Samstag, 24. September 2016

Tod im Waldhaus-Teil 1

Auftakt eines Krimi-Dreiteilers .Viel Spaß!

Moment, wie komm´ ich jetzt hierher, als Aushilfsbetreuer für Teenager? Ah ja, angefangen hatte das alles mit dem Toten im Wald ein Paar Kilometer zwischen Helmburg Ort, und der Hauptstrasse nach Wernigerode.

Zwischen dichtem Tannen- und Laubwald, auf einer Lichtung, abseits des Waldweges, auf dem wir unser Auto stehen ließen lag er. Etwa 35 Jahre alt, schlank, kräftig, mit dunklem Blouson und dunkler Hose bekleidet, blond, und eben tot. Das kleine, dunkelrote Loch in seiner Brust, zeigte uns die Todesart: Man hatte ihn erschossen.

Der Förster hatte ihn gefunden, und gab gerade einem Polizei- Beamten seine Personalien. Neben Streifenwagen, standen auch schon Fahrzeuge von Gerichtsmedizin und Spurensicherung dort. Der Gerichtsmediziner kam grad auf uns zu.

„Tja, Tod so etwa zwischen 22-und 1:00Uhr nachts. Ein Schuss ins Herz aus nächster Nähe. Der Tod trat sofort ein. Genaueres nach der Autopsie“
„Danke“
Ich sah mir die Leiche genau an, bemerkte die ausgeräumten Taschen, und deren Inhalt neben dem Körper. Durchsucht, aber nicht bestohlen. Ich begann mich in der Umgebung der Leiche, und auf der Lichtung umzusehen.

„Es gibt keine Schleifspuren, auch kein nieder gedrücktes Gras, noch abgeknickte Zweige.“ Meinte ich nachdenklich „Er wurde also nicht hier gelegt. Er wurde hier getötet.“
Kommissar Daniel Voss, nicht nur mein Kollege, sondern auch mein Schwager, hielt einen Ausweis hoch, der neben dem Toten gelegen hatte.

„Er war Polizist, Daniel Bieber vom LKA. Was tun die denn hier?“
„Er hat hier ermittelt.“, erwiderte eine tiefe Stimme hinter uns. Wir fuhren herum. Vor uns stand ein finster aussehender Mann, Anfang Fünfzig, mit hagerem Gesicht und Schütterem, braunem Haar, in einem schwarzen Trenchcoat .Seine blassblauen Augen wirkten müde.
„Gerber, LKA“

„Hauptkommissar Hansen, Hauptkommissar Voss, Kripo Helmburg“
„Nett, sie kennen zu lernen. Ja, Daniel Bieber war mein  Partner. Er hat hier in einer Sacher ermittelt, die mit Terrorismus zu tun hatte. Er hatte hier was heraus gefunden. Gestern Abend rief er mich an, aber genaues hat er mir auch nicht gesagt. Er machte nur Andeutungen“

„Interessant…Oh, entschuldigen sie mich kurz.“
Wie hatte ich das übersehen können? Erst jetzt fielen mir die Fußspuren auf. Mittelgroß, die seitlich der Leiche zu einem Busch, und dem dahinter liegenden Waldweg führten. Auf der anderen Seite gab es noch kleinere Spuren, die ich mir gleich ansehen wollte.

Ich folgte der Spur ,und gelangte auf einen Schmalen Waldweg ,der an der Lichtung vorbei ,und auf einer Seite nach Unten führte .In die andere Richtung, in die auch die Spur führte, ging er nach oben, wo er nach kurzer Strecke einen breiten Weg kreuzte, auf dem ich  auch die kleineren Spuren wieder fand, die offensichtlich nach unten in Richtung der Lichtung führten.

Da , wo er in die Lichtung mündete ,war  die Person hinter einem Busch stehen geblieben, und wenig später auf die Lichtung gegangen .Diese Spuren waren wesentlich kleiner, und mussten einer zierlichen Person gehören. Ich stellte mich versuchshalber einmal selber hinter den Busch, und machte eine interessante Entdeckung: Man konnte von hier sehr gut die Lichtung einsehen. Wer immer hier gestanden hatte, musste also das Verbrechen mit angesehen haben.

Ich ging zurück, und teilte meine Beobachtung den anderen mit.
“Wir haben also einen Zeugen oder eine Zeugin“, schloss ich. Dann wandte ich mich an einen der Streifenpolizisten, die hier aus der Gegend kamen:
Wissen sie, wohin der Waldweg führt?“
„Der ? Zum Waldhaus, denke ich, das ist eine Art Schullandheim oder Internat in einem ehemaligen Jagdschloss. Ich glaube, sie haben grad eine Schulklasse da.“

Die Abdrücke, die ich dort beim Busch gefunden habe, sind klein, und deuten auf eine eher zierliche Person hin. Schüler oder eher Schülerin, ist sehr wahrscheinlich.“
„Aber was soll denn eine Schülerin nachts mitten im Wald tun?“, fragte Gerber

„Keine Ahnung, aber es ist durchaus nicht abwegig, das sie sich vielleicht heimlich mit einem Jungen treffen wollte. sie waren doch auch mal jung.“
Gerber lächelte. „Klingt plausibel Und wie wollten sie jetzt weiter vorgehen?“

„Nun, da die Spuren beider Personen zum Waldhaus führen, müssen wir  davon ausgehen, das wir den Mörder, wie auch den Zeugen, dort finden werden. Wenn wir allerdings mit der Tür ins Haus fallen könnten wir  den Zeugen verschrecken, und den Mörder dazu treiben, wieder zu töten, daher schlage ich vor, das ich mich undercover dort einquartiere, und verdeckt ermittele. Man wird dort ja sicher eine Aushilfe brauchen können, und Herr Voss wird die offiziellen Ermittlungen führen. Es sei denn, das LKA möchte diesen Fall selber bearbeiten.“

Oh nein, wir würden zuviel Staub aufwirbeln. Machen sie mal. Ich werde allerdings hier bleiben, und wenn nötig, Herrn Voss unterstützen, allerdings mehr aus dem Hintergrund“

Ausgezeichnet, dann muss ich nur sehen, dass ich ab und zu raus komme, damit wir Informationen austauschen können. Ich schlage diese Lichtung als Treffpunkt vor.“

Daniel nickte
„So machen wir´s“
„Eins fällt mir noch ein“, meinte Gerber „Daniels Auto, ein dunkelblauer Passat. Er steht hier nirgends.“

Ich wandte mich noch einmal an den Streifenbeamten:
„Wie weit ist die nächste Ortschaft von hier entfernt?“
„N´ guten Kilometer“
„Er ist wirkt sehr sportlich. Gut möglich, das er  von dort zu Fuß hier gekommen ist. Eventuell kann sein Auto auch irgendwo in der Nähe stehen. Auf einem der Rastplätze an der Hauptstrasse vielleicht. Da er hier Ermittlungen geführt hat, wird er darauf aus gewesen sein, möglichst nicht aufzufallen. Daher wäre es logisch, das er zu Fuß hierher gekommen ist, und sein Auto nicht in der Nähe stehen hat.“

„Sie haben Recht. wir werden als erstes die Rastplätze abklappern, und dann in der nächsten Ortschaft nachsehen.“

„Und ich werde mich mit dem Waldhaus in Verbindung setzen, und meine Sachen packen.

Wir müssen diskret und schnell arbeiten. Wenn wir richtig liegen gibt es da oben einen
Mörder und einen Zeugen oder Zeugin, die jetzt in großer Gefahr ist.“...
*

                                                                     Fortsetzung folgt

Sonntag, 18. September 2016

Der Bremer Stadtkater-Timmy hebt ab

So, das Dutzend ist voll. Timmy Nummer Zwölf! Viel Spaß!

Heiß schien die Spätsommer-Sonne auf den Schnoor, die alten Häuser, die engen Gassen- und auf – nein, nein, diesmal nicht auf einen kleinen schwarzen Kater. Der trippelte nämlich gerade den Osterdeich entlang, zu einem Date mit seiner neuen Freundin Minnie, die er vor einiger Zeit kennen gelernt hatte.

Sie hatte ihn wissen lassen, dass sie ihn bei den Weserwiesen unweit des Weserstadions treffen wollte. Genau genommen, war es das kleine Häuschen neben dem Bürgerhaus „Weser- Terrassen“. Timmy war hier auf seinen Streifzügen, und mit Emma schon gewesen,  daher kannte er sich aus.

Er lief die Strasse hinunter, die er bei den Weser- Terrassen überquerte. An einer Ampel, wie diese in drei Farben leuchtenden Kästen auf Stangen genannt werden, welche die Macht hatten die lärmenden Stinkkisten zum Stehen zu bringen, damit Zweibeiner auf Rollenden Gestellen und zu Fuß, und eben Katzen, die Strasse überqueren konnten.

Timmy hatte einige Zeit gebraucht, bis er verstanden hatte, wie sie funktionierten, und das man bei rotem Licht stehen bleiben musste , und bei grün gehen konnte.
Auch hatte er festgestellt, das es einen Knopf an der Stange gab, auf den man drücken, und damit das grüne Licht schneller herbei führen konnte. Nur kam er nicht heran, sondern war da auf die Zweibeiner angewiesen.

Schräg gegenüber der Ampel lag das Weserstadion, von dem am Wochenende oft Lärm herüber drang, wie lautes Jubeln. Die Zweibeiner, das wusste er, hielten dort Spotveranstaltungen ab. In letzter Zeit war das laute Jubeln jedoch seltener geworden.

Neben dem Bürgerhaus, lief er den Deich herunter, auf dem viele leicht bekleidete Zweibeiner saßen, oder lagen, und die letzten Sonnenstrahlen des, sich zum Ende neigenden, Sommers genossen. Zweibeiner-Jungen liefen hier und da spielend umher, und zwischen auch ein Paar Hunde, die aber von dem Kater keine Notiz nahmen.

Hinter dem kleinen Backstein-Bau, an dem „Hansewasser“ stand, saß eine grau getigerte Katze, die sich in aller Ruhe der Fellpflege hingab.

Als sie ihn bemerkte hob sie den Kopf.
„Ah, Timmy, da bist du ja!“
„Hallo Minnie“, entgegnete er, und fühlte wieder jenes Kribbeln, das ihn jedes Mal befiel ,wenn er sie sah, seit damals, als er sie in den Kleingärten auf der anderen Weser-Seite kennen gelernt hatte.

Sie rieben die Köpfe aneinander, dann sagte sie:
Sieh mal, dort auf den Weser-Wiesen, da ist ein Fest.“
Sie wies mit der Vorderpfote auf eine Reihe Zelte, mit bunten Lichtern, von denen auch ein verlockender duft herüber wehte .Offenbar wurde dort auch gegrillt.

Sie liefen den Deich hinunter, und den Weg entlang der Weser, Richtung tiefer, hier und da Zweibeinern zu Fuß und auf jenen Metall-Gestellen, die sie Fahrräder nannten, und hier und da, einem Hund, der einem Stöckchen oder einer Frisbee-Scheibe hinterher jagte. Das eine oder andere Mal versuchte auch einmal ein Zweibeiner-Junges nach ihnen zu greifen.

Schließlich kamen sie am Festplatz an, liefen den zwischen den Zelten herum, erbeuteten sogar etwas Grillfleisch, und machten es sich schließlich in einem umgekippten Weidenkorb gemütlich , an dem Seile und ein großes Stück Stoff hing, und vom dem aus sie einen guten blick auf den Weser-Strom hatten.

So lagen sie dort nebeneinander, und genossen die laue Sommerluft des späten Nachmittags. Plötzlich vernahmen sie hinter sich Lärm, der sich anhörte wie lautes Fauchen.
Timmy neigte sich heraus, und lugte um die Ecke. Dort sah er Zweibeiner, die eine Maschine betrieben, aus der Flammen schossen,und durch die das, am Boden liegende ,Stück Stoff auf gebläht wurde.

„Du, die blasen da was auf“, sagte er zu Minnie gewandt.
„So?“
Sie sah ebenfalls hinaus.
„Oh je, Timmy…“
Weiter kam sie nicht, denn plötzlich gab es einen kräftigen Ruck, der Korb wurde hoch gezogen, und sie purzelten zu Boden.
Sie rappelten sich auf, der Korb stand nun aufrecht. die Wände waren wohl Eineinhalb Meter hoch.

Von draußen ertönte nun die Stimme eines Zweibeiners:
„Verdammt, haltete ihn doch fest“
Doch das taten die angesprochenen wohl nicht. Timmy und Minnie spürten einen weiteren Ruck. Timmy machte einen Satz, und sprang zum Rand des Korbes herauf, und erschrak. Mühsam hielt er sich fest, und rief zu Minnie herunter:
„Wir fliegen!“

Tatsächlich hob der Korb ab, unter sich konnte Timmy fluchende und rufende Zweibeiner sehen.
„Das wollte ich dir gerade sagen“, antwortete Minnie „Wir sind im Korb eines Ballons“
Sie tauchte nun neben ihm auf. Sie klettern auf den Rand des Korbes, der breit genug für eine Katze war, und sahen herunter.

Immer höher stieg der Ballon. Die Zelte unter ihnen waren schon ganz klein, und unter ihnen war das Blaue Band der Weser zu sehen, über dem sie jetzt entlang schwebten. Schon tauchte die Wilhelm–Kaisen -Brücke unter ihnen auf, und der Ballon schwebte träge weiter über Bremen hinweg.

Links war die Teerhof-Halbinsel mit der Weserburg, Rechts Böttcher -Strasse, Schütting, und weiter hinten der Dom. Man hatte einen weiten blick bis über Bremens Stadtgrenzen, und wäre es nicht so ernst, hätte Timmy sich richtig daran erfreuen können.

Jetzt lies er seinen Blick  über ihr Gefährt schweifen. Ihm fielen Seile mit Griffen daran auf.
„Daran kann doch bestimmt das Ding auch runter holen“, meinte er.
Er sprang in einem riesigen Satz hinter, ergriff dem Maul einen Griff, und zog ihn durch sein gewicht herunter, lies ihn los, und fiel in den Korb.
Es ertönte wieder jenes laute fauchen. Eine Flamme schoss heraus, und der Ballon schoss mit einem Ruck etwas in die Höhe.
„Upps, das war wohl der falsche“
„Sieht so aus“, kommentierte sie
„Aber irgendwie muss man das Ding doch landen können.“
„Ich fürchte, wir müssen warten, bis die Luft raus ist“

Plötzlich bekam der Ballon einen kräftigen Windstoss von der Seite, und schwebte nun über der Innenstadt. Timmy und Minnie saßen nun beide auf dem Rand, und sahen den Schütting knapp an sich vorbei ziehen. Unter ihnen war nun der Marktplatz mit dem Roland, und nun schwebten auf den Dom zu.

„Oh je, das wird knapp“, meinte Minnie, und tatsächlich kam der Turm des Doms bedrohlich nahe. Sie streiften das alte Gebäude, der Korb wurde erschüttert, und die beiden Katzen fielen hinein. Schließlich schwebte der Ballon weiter, und sie kletterten wieder auf den Rand.

„Mensch, der Schnoor“, rief Timmy
Tatsächlich ihr Gefährt schwebte jetzt über den Schnoor. Schon kam ein, ihm sehr bekannter Garten in Sicht, und unter einem Baum sah er auch ein sehr bekanntes rotbraunes Bündel.
„Emma Eeemma!“, rief er herunter.

Das bekannte rotbraune Bündel regte sich, warf einen müden Blick nach oben, und gewahrte den Ballon. Und plötzlich war sie hellwach. Sah da nicht ein wohlbekanntes, schwarzes Köpfchen hinunter? Und dann diese Stimme! Sie sah, dass der Ballon jetzt auf ihr Haus zuhielt. sie erhob sich, und rannte so schnell wie möglich ins Treppenhaus und hoch zum Dach.

Natürlich hatte auch Timmy bemerkt, das sie auf das Haus, und seinen Lieblingsplatz zuhielten. Gleichzeitig sank der Ballon etwas.
„Da, rief Timmy „ Das ist unsre Chance!“

Die Katzen machten sich auf dem Rand bereit. Im leichten Sinkflug kam der Ballon auf dem Dach auf, die Katzen, halb durch die Erschütterung, halb sprangen sie, purzelten aufs Dach, und der Ballon schwebte ohne sie weiter, nun wieder der Weser zu.

Timmy und Minnie sahen sich an, und lachten los.
„Na also“, meinte Minnie „War doch´n nettes kleines Abenteuer“
„Kann man wohl sagen“, stimmte Timmy zu
„Timmy!“
Da stand Emma vor ihnen, aber aus Erleichterung stimmte sie in ihr Lachen ein.

Sie machten es sich auf dem Dach bequem, und sie erzählten von ihrem unfreiwilligen Ballonflug. Schließlich verliest Emma mit wissendem Lächeln das Dach, und Timmy und Minnie waren allein.


Es waren keine Worte nötig. Sie lagen einfach nebeneinander, und genossen den Blick auf die Weser unter dem jetzt Purpur gefärbten Abendhimmel, der schließlich zum klaren Nachthimmel wurde, an dem die Sterne hell leuchteten, und jener Stern, den Gesche ihm gezeigt hatte, der seiner war, leuchtete besonders stark.

Sonntag, 4. September 2016

Ronny 2-Rückkehr in den Dusterwald-Teil 4

4.Ein neues Rätsel

„Roonny, Roonny!“  Er hörte die durch einen Schleier aus Mattigkeit und Übelkeit. Um ihn herum waberte Nebel, und in der Ferne schien ein Licht zu sein. Sah so  die andere Seite aus? War das der Tod? 

Dann begann sich der Nebel zu verziehen. Es wurde hell, und er begann alles wieder klar zu sehen. Besorgte Gesichter beugten sich über ihn. War er jetzt im Jenseits angekommen?
*
Unbarmherzig hielt die Ranke Lucina und ihre Freunde gepackt. Irgendwie hatte sie jedoch den linken arm frei behalten. Verzweifelt wand sie sich im Griff der Wurzel.Und dann fiel ihr etwas ein: Sie hielt etwas in der freien linken Hand. Sie versuchte mühsam den Kopf zu drehen, und sah, es war der Dolch, den sie Lillith gezeigt hatte. Eine Hoffnung, wenn auch eine schwache. Soweit es der Griff des Ungeheuers zuließ, holte sie tief Luft, dann stieß sie mit aller Kraft, die sie noch aufbringen konnte, den Dolch in die Ranke.

Ein gutturales Geräusch, gleich einem Schrei, ertönte, die Baumwurzel erzitterte, und eine Art blauer Nebel entwich ihr, der eine Art waberndes Gesicht bildete. Zwei, ihre form ständig verändernde  Augen, und eine ebensolche Mundöffnung, die sich zu einem Schrei zu verziehen schien. Dann löste sich der blaue Nebel auf. Die Wurzelranken erstarrten, und ließen die Gefangenen los.

„Roonny, Roonny!“ riefen sie.Mühsam rappelten sie sich auf. Lucina lief sofort zu Ronny, so schnell ihre noch schwachen Beine es zuließen. Er war bewusstlos .sein Gesicht hatte sich bläulich verfärbt. Die Freunde folgten ihr.

„Er braucht Luft“, rief Baugin. Lucina beugte sich über ihn, öffnete seinen Mund, und blies eine glitzernde weiße Wolke Luft hinein. Sofort begann er zu zucken, und hustete.

„Ich bin tot, nicht wahr? Das hier ist das Jenseits“
Lucina lächelte „Nein, soweit ist es noch nicht. Du bist noch am leben, und unter Freunden.“
„Oh“, entgegnete er und blinzelte. Tatsächlich, er sah in die, jetzt erleichterten, Gesichter seiner Freunde.

Lillith kam mit Thore heran.
„Ihr müsst mächtige Feinde haben, aber einen ebenso mächtigen Freund. Wer immer euch gewarnt hat, hat euch mit diesem Dolch eine mächtige magische Waffe gesandt.“ Und sie wies mit der Pfote auf das Messer, das noch im Baum steckte.
Lucina nickte “Du hast Recht. Ich habe ihn spontan eingesetzt. Es war meine letzte Hoffnung, aber dass ihm solche Kräfte inne wohnen, hatte ich nicht gedacht. Ein Feind hätte uns eine solche Waffe sicher nicht geschickt.“

Sie streckte die Hand aus. Der Dolch begann zu zittern, löste sich dann aber aus der Wurzelranke, und schwebte schließlich auf die Fee zu, die ihn geschickt auffing, und ihn an sich steckte.

„Ein weiteres ‚Rätsel, welches wir zu lösen haben. Wer ist unser unbekannter Helfer, und was ist das für ein Feind, der über eine so mächtige Magie verfügt?“
„Savinius der Abt der blauen Mönche könnte euch weiter helfen. Er kennt sich mit dunkler Magie aus. Ihr Kloster liegt am Weg vom Hexenstern  nach Falkenburg.“

Zum Hexenstern wollten wir sowieso .Nun haben wir umso mehr Grund dazu. Doch erst kehren wir zu meinem Haus zurück. Ronny braucht erst einmal Erholung.“
„So lebt wohl“, sagte die Wildkatze „Doch seid auf der Hut .Eure Feinde haben Kontakt aufgenommen, und werden sich nicht aufhalten lassen. Wo wir euch helfen können, werden wir euch helfen.“
*

Es saß vor einer Art Kristall, und sah hinein. Blauer Nebel umwaberte die hagere, Gestalt mit dem leicht gekrümmten Rücken .Der erste Anschlag war fehlgeschlagen, aber das konnte es verkraften .Es würden weitere Fallen auf sie warten. Wichtig war, sie aufzuhalten, bis es vollbracht war. War das große Werk erst vollendet, so würden sie unbesiegbar werden, und jetzt noch war, würde nie wieder kommen. Der Untergang der Welt, wie sie jetzt war, stand bevor…