Sonntag, 18. September 2016

Der Bremer Stadtkater-Timmy hebt ab

So, das Dutzend ist voll. Timmy Nummer Zwölf! Viel Spaß!

Heiß schien die Spätsommer-Sonne auf den Schnoor, die alten Häuser, die engen Gassen- und auf – nein, nein, diesmal nicht auf einen kleinen schwarzen Kater. Der trippelte nämlich gerade den Osterdeich entlang, zu einem Date mit seiner neuen Freundin Minnie, die er vor einiger Zeit kennen gelernt hatte.

Sie hatte ihn wissen lassen, dass sie ihn bei den Weserwiesen unweit des Weserstadions treffen wollte. Genau genommen, war es das kleine Häuschen neben dem Bürgerhaus „Weser- Terrassen“. Timmy war hier auf seinen Streifzügen, und mit Emma schon gewesen,  daher kannte er sich aus.

Er lief die Strasse hinunter, die er bei den Weser- Terrassen überquerte. An einer Ampel, wie diese in drei Farben leuchtenden Kästen auf Stangen genannt werden, welche die Macht hatten die lärmenden Stinkkisten zum Stehen zu bringen, damit Zweibeiner auf Rollenden Gestellen und zu Fuß, und eben Katzen, die Strasse überqueren konnten.

Timmy hatte einige Zeit gebraucht, bis er verstanden hatte, wie sie funktionierten, und das man bei rotem Licht stehen bleiben musste , und bei grün gehen konnte.
Auch hatte er festgestellt, das es einen Knopf an der Stange gab, auf den man drücken, und damit das grüne Licht schneller herbei führen konnte. Nur kam er nicht heran, sondern war da auf die Zweibeiner angewiesen.

Schräg gegenüber der Ampel lag das Weserstadion, von dem am Wochenende oft Lärm herüber drang, wie lautes Jubeln. Die Zweibeiner, das wusste er, hielten dort Spotveranstaltungen ab. In letzter Zeit war das laute Jubeln jedoch seltener geworden.

Neben dem Bürgerhaus, lief er den Deich herunter, auf dem viele leicht bekleidete Zweibeiner saßen, oder lagen, und die letzten Sonnenstrahlen des, sich zum Ende neigenden, Sommers genossen. Zweibeiner-Jungen liefen hier und da spielend umher, und zwischen auch ein Paar Hunde, die aber von dem Kater keine Notiz nahmen.

Hinter dem kleinen Backstein-Bau, an dem „Hansewasser“ stand, saß eine grau getigerte Katze, die sich in aller Ruhe der Fellpflege hingab.

Als sie ihn bemerkte hob sie den Kopf.
„Ah, Timmy, da bist du ja!“
„Hallo Minnie“, entgegnete er, und fühlte wieder jenes Kribbeln, das ihn jedes Mal befiel ,wenn er sie sah, seit damals, als er sie in den Kleingärten auf der anderen Weser-Seite kennen gelernt hatte.

Sie rieben die Köpfe aneinander, dann sagte sie:
Sieh mal, dort auf den Weser-Wiesen, da ist ein Fest.“
Sie wies mit der Vorderpfote auf eine Reihe Zelte, mit bunten Lichtern, von denen auch ein verlockender duft herüber wehte .Offenbar wurde dort auch gegrillt.

Sie liefen den Deich hinunter, und den Weg entlang der Weser, Richtung tiefer, hier und da Zweibeinern zu Fuß und auf jenen Metall-Gestellen, die sie Fahrräder nannten, und hier und da, einem Hund, der einem Stöckchen oder einer Frisbee-Scheibe hinterher jagte. Das eine oder andere Mal versuchte auch einmal ein Zweibeiner-Junges nach ihnen zu greifen.

Schließlich kamen sie am Festplatz an, liefen den zwischen den Zelten herum, erbeuteten sogar etwas Grillfleisch, und machten es sich schließlich in einem umgekippten Weidenkorb gemütlich , an dem Seile und ein großes Stück Stoff hing, und vom dem aus sie einen guten blick auf den Weser-Strom hatten.

So lagen sie dort nebeneinander, und genossen die laue Sommerluft des späten Nachmittags. Plötzlich vernahmen sie hinter sich Lärm, der sich anhörte wie lautes Fauchen.
Timmy neigte sich heraus, und lugte um die Ecke. Dort sah er Zweibeiner, die eine Maschine betrieben, aus der Flammen schossen,und durch die das, am Boden liegende ,Stück Stoff auf gebläht wurde.

„Du, die blasen da was auf“, sagte er zu Minnie gewandt.
„So?“
Sie sah ebenfalls hinaus.
„Oh je, Timmy…“
Weiter kam sie nicht, denn plötzlich gab es einen kräftigen Ruck, der Korb wurde hoch gezogen, und sie purzelten zu Boden.
Sie rappelten sich auf, der Korb stand nun aufrecht. die Wände waren wohl Eineinhalb Meter hoch.

Von draußen ertönte nun die Stimme eines Zweibeiners:
„Verdammt, haltete ihn doch fest“
Doch das taten die angesprochenen wohl nicht. Timmy und Minnie spürten einen weiteren Ruck. Timmy machte einen Satz, und sprang zum Rand des Korbes herauf, und erschrak. Mühsam hielt er sich fest, und rief zu Minnie herunter:
„Wir fliegen!“

Tatsächlich hob der Korb ab, unter sich konnte Timmy fluchende und rufende Zweibeiner sehen.
„Das wollte ich dir gerade sagen“, antwortete Minnie „Wir sind im Korb eines Ballons“
Sie tauchte nun neben ihm auf. Sie klettern auf den Rand des Korbes, der breit genug für eine Katze war, und sahen herunter.

Immer höher stieg der Ballon. Die Zelte unter ihnen waren schon ganz klein, und unter ihnen war das Blaue Band der Weser zu sehen, über dem sie jetzt entlang schwebten. Schon tauchte die Wilhelm–Kaisen -Brücke unter ihnen auf, und der Ballon schwebte träge weiter über Bremen hinweg.

Links war die Teerhof-Halbinsel mit der Weserburg, Rechts Böttcher -Strasse, Schütting, und weiter hinten der Dom. Man hatte einen weiten blick bis über Bremens Stadtgrenzen, und wäre es nicht so ernst, hätte Timmy sich richtig daran erfreuen können.

Jetzt lies er seinen Blick  über ihr Gefährt schweifen. Ihm fielen Seile mit Griffen daran auf.
„Daran kann doch bestimmt das Ding auch runter holen“, meinte er.
Er sprang in einem riesigen Satz hinter, ergriff dem Maul einen Griff, und zog ihn durch sein gewicht herunter, lies ihn los, und fiel in den Korb.
Es ertönte wieder jenes laute fauchen. Eine Flamme schoss heraus, und der Ballon schoss mit einem Ruck etwas in die Höhe.
„Upps, das war wohl der falsche“
„Sieht so aus“, kommentierte sie
„Aber irgendwie muss man das Ding doch landen können.“
„Ich fürchte, wir müssen warten, bis die Luft raus ist“

Plötzlich bekam der Ballon einen kräftigen Windstoss von der Seite, und schwebte nun über der Innenstadt. Timmy und Minnie saßen nun beide auf dem Rand, und sahen den Schütting knapp an sich vorbei ziehen. Unter ihnen war nun der Marktplatz mit dem Roland, und nun schwebten auf den Dom zu.

„Oh je, das wird knapp“, meinte Minnie, und tatsächlich kam der Turm des Doms bedrohlich nahe. Sie streiften das alte Gebäude, der Korb wurde erschüttert, und die beiden Katzen fielen hinein. Schließlich schwebte der Ballon weiter, und sie kletterten wieder auf den Rand.

„Mensch, der Schnoor“, rief Timmy
Tatsächlich ihr Gefährt schwebte jetzt über den Schnoor. Schon kam ein, ihm sehr bekannter Garten in Sicht, und unter einem Baum sah er auch ein sehr bekanntes rotbraunes Bündel.
„Emma Eeemma!“, rief er herunter.

Das bekannte rotbraune Bündel regte sich, warf einen müden Blick nach oben, und gewahrte den Ballon. Und plötzlich war sie hellwach. Sah da nicht ein wohlbekanntes, schwarzes Köpfchen hinunter? Und dann diese Stimme! Sie sah, dass der Ballon jetzt auf ihr Haus zuhielt. sie erhob sich, und rannte so schnell wie möglich ins Treppenhaus und hoch zum Dach.

Natürlich hatte auch Timmy bemerkt, das sie auf das Haus, und seinen Lieblingsplatz zuhielten. Gleichzeitig sank der Ballon etwas.
„Da, rief Timmy „ Das ist unsre Chance!“

Die Katzen machten sich auf dem Rand bereit. Im leichten Sinkflug kam der Ballon auf dem Dach auf, die Katzen, halb durch die Erschütterung, halb sprangen sie, purzelten aufs Dach, und der Ballon schwebte ohne sie weiter, nun wieder der Weser zu.

Timmy und Minnie sahen sich an, und lachten los.
„Na also“, meinte Minnie „War doch´n nettes kleines Abenteuer“
„Kann man wohl sagen“, stimmte Timmy zu
„Timmy!“
Da stand Emma vor ihnen, aber aus Erleichterung stimmte sie in ihr Lachen ein.

Sie machten es sich auf dem Dach bequem, und sie erzählten von ihrem unfreiwilligen Ballonflug. Schließlich verliest Emma mit wissendem Lächeln das Dach, und Timmy und Minnie waren allein.


Es waren keine Worte nötig. Sie lagen einfach nebeneinander, und genossen den Blick auf die Weser unter dem jetzt Purpur gefärbten Abendhimmel, der schließlich zum klaren Nachthimmel wurde, an dem die Sterne hell leuchteten, und jener Stern, den Gesche ihm gezeigt hatte, der seiner war, leuchtete besonders stark.