris zufrieden „wollten sie uns schon verlassen?“
„Tim“, rief Insa ungläubig, aber das kann doch nicht sein. Warum…“
Er sagte nur ein Wort: “Spielschulden“
„Das hier hatte er bei sich“, sagte einer der Beiden Beamten, und reichte dem Kommissar einen Beutel. Er sah hinein, und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
„Die gestohlenen Juwelen, aber das kann doch nicht…“
„Sicher, es kann“ meinte Fenris. "Aber lassen sie uns doch ins Büro gehen, dann erkläre ich ihnen alles.“

Der Kommissar wies die Polizisten an, Beckelsen ins Revier zu bringen, dann gingen wir alle ins Verwaltungsgebäude .Svea kochte uns Kaffee und dann begann Fenris:
„Es war der gefüllte Fisch, den wir Heute zu Mittag hatten, welcher mich auf die richtige Spur brachte, weil er mir erlaubte, alles im Zusammenhang zu sehen.Den Einbruch beim Juwelier, den im Fischhandel, und schließlich die Entführung des Seehundes.Es gehörte alles zusammen, und nur, wenn man dies alles miteinander kombinierte und in Zusammenhang brachte, war das Rätsel zu lösen. Der Einbruch beim Juwelier wurde dilettantisch ausgeführt, das schloss Paule Krahl aus. Der Täter brach auf seiner Flucht beim Fischhändler Clausen ein, und blieb dort eine Weile, Zeit genug auch, um die Juwelen in Fischleibern zu verstecken. Warum? Um, falls er erwischt wurde, nicht mit der Beute erwischt zu werden. Die Polizei auf den Fersen, ist das durchaus ein nahe liegender Impuls, und selbst ein Anfänger in Einbrüchen könnte darauf kommen.

Wenn aber der Täter die Beute in den Fischen versteckte, dann müsste er zurück kommen, um sie zu holen, es sei denn, er hat sie in bestimmte Fische gesteckt, von denen er wusste ,wo sie hin gingen. Die Tatsache, das es keinen zweiten Einbruch bei Clausen gab, bestätigt diese Annahme Dann müsste er auch unter dieser Adresse zu finden sein. Und plötzlich ergibt sich auch der Zusammenhang zu dem Entführten Seehund und den verschwundenen  Fischen .Das Seehund-Zentrum gehört auch zu Clausens Kunden, und sicher wird die Partie entsprechend gekennzeichnet. War also der Dieb jemand aus der Seehund-Station? Diese Frage wird beantwortet durch die Entführung von Hein. Die beweist, das es jemand von Hier gewesen sein muss, denn ein außen stehender Dieb, der zufällig wusste ,das die betreffenden Fische hierhin gegangen waren, hätte nur diese Fische mitgehen lassen.Er konnte ja schließlich nicht wissen, das schon welche an die Robbe verfüttert worden waren.

Nur wer das wusste, konnte Hein entführt haben, und nur die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hier konnten das wissen. Aber wer von ihnen? Auch hier zeigt uns die Logik schnell die richtige Lösung. Insa und Stina kamen nicht in Frage , denn erstens hätten sie die Fische nicht verfüttert, wenn sie von deren wertvollen Inhalt gewusst hätten, und Zweitens hätten sie es auch nicht nötig gehabt, den Seehund zu entführen, denn sie hatten ja jeden Tag mit ihm zu tun, hätten ihm also unauffällig ein Abführmittel verabreichen können, wie es sicher unser Dieb Getan hat, um an die Juwelen heran zu kommen.
Die Sekretärin schied von vornherein aus. Nein, es gab nur eine Person, die in Frage kam, nämlich Tim Beckelsen. Nur er hätte es nötig gehabt, das Tier zu entfernen, und wo hätte er es hinbringen, und sicherer halten können, als in seiner Quarantäne-Station?“

„Ja, aber wie hat er das Geschafft, ich meine ,dann hätten es doch drei Robben in dem Becken sein müssen. Ich habe doch selber gesehen, wie er am Nachmittag vorher die einen Heuler gebracht hat.“,warf Insa ein.
„Nein“, berichtigte Fenris. “Sie sahen, wie er einen Transportkasten herein brachte, aber sie selber sagten mir, das sie nicht hinein gesehen hatten, und natürlich gingen sie davon aus , das sich ein Tier darin befand, aber sie fielen auf einen Taschenspieler- Trick herein. Es war nur ein leerer Kasten. Verstehen Sie, als Beckelsen erfuhr, das sie bereits von den Fischen an Hein verfüttert hatten, war er geschockt. Sie haben ja selber berichtet, dass er mit Verspätung kam, das kam für ihn unerwartet. Aber er wollte ja die Juwelen wieder haben, und da lies er sich die vorgetäuschte Entführung einfallen. Zunächst nahm er sich einen Kasten mit, und fuhr damit herum. Als Stellvertretender Leiter wusste er ja, wann sie Feierabend haben, und sicher auch, von ihrem Termin. Was war also leichter, zu diesem Zeitpunkt mit Kasten auf zu kreuzen und ihn an ihnen vorbei zu tragen, und einen Neuzugang vor zu täuschen. Da er als letzter Feierabend machte ,war es dann auch ein Leichtes, Hein aus seinem Bassin zu holen,ihn etwas dunkler zu färben ,und in die Quarantäne -Station zu bringen, wo er ihm in Ruhe Abführmittel verabreichen, und warten konnte, bis er die Stücke ausschied.Danach beschädigte er das Schloss, um Einbruch vorzutäuschen. Und wie einfach für ihn, den Umschlag mit dem Erpresser-Brief unter die Post zu mischen, der selbstverständlich nur eine Finte war, um abzulenken. Er musste ihn beim Verlassen des Geländes zu Feierabend am Vortag ja nur in den Briefkasten werfen“

Es entstand eine Pause, in der beeindruckte Blicke auf den zufrieden wirkenden Fenris fielen.
Schließlich brach ein Polizist das schweigen, der berichtete, das in Beckelsens Büro noch drei Eimer mit aufgebrochenen Fischen standen. Damit war wohl alles klar.
 „Mein lieber Fenris“, meinte Kommissar Stieler „Gleich zwei Fälle aufgeklärt. Alle Achtung, sie sind wirklich ein Phänomen.“
Man merkte meinem Boss an, dass er sich zusammen reißen musste, um nicht zu viel Selbstzufriedenheit zu zeigen.

Am nächsten Tag, bekamen wir von der Seehund-Station ein Päckchen, welches einen kleinen Original- getreuen Plüsch-Seehund enthielt, der ein Schild mit der Aufschrift „Hein“ um den Hals trug.Dabei ein Schreiben, indem man uns des tiefsten Dankes versicherte, und das Hein in den nächsten Tagen aus gewildert würde. Er war ja trotz allem ein Wildtier, und gehöre wieder in die freie Wildbahn.
Lächelnd setze Fenris das Plüschtier auf seinen Schreibtisch, und dort hat es seitdem seinen festen platz, als Erinnerung an einen unserer ungewöhnlichsten Fälle.

ENDE