Dienstag, 31. Oktober 2017

Der Mitternachtszug


Wie angekündigt , die diesjährige Halloween-Geschichte.wie immer gilt:Nichts für Kinder!
Und nun, angenehm schaurige Fahrt im Mitternachtszug, und


Happy Halloween!


„Dies ist ihr persönliches Ticket für den Mitternachtszug. Wenn sie interessiert sind, sich einhunderttausend Pfund zu verdienen, dann sein sie in der Nacht vom  Dreißigsten auf den Einunddreißigsten um kurz vor Null Uhr auf dem Bahnhof von Langardon.
Dr.Asmodin“

Darren McCoy warf einen Blick auf das schreiben in seiner Hand. Der untersetzte rothaarige, 31-Jährige Mann mit dem runden, gutmütigen Gesicht, stand an dem bezeichneten Bahnhof des Ortes, der etwa eine Autostunde von seinem Heimatort Aberdeen entfernt lag.

Er betrieb dort eine Privatdetektei, doch im Moment herrschte eine auftragsmäßige Flaute, und wenn man schon die Möglichkeit hatte, sich Hunderttausend zu verdienen, dann konnte man auch zugreifen, wenngleich er sich fragte, womit. Auch von einem Mitternachtszug hatte er noch nie etwas gehört, und an diesem Bahnhof, in diesem Drecksnest schien auch schon lange kein Zug mehr gehalten zu haben.

Etwas unheimlich war die Geschichte ja schon. Der Brief, den er nun in Händen hielt, war auf feinem Büttenpapier geschrieben. Offenkundig mit einer alten Schreibmaschine. Oben rechts befand sich ein Briefkopf, indem nur stand:
Dr.Asmodin,
Advokatus

Ein Anwalt also. Nun ja, das war schon mal ein Anhaltspunkt, doch mehr herausfinden konnte er über den unbekannten Schreiber auch nicht. Die nächste Überraschung für ihn war, dass er anscheinend nicht der einzige war, der diese Einladung bekommen hatte. Außer ihm  waren noch vier andere Menschen dort: Zunächst eine hoch gewachsene schlanke, elegante Blondine, Mitte Vierzig namens Ingrid Hansen, ein hagerer, dunkelhaariger, etwa gleichaltriger Mann, Namens Harlan Green, Unternehmensberater aus London, ein grauhaariger Mittfünfziger namens Winston McGready , Arzt aus Edinburgh, und schließlich eine zierliche , hübsche schwarzhaarige Frau in Darrens Alter, die Joanna Bartok hieß, und Waliserin mit ungarischen Wurzeln war.

Diese Gemeinschaft stand also am Bahnhof in Langardon, und wartete auf den Mitternachtszug. Es war 233:55 Uhr. Darren fröstelte und zog den Kragen seines Anoraks hoch. Plötzlich ertönte von fern her ein Zischen. Da, von der nördlichen Seite, kam nun ein Licht näher. Das zischen wurde lauter, und ertönte ein schriller Pfiff. Ein Zug fuhr ein. Ein altertümlicher Zug, mit einer Dampflok. Er wirkte wie einer jener mondänen Luxuszüge, die in den Dreißiger Jahren Unterwegs waren, und war von Nebel umgeben.

Mit lautem Kreischen der Bremse kam das Gefährt zum Stehen. Die Türen öffneten sich selbsttätig, und alles war still. Kein Schaffner stieg aus, und auch kein Fahrgast. Langsam traten die Fünf wartenden zu der offnen Abteiltür. Es war jetzt fast Mitternacht.

Darren, der am nächsten stand, zögerten kurz, dann stieg er ein, und die anderen vier folgten ihm. Durch die Abteiltür kamen sie in eine art Salon. Darren riss die Augen auf. Auf dem Tisch standen Schilder, mit ihren Namen darauf. Sie wurden erwartet. Unsicher nahmen sie Platz. , und im selben Moment schloss sich die Tür. es gab einen Ruck, der Zug setze sich in Bewegung, und sie wussten nicht einmal wohin.


Kaum hatte sich der Zug in Bewegung gesetzt, da ertönte eine hohe Männerstimme:
„Herzlich willkommen an Bord des Mitternachtszuges, Darren McCoy,Ingrid Hansen,Harlan Green,Winston McGready und Joanna Bartok. Ich freue mich, dass sie meiner Einladung gefolgt sind, und sich die Hunderttausend Pfund verdienen wollen, und natürlich werden sie sich fragen, womit sie es sich verdienen sollen. Nun, ganz einfach, Indem sie diese Fahrt bis zum Morgengrauen überleben!....
*
Die fünf Passagiere starrten wie vom Donner gerührt, dann begannen sie durcheinander zu schreien: “Überleben?“, “Man will uns umbringen!“ „sind wir in den Händen eines wahnsinnigen?“

Nur Darren bewahrte Ruhe
2Einen Moment „ rief er „Wir müssen  kühlen Kopf bewahren. Wir sind offenkundig nicht zufällig hier, sondern wir wurden gezielt eingeladen. Wer immer uns hierher eingeladen hat, hat es also gezielt auf uns abgesehen.“
„Ich wüsste nicht warum“, brummte Harlan Green
„Ich auch nicht, aber trotzdem muss es so sein“

„Wer hat sie eigentlich zu unserem Kommandanten ernannt?“, fragte Ingrid Hansen
„Niemand“, entgegnete Darren „Ich erhebe auch nicht den Anspruch es zu sein. Ich gebe lediglich ein paar Denkanstösse. Wir können das nur zusammen durchstehen.“
„Im Gegenteil, wir beenden das sofort“, rief Green, ging zur Tür, und zog die Notbremse-Doch der Zug raste weiter durch die Nacht.

„Verdammt“, stieß Green hervor „Sie funktioniert nicht“
„Wir sind hier also gefangen, in einem fahrenden Zug zu einem unbekannten Ziel. Am besten sehen wir mal, ob sich außer uns noch jemand hier drin befindet. Harlan, wollen sie mich begleiten, und den vorderen Teil des Zuges durchsuchen, und ihr den hinteren. Wichtig ist, das wir nicht allein sind“

Der Vorschlag wurde angenommen. Darren und Harlan gingen von Waggon zu Waggon.doch keine Menschenseele war zu finden.
„Das gibt’s doch gar nicht“, meinte Green, „Es kann doch nicht sein, das wir die einzigen in diesem Zug sind.“
„Und doch ist es wohl so“, sagten Darren. Die Abteile wirkten, als wäre lange Zeit niemand darin gefahren. Es war, als wäre man in die Vergangenheit zurück versetzt.

Schließlich ,nachdem sie auch den letzten Waggon durchsucht hatten. Beschlossen sie zurück zu gehen. Als sie wieder im Salon ankamen, trafen sie die beiden Frauen an, die ebenfalls zurück gekehrt waren

„Und wie war´s bei euch?“
.“Nichts“, meinte Ingrid
„Genau wie bei uns.Das heißt, wir sind tatsächlich die einzigen in diesem Zug, übrigens wo ist McGready?“

„Musste mal, und wollte die Toilette suchen“, antwortete Joanna
„Gibt es denn hier im Zug eine“
„Keine Ahnung“

Plötzlich ertönte ein schriller Schrei von der hinteren Seite des Waggons .sie liefen nach hinten, verließen den Waggon, und kamen zu einer kleinen Kabine, die wohl die Toilette darstellte. Die Tür stand einen Spalt weit offen. Sie schoben sie ganz auf, und die Frauen schrien auf.

McGready war mit einem großen Fleischermesser buchstäblich an die Holzwand genagelt worden. Blut tropfte von der Leiche hinunter, und färbte die Wand rot. Unter dem Toten bildete sich bereits eine Lache.

„Raus hier“, stießen Darren hervor. „Zurück in den Salon“
Als sie dort angekommen waren, gingen Darren zur Bar, und nahm sich die Whisky-Flasche, und schenkte vier Gläser ein, während die anderen sich setzten.

Er brachte die Gläser an den Tisch, und setzte sich zu den anderen.
„Okay, das ist jetzt kein Spaß mehr“, sagte Ingrid „Wir sind in einem fahrenden Zug mit einem Killer an Bord“
„Ja“, meinte Harlan Green „aber da wir in diesem Zug offenbar die einzigen Menschen sind, muss der Mörder einer von uns sein.“
„Sie vergessen allerdings die Stimme, die uns begrüßt hat.“, meinte Joanna

„Ja, sie haben Recht“, sagte Darren. „Diese Stimme gehörte Niemand von uns.
Es muss doch noch jemand hier sein, der sich vor uns versteckt.“
„Vielleicht dieser Dr.Asmodin“
„Gut möglich, aber warum will er uns umbringen, und was ist das für einen merkwürdigen Zug, und wohin fährt er?“
Darren erhob sich, und begann den Salon zu durchsuchen. Die Wände waren mit edlem holz vertäfelt, aus dem auch die Möbel bestanden. Gepolsterte Stühle, Tische, hinten die kleine Bar, rote Teppiche auf dem Boden, und Vorhänge aus edlen Stoffen an den Wänden.

Vielleicht suchen wir noch mal  und bilden Zweierteams. Sie, McCoy, nehmen Miss Bartok mit in den hinteren-, ich gehe mit Mrs. Hansen in den vorderen Teil. Sie beschlossen es so zu machen. So gingen Darren und Joanna den Zug in Richtung Lokomotive durch. Harlan und Ingrid gingen entgegen gesetzt.

Es dauerte eine gute halbe Stunde, bis sie fertig waren, und zum Salon zurück kehrten. Als sie die Tür öffneten erstarrten sie. Harlan lag Blut überströmt am Boden, und ein Mann in Schaffner-Uniform hatte Ingrid am Hals gepackt, hielt sie mit unmenschlicher Kraft an die Wand gedrückt, und stieß ihr im nächsten Moment ein großes Küchenmesser in den Leib. Ihr Schrei wurde zu einem Gurgeln, während sie an der Wand hängend noch zuckte. 

Joanna stieß im selben Moment einen Schrei aus. Der Schaffner drehte ihnen den Kopf zu, und das Blut gefror sie in den Adern. Sie blickten in leere Augenhöhlen die zu einem Totenschädel gehörten. Ein rotes Höllenfeuer glühte aus ihnen. Jetzt hob er einen arm, und zeigte mit weißen, klauenartigen Knochenfingern auf sie.

*
Ein Lichtblitz flammte auf, und ein Pergament erschien, in der Luft hängend, auf dem eine Liste mit Namen stand:

Angus McCoy
Olof Hansen
Henry Green
Helena Bartok
Charles McGready

“Helena Bartok war meine Großmutter.“
Darren nickten nur, dann erklang wieder die hohe, unheimliche hohe Stimme:
„Ja, einst, bei der letzten Fahrt des Mitternachtszuges, verkauften sie mir eure Seele, und nun hole ich mir, was mir zusteht“
Ein schauriges Gelächter ertönte, und der knöcherne Schaffner setzte sich in ihre Richtung in Bewegung.

Darren riss Joanna mit sich, und stürmte mit ihr durch die abteile dem Ende  des Zuges zu, den unheimlichen hinter sich. Stets konnten sein die schritte des Verfolgers hören. Die Stimme ertönte wieder:
„Es nützt euch nichts zu fliehen. Ihr werdet nicht entkommen!“

Sie rannten weiter durch den rasenden Zug, das Ungeheuer hinter sich. Das Ende des Zuges kam immer näher .Noch ein Großraumabteil, an geschlossenen abteilen vorbei, der letzte Wagen war erreicht. Wieder ein Großraumabteil .sie waren knapp zur Mitte gekommen, als sich hinter ihnen die Abteiltür öffnete, und ihr Verfolger eintrat.
„Nun seid ihr am Ende“, ertönte wieder die Stimme „Ihr könnt nicht entrinnen.“
Sie waren am Ende angekommen. Darren öffneten die Abteiltür. Kalter Fahrtwind wehte ihnen entgegen.

Sie sahen sich um. Der Unheimliche kam immer näher, konnte schon deutlich den grinsenden Totenschädel unter der Schaffnermütze erkennen. Die arme erhoben sich die Knochenfinger krümmten sich zu klauen. Sie wirbelten wieder herum, traten durch die Abteiltür hinaus aufs Podest in die kalte Nacht. Bei der Geschwindigkeit, in der der Zug raste , war ein Absprung kaum zu überleben ,doch was sollten sie tun, denn auf der anderen Seite war der Knochenmann bereits an der Abteiltür angekommen. Darren fassten einen Entschluss. Er fasste Joanna bei der Hand, zog sie zu sich und sprang…
*
Zugabteile, eine Frau, ein Knochenmann. Das alles drehte sich um ihn.
nicht entkommen, nicht entkommen!“,
tönte es in seinen Ohren
Mister, Mister!", hörte er plötzlichen einen lauten ruf an seinem Ohr.
Er öffnete langsam die Augen, und stellte fest, dass er in einem Bett lag. Neben seinem Bett standen eine in weiß gekleidete Frau, die er nicht kannte, und ein schwarzhaariger Mann in einem weißen Kittel.

Er war in einem Krankenhaus. Mühsam versuchte er sich aufzurichten.
„Ruhig, ruhig, sagte der Mann. Sie sind noch schwach. Sie wurden auf  der Bahnstrecke zwischen Langardon und Roxton gefunden. Wissen Sie, was passiert ist?“
„Der Zug, ich bin aus einem Zug gesprungen“
„Das kann nicht sein. Die Strecke ist still gelegt, da fährt schon seit Jahrzehnten kein Zug mehr“
„Unsinn, ich war doch in dem Zug, und der ist von Langardon abgefahren.“
„Der Bahnhof  von Langardon ist ein Museum. Ist ja eine Merkwürdige Geschichte. Die Frau, die mit ihnen aufgefunden wurde, sagte etwas Ähnliches. Gut, wie dem auch sei, sie müssen noch etwas unterschreiben, eine Formalität. Er legte ihm ein Klemmbrett mit einem Fragebogen hin, der seine Daten abfragte, wie Name Geburtsdatum, Krankengeschichte, etc. abfragte.Er war auf eigentümlich alt wirkendem Papier gedruckt. Darren füllte ihn aus, unterschrieb ihn, und gab er dem Arzt zurück. Der blickte kurz darauf, und ein eigentümliches lächeln glitt über sein Gesicht.
„Gut, sehr gut“, sagte er, wandte sich um, und schickte sich an, das Krankenzimmer zu verlassen.
„Kommen sie Schwester, wir gehen“, rief er der Schwester zu.
„In Ordnung, Dr.Asmodin!“…
ENDE